Offensive auf Mossul geplant
Hat die Offensive der irakischen Armee auf Tikrit Erfolg, soll in den kommenden Monaten die Rückeroberung der strategisch wichtigen Stadt Mossul folgen. Die Stadt ist seit Juni vergangenen Jahres in den Händen der Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Mit Guerillataktiken versuchen Widerstandskämpfer die Dschihadisten in deren Hochburg zu schwächen.
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Der IS wurde von der sunnitischen Bevölkerung in Mossul zunächst noch willkommen geheißen, erhoffte sie sich dadurch doch ein Ende der Unterdrückung durch das schiitisch dominierte Militär in den Jahren zuvor. Doch mit der Zerstörung religiöser Stätten durch IS-Kämpfer, den Attacken und der Vertreibung von Christen und Jesiden wuchs die Ablehnung der neuen Herrscher in Mossul, so der Nahost-Experte Aymenn Jawad Al-Tamimi in einem Artikel in der „Middle East Review of International Affairs“ („MERIA“). Inzwischen werden die Widerstandsgruppen laut Berichten auch von zahlreichen Bewohnern in Mossul unterstützt.
Guerillakämpfer haben Zulauf seit Jahresbeginn
Schon wenige Wochen nach dem Sturm auf die Stadt hatten sich unter dem Dach der Bataillone von Mossul (Kata’ib al-Mawsil) erste Gruppen gebildet, die mit Guerillaaktionen Widerstand gegen die IS-Belagerung leisteten. Einige bewaffnete Formationen schlossen sich bereits im Herbst als Mosul Liberation Council (MLC) zusammen, berichtete die in den USA betriebene Onlineplattform mit Fokus auf den Nahen Osten, al-Monitor. Eine zentrale Rolle bei der Koordination dieser Gruppen dürfte der vertriebene Gouverneur der Provinz Niniveh, Atil al-Nudschaifi, gespielt haben.

AP/Karim Kadim
Der irakische Vizepräsident Osama al-Nudschaifi stammt aus Mossul
Teil des MLC ist auch die prominenteste Widerstandsgruppe, das Free Officers Movement, mit rund 600 Mitgliedern. Berichten zufolge hatten diese Bataillone, bestehend aus ehemaligen Offizieren, Stammesmitgliedern und lokalen Wirtschaftstreibenden, seit Jahresbeginn besonders großen Zulauf, der vermutlich noch größer wird. Grund dafür dürfte auch eine PR-Offensive des MLC sein, mit der die Aktivitäten der Widerstandskämpfer veröffentlicht werden.
IS-Korrespondenz zugespielt
Ein Netzwerk von „IS-Kommandozellen“ führte bisher rund 300 Attacken auf IS-Vertreter aus - durch selbst gebastelte Bomben, Schießereien und den Sturm auf Waffenlager, so der irakische Vizepräsident Osama al-Nudschaifi, Bruder von Atil, in einem NBC-Interview. Mehrere Medien berichteten über den Tod auch hochrangiger IS-Mitglieder durch diese Attacken. IS-Überläufer sollen den Widerstandsgruppen sogar an IS-Chef Abu Bakr al-Baghdadi gesandte Briefe weitergeleitet haben. In der Korrespondenz ging es etwa um finanzielle Probleme und IS-Rückschläge, berichtete der kurdischsprachige TV-Sender WAAR.
Regierung über Aktivitäten informiert
Es sei schwierig, aufgrund der starken IS-Kontrollen den Widerstandskämpfern Nachschub nach Mossul zu liefern, sagte der irakische Vizepräsident: „Ihre gesamten Operationen werden auf Basis der ihnen in Mossul zur Verfügung stehenden Ressourcen geplant und durchgeführt.“ Die Regierung könne die IS-Gegner nicht direkt unterstützen, sie werde aber im Detail über deren Aktivitäten auf dem Laufenden gehalten. Ziel sei es, den IS innerhalb der Stadt zu schwächen. Die einzelnen Widerstandszellen seien aber nicht direkt miteinander verbunden - wegen der Sorge, dass der IS leichter zu Informationen von anderen Bataillonen käme, sollte einer der Guerillakämpfer gefangen genommen werden, so Nudschaifi.
Bei der geplanten Offensive auf Mossul sollen auch die USA mit Luftschlägen und der Unterstützung des irakischen Militärs mitwirken. Aus taktischen Gründen sei eine verstärkte Kooperation zwischen der internationalen Anti-IS-Koalition, den irakischen Sicherheitskräften und den Widerstandsgruppen in Mossul entscheidend für die Rückeroberung der Stadt vom IS, betonen Nahost-Experten. Bei den amerikanischen Mossul-Plänen spielen die Widerstandsgruppen in der Stadt - bisher - aber offenbar kaum eine Rolle.
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