Langfristige Folgen „unwahrscheinlich“
Erdbeeren und Kopfsalat - in diesen beiden Lebensmitteln haben Forscher besonders oft Rückstände von Pestiziden gefunden, die zum Teil sogar die zulässigen Höchstwerte überschritten. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat in einem großangelegten Test rund 81.000 Proben gesammelt und ausgewertet. Eine Gesundheitsgefährdung sieht sie nicht, die Ergebnisse klingen aber dennoch alarmierend.
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In rund 45 Prozent der Proben wurden Rückstände von Pestiziden gefunden. Allerdings hätten die Pestizide nur bei etwa 1,5 Prozent der Proben die zulässigen Gesundheitsgrenzwerte überschritten, teilte die EFSA Mitte März in Parma mit. Bei einem guten weiteren Prozent war das Überschreiten weder auszuschließen noch ganz sicher.
Importware stärker belastet
Die Proben stammen aus 27 EU-Staaten - Kroatien nahm noch nicht teil - sowie Norwegen und Island und sind aus dem Jahr 2013. Rund 1.200 kommen dabei aus Österreich. Generell waren Lebensmittel, die in der EU hergestellt wurden, der Erhebung zufolge etwas weniger belastet als Importware. Bei Produkten aus Drittländern wurde der Grenzwert in 5,7 Prozent der Proben überschritten.
Pestizide sind Chemikalien für den Pflanzenschutz und zur Schädlingsbekämpfung, es gibt Hunderte, die Untersuchung betraf 685. Für einen Teil der Proben - nämlich für die, die EU-weit von den gleichen Lebensmitteln entnommen wurden - analysierte die EFSA das Gesundheitsrisiko. Demnach ist das kurzfristige Risiko, über die Nahrung einen schädlichen Pegel von Pestizidrückständen zu erreichen, „gering“. Langfristige Folgen für die Gesundheit der Verbraucher seien „unwahrscheinlich“, urteilte die Lebensmittelbehörde.
Greenpeace warnt vor „Pestizidcocktails“
Dem widerspricht indirekt die Umweltschutzorganisation Greenpeace. Sie weist auf die hohe Zahl an Proben hin, nämlich etwa ein Viertel, die bei der EFSA-Studie Rückstände von gleich mehreren Pestiziden aufwiesen. Es sei ungeklärt, wie solche „Pestizidcocktails“ im menschlichen Organismus zusammen wirkten, ob beispielsweise ein Rückstand als „Türöffner“ für einen anderen agiere oder ob ihre Wirkungen sich addierten, sagte Agrarexpertin Christiane Huxdorff zu AFP.
Besonders oft fanden die Wissenschaftler solche multiple Pestizidrückstände in Erdbeeren, Pfirsichen, Äpfeln und Kopfsalat. Die Belastungen gingen aber - so die Behörde - gegenüber Untersuchungsergebnissen aus 2010 zurück.
Selbst „bio“ muss nicht pestizidfrei sein
Auch in biologischen Lebensmitteln sind Pestizidrückstände zu finden - zwar weniger häufig als in den herkömmlichen, aber doch immerhin in gut 15 Prozent der Proben (eine Grenzwertüberschreitung wurde in nur 0,8 Prozent gemessen). Untersucht wurden auch verarbeitete Lebensmittel - diese weisen im Schnitt einen niedrigeren Belastungswert auf als unverarbeitete. Auch tierische Produkte waren weniger häufig betroffen als pflanzliche. Trotzdem, so die EFSA, betrachte man die Häufigkeit, in denen Pestizidrückstände in Lebensmitteln des täglichen Bedarfs vorkommen, so sei eine große Zahl der europäischen Konsumenten durch die Nahrung diesen Substanzen ausgesetzt.
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