Netanjahu und Herzog im Porträt
25 Listen sind bei der Wahl in Israel angetreten - und doch war das Geschehen von Anfang an von einem Duell zweier Männer dominiert: Israels konservativer amtierender Ministerpräsident Benjamin „Bibi“ Netanjahu wurde dabei vom Vorsitzenden der Mitte-links-Allianz Ha-Mahane ha-Zioni (Das Zionistische Lager), Jizchak „Bougie“ Herzog, herausgefordert. Im Folgenden Kurzporträts der beiden Politiker:
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Vor den Parlamentswahlen präsentierte sich Netanjahu (Premier von 1996 bis 1999 und ab 2009) als starker Verfechter der Sicherheit Israels. Vor allem im zähen Atomstreit mit dem Iran pocht er auf eine harte Linie - und riskiert dafür sogar die guten Beziehungen mit dem wichtigsten Bündnispartner USA. Kritiker werfen „Mr. Sicherheit“ allerdings vor, er scheue Veränderungen und neige dazu, Probleme einfach auszusitzen - vor allem in den Beziehungen mit den Palästinensern. Der Ex-Mossad-Chef Meir Dagan warnte zuletzt, Israel sei mit Netanjahu in seine bisher schlimmste Führungskrise geraten.
Berechenbar harte Linie gegenüber Palästinensern
Während seiner Amtszeit forcierte Netanjahu den Siedlungsausbau in den Palästinensergebieten. Dieser gilt als ein wesentliches Hindernis auf dem Weg zu einer Friedensregelung mit den Palästinensern. Zuletzt stellte seine rechtsorientierte Likud-Partei auch ein früheres Bekenntnis Netanjahus zur Zweistaatenlösung infrage. Netanjahu führte zwar Verhandlungen mit den Palästinensern über eine umfassende Friedensregelung, diese platzten jedoch vor fast einem Jahr. Der 1949 in Tel Aviv geborene Politiker mit dem Spitznamen „Bibi“ trat für eine vierte Amtszeit an.
Netanjahu wurde politisch unter Ariel Scharon als Ministerpräsident groß. Er trat jedoch als dessen Finanzminister aus Protest gegen die Räumung des Gazastreifens 2005 zurück. Während seiner Zeit in der Armee diente Netanjahu als Kommandant der Eliteeinheit Sajeret Matkal. Sein Bruder Jonathan, ebenfalls Kämpfer der Kommandoeinheit, wurde 1976 bei der Befreiung eines durch palästinensische und deutsche Terroristen entführten Flugzeugs in Ugandas Hauptstadt Entebbe getötet. Netanjahu ist in dritter Ehe verheiratet, Vater von drei Kindern und zweifacher Großvater.
Herzog als Gegenmodell in jeder Hinsicht
Herzog (54) gilt als typischer Vertreter der israelischen „Aristokratie“. Sein Vater Chaim Herzog war Staatspräsident, sein Großvater noch vor der Staatsgründung Chefrabbiner. Und sein Onkel war der legendäre frühere Außenminister Abba Eban. Die einflussreiche Herzog-Familie sei „Israels Antwort auf die Kennedys“, schrieb die Zeitung „Haaretz“. Trotz seines elitären Hintergrunds wirkt der Vorsitzende der Mitte-links-Opposition selbst jedoch wenig glamourös. Vor der Wahl kämpfte der Rechtsanwalt vor allem darum, sein farbloses Image aufzupolieren.
Denn die meisten Israelis finden Herzog wenig charismatisch und etwas spröde, viele witzeln über seine Stimme, die hell und gar nicht staatstragend klingt. Er soll deshalb sogar einen Sprechtrainer engagiert haben. Nur wenige trauten dem in Tel Aviv geborenen Politiker das Amt des Ministerpräsidenten zu - er wirke einfach zu weich. „Ich habe mein Leben lang immer wieder Menschen überrascht“, sagte Herzog dazu allerdings noch vor der Wahl. In der Tat hat er sich schon zäh an die Spitze der Arbeitspartei gekämpft und 2013 die bisherige Vorsitzende Shelly Jachimowich als Oppositionsführerin abgelöst.
Sozialthemen als Wahlkampfschwerpunkt
Der schlanke, braunhaarige 54-jährige ist nicht nur äußerlich ein Gegenkandidat zu Netanjahu. Während dieser im Wahlkampf die Angst vor der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) und dem Iran beschwor, sprach sich Herzog für Frieden mit den Palästinensern aus und warb mit brennenden sozialen Themen in Israel. In der Armee diente Herzog vier Jahre lang in der angesehenen Elitegeheimdiensteinheit 8200. Sie ist vergleichbar mit dem US-Geheimdienst NSA und auch für Cybersicherheit zuständig. Zuletzt war Herzog Major der Reserve.
2003 zog Herzog als Abgeordneter der Arbeitspartei erstmals in die Knesset ein, 2005 wurde er Bauminister, später übernahm er die Ministerien für Tourismus und für Wohlfahrt. Herzogs Ehefrau Michal ist ebenfalls Rechtsanwältin und Leiterin einer Stiftung in Israel. Das Paar hat drei gemeinsame Kinder und lebt in Tel Aviv. Herzogs Spitzname „Bougie“ soll von seiner Mutter stammen, die mit dem verballhornten französischen Wort für Mund (Bouche) ihr Entzücken über sein „Zuckergoscherl“ zum Ausdruck gebracht haben soll.
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