„Fassungslosigkeit und Entsetzen“
Drei französische Spitzensportler - die französische Olympiaschwimmerin Camille Muffat, die Seglerin Florence Arthaud und der ehemalige Boxer Alexis Vastine - sind am Dienstagmorgen bei einem Hubschrauberabsturz in Argentinien ums Leben gekommen. Frankreichs Sportwelt trägt Trauer.
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"Zwischen Fassungslosigkeit und Entsetzen: Der französische Sport ist in Trauer“, titelte am Dienstag die Pariser Zeitung „Le Monde". In der Zeitung würdigten Kollegen die verunglückten Spitzensportler. Fabrice Pellerin, eine frühere Trainerin der Schwimmerin Muffat, schrieb: „Das ist, als hätte ich heute Früh jemanden aus meiner Familie verloren.“
„Inspiration für uns alle“
„Das sind niederschmetternde Neuigkeiten, ein Leben wurde viel zu früh genommen“, twitterte Lagen-Olympiasiegerin Jessica Hardy aus den USA. Ihre Teamkollegin, die viermalige Olympiasiegerin Janet Evans, würdigte Muffat als „unglaubliche Athletin und Inspiration für uns alle“. Auch Ungarns Lagen-Weltmeisterin Katinka Hosszu äußerte sich erschüttert: „Ich kann es nicht glauben.“

APA/AP/Michael Sohn
Camille Muffat
Muffat hatte bei den Spielen 2012 in London Olympiagold über 400 Meter Freistil, Silber über die 200 Meter Freistil sowie Bronze mit der französischen Freistil-Staffel über 4 x 200 Meter gewonnen. Im Vorjahr beendete die 25-Jährige ihre Karriere.
„Du hinterlässt ein prächtiges Kielwasser, Florence“, schrieb die „Liberation“ über die Weltklasseseglerin Florence Arthaud. Arthaud wäre vor vier Jahren fast gestorben, als ihr Boot im Mittelmeer kenterte. „Helden sterben niemals“, titelte „Paris Match“. Der Schock über den Tod der prominenten Sportler sitzt im ganzen Land tief. „Ganz Frankreich trauert heute Morgen“, schrieb Regierungschef Manuel Valls über den Kurznachrichtendienst Twitter. Auch Präsident Francois Hollande zeigte sich erschüttert. In einer Erklärung hieß es, der plötzliche Tod sei „ungeheuer traurig“. Der Staatschef sicherte den Angehörigen der Opfer seine Unterstützung zu.
Ermittlungen eingeleitet
Das Unglück ereignete sich nach Medienberichten nahe der Ortschaft Villa Castelli in der Provinz La Rioja, rund 1.100 Kilometer nordwestlich der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires. Zum Zeitpunkt der Kollision habe gutes Wetter geherrscht. Die beiden Helikopter seien rund 400 Meter vom Startpunkt entfernt zusammengeprallt und brennend abgestürzt. Sie seien von örtlichen Stellen zur Verfügung gestellt worden, hieß es weiter. Die Bundespolizei habe Ermittlungen eingeleitet, eine Expertengruppe der Luftfahrtbehörde sei auf dem Weg in die bergige Region.
Auch in Frankreich wurden Ermittlungen wegen fahrlässiger Tötung aufgenommen, wie die französische Nachrichtenagentur AFP unter Berufung auf Justizkreise meldete.
Toter bereits bei früherer Produktion
Möglicherweise hätten sich beide Maschinen in der Luft gestreift, teilte die Regionalregierung von La Rioja mit. „Es gab eine große Explosion, und dann war alles in Flammen gehüllt“, zitierte die örtliche Zeitung „Nueva Rioja“ eine Radioreporterin, die Augenzeugin des Absturzes wurde. Bei dem Crash starben auch die beiden Piloten und mehrere Mitarbeiter der Produktionsfirma Adventure Line Productions (ALP). In der Nähe des Absturzortes warteten die übrigen Teilnehmer der Show, sie konnten jedoch gegen die Flammen nichts ausrichten.
Die Teams seien zu Dreharbeiten für die Realityshow „Dropped“ des französischen Senders TF1 in der Schlucht Quebrada del Yeso unterwegs gewesen. Bei der Überlebenssendung werden die Teilnehmer mit verbundenen Augen in einen entlegenen Teil der Welt gebracht und dort ausgesetzt. Nur ausgestattet mit Wasser und einem GPS-Sender zur Sicherheit müssen sie in der Wildnis überleben, sich Nahrung suchen und einen Unterstand für die Nacht bauen.

APA/ORF.at
„Wir kennen nicht die genauen Umstände. Das Einzige, was ich sagen kann ist, dass wir völlig bestürzt sind,“, erklärte der Präsident von TF1 gegenüber dem TV-Sender RTL. Im Jahr 2013 musste die Produktion einer anderen Realityshow derselben Produktionsgesellschaft gestoppt werden, nachdem ein Teilnehmer gestorben war und sich der Arzt der Sendung anschließend das Leben nahm.
Schwierige Bergung der Opfer
Unter den Teilnehmern von „Dropped“ war auch der ehemalige Stürmer der französischen Nationalelf, Sylvain Wiltord. Er war aber zuvor schon ausgeschieden und nach Frankreich zurückgekehrt. „Es ist grauenvoll, es wird schwierig sein, die Leichen zu bergen. Die beiden Hubschrauber sind ausgebrannt“, sagte Bürgermeister Andres Navarrete dem örtlichen Radiosender La Red. Das Team habe bereits zweimal in der Gegend gedreht, am Montag sollte der dritte Dreh beginnen. Die Region sei durch die Rallye Dakar international bekanntgeworden.
Noch nie Probleme in La Rioja
„Dropped“ ist ursprünglich ein schwedisches Format, das mittlerweile von vielen Ländern übernommen wurde. Der Programmleiter der norwegischen Version von „Dropped“, Dag Otto Lauritzen, teilte dem Fernsehsender NRK mit: „Das ist tief tragisch, und ich habe einen Schock bekommen, als die Nachricht kam.“ Als die Norweger eine Folge in La Rioja aufgezeichnet hätten, habe er die Sicherheit als gut erlebt. „Bei unserer Produktion hatten wir zwei Sicherheitsexperten dabei, die vorher an allen Aufnahmeorten eine gründliche Arbeit geleistet hatten und die auch die ganze Zeit bei den Aufzeichnungen dabei waren.“
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