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Deadline bis Ende März

Die Polizei in Neuseeland untersucht Drohungen gegen Fonterra, den größten Molkereiproduzenten des Landes, und gegen den landesansässigen Bauernverband Federated Farmers. Unbekannte hatten im November Briefe an die Hersteller Fonterra und Federated Farmers geschickt, in denen sie drohten, Babymilch mit einem Pflanzenschutzmitteln zu vergiften.

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Die Briefe beinhalteten Päckchen mit Trockenmilch, die mit dem Pflanzenschutzmittel 1080 versetzt waren, sagte der stellvertretende Polizeichef Mike Clement am Dienstag. Die Verfasser wollten ihre Drohung bis Ende März umsetzen, falls das Pestizid nicht bis zu diesem Zeitpunkt in Neuseeland abgesetzt werde.

Verstärkte Tests bei Fonterra

Man gehe der Sache nach und nehme die Drohungen ernst, wenngleich die Möglichkeit bestehe, dass es sich um einen Scherz handle, sagte Clement. Die Drohung habe man am Dienstag aufgrund nicht näher genannter neuer „Entwicklungen“ öffentlich gemacht, berichtet das Onlineportal Quartz. „Wir haben sofortige und entschiedene Schritte eingesetzt, um unseren Kunden und Konsumenten erhöhte Zuversicht zu geben“, erklärte Theo Spierings, CEO von Fonterra, in einem Statement. Zu den Maßnahmen zählten verstärkte Tests und Sicherheitsmaßnahmen.

Pestizid 1080

APTN

1080 wird gegen Schädlinge wie Ratten, Possume und Kaninchen eingesetzt

Enorme Bedeutung für Wirtschaft

Sollte die Drohung tatsächlich wahr gemacht werden, wäre das nicht nur für die Unternehmen ein Riesenproblem - der Milchhandel ist ein enorm wichtiger Faktor in der gesamten neuseeländischen Wirtschaft. Entsprechend mit Unsicherheit reagierte der Markt am Dienstag: Der Aktienhandel von Fonterra wurde vor der Polizeiveröffentlichung ausgesetzt, und der New Zealand Dollar sank auf ein Sechswochentief. Milchprodukte machen rund acht Prozent des landesweiten Bruttoinlandsprodukts (BIP) und ein Viertel der Exporte aus.

Aufgrund der hohen Exportquote könnten die Auswirkungen auch weit über die Grenzen des Landes hinausgehen - gerade beim Thema Babynahrung herrscht große Sensibilität. Und das vor allem in China. Nach einem Skandal um mit Melamin vergiftete Babymilch, an der 2008 mehr als 300.000 Babys erkrankten und sechs von ihnen starben, greifen chinesische Konsumenten verstärkt auf Ware ausländischer Firmen zurück. Fonterra - einer der größten neuseeländischen Exporteure von Milchprodukten - musste selbst 2013 einige seiner Babyprodukte zurückrufen, da eine Verunreinigung befürchtet wurde, auch wenn sich der Alarm im Nachhinein als falsch erwies.

Molkerei der Firma Fonterra in Neuseeland

AP/New Zealand Herald/Steve Carle

Das größte Molkereiunternehmen des Landes versucht zu kalmieren

Premier spricht von „Ökoterrorismus“

Zur Beruhigung versuchte auch Regierungschef John Key beizutragen: Milchnahrung sei weiter bedenkenlos zu konsumieren, sagte er in einer Pressekonferenz im Parlament am Dienstag laut BBC. Es sei unwahrscheinlich, dass die Drohung tatsächlich wahr gemacht werde, aber sowohl die Polizei als auch Politik würden die Sache sehr ernst nehmen. „Ich möchte Eltern versichern, dass in Antwort auf die Drohung jeder mögliche Schritt unternommen wurde, um die Sicherheit unserer Lebensmittel weiter zu gewährleisten“. Key bezeichnete die Drohung als „Ökoterrorismus“.

Neuseeland größter Abnehmer von 1080

Neuseeland ist laut Quartz der größte Nutzer des Pestizids 1080. Es wird dazu verwendet, invasive Arten, wie Ratten, Wiesel, Possume und Kaninchen zu töten. Der Einsatz ist sehr umstritten - abgesehen von Bauern wird er zum Teil sogar von Umweltschützern verteidigt, die die ursprüngliche Fauna des Landes durch die Eindringlinge bedroht sehen. Auf der anderen Seite stehen - in einer ungewöhnlichen Allianz - Tierrechtsaktivisten und Jäger, die nicht wollen, dass diese Arten ausgelöscht werden. Die politischen Parteien sind über die Frage gespalten.

Mehrfach gab es in der Vergangenheit gewaltsame Proteste gegen den Einsatz von 1080. 1995 wurde von Gegnern ein Hubschrauber entführt, fünf Jahre später gab es falschen Bombenalarm gegen einen Pestizidlieferanten. Das Pflanzenschutzmittel wird in den USA produziert und in Neuseeland zu Pellets verarbeitet. Etwa 80 Prozent der weltweiten Produktion kommen in Neuseeland zum Einsatz.

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