Bei Vulkanologen „läuten Alarmglocken“
Seit fast einem halben Jahr hatte der Vulkan Bardarbunga das Leben auf Island beeinflusst - mit ausfließender Lava, Verkehrsbehinderungen, lokalen Beben, starkem Schwefelgeruch und saurem Regen. Nun ist mit all dem Schluss: In den letzten zweieinhalb Wochen ist die von außen wahrnehmbare Aktivität des Vulkans zum Erliegen gekommen. Und genau das bereitet den Isländern Sorge.
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Die über Monate hinweg ununterbrochene Spalteneruption nördlich der Bardarbunga - sie hatte sogar bis nach Österreich zu einem deutlichen Anstieg der Schwefeldioxidwerte in der Luft geführt - ließ zuletzt überraschend schnell nach und könnte demnächst ganz aufhören. Die austretende Lava wird laut Beobachtern immer zäher, der versteinerte Bereich der Vulkanspalte demnach immer größer. Vulkanologen sehen darin aber keineswegs ein Zeichen für Entspannung. Eher im Gegenteil.
Bis zu 200 Kubikkilometer Magma im Inneren
Laut Armann Höskuldsson von der Universität Reykjavik dauert der gemäßigte Lavaausstrom bei einem Vulkan von der Größe der Bardarbunga in der Regel mehrere Jahre, manchmal sogar Jahrzehnte. Die Eruption des Bardarbunga hatte jedoch erst im letzten August begonnen. Gegenüber dem Newsportal Visir schätzte der Vulkanologe, dass in der unterirdischen Magmakammer des von Gesteinsmassen verschlossenen Bardarbunga-Kraters noch zwischen 100 und 200 Kubikkilometer Magma unter Druck stehen.

Reuters
Der Ausbruch der Bardarbunga im letzten August
Die Bardarbunga (Bardars Erhebung, benannt nach dem Wikinger-Siedlervater Bardur) hatte mit ihrem Ausbruch im letzten Jahr Ängste geweckt, es könnte erneut zu massiven Störungen in Europas Flugverkehr kommen. Zuletzt war das in den Jahren 2010 und 2011 wegen der Aschewolken der - weit kleineren - isländischen Vulkane Eyafjallajökull und Grimsvötn der Fall. Im Frühjahr 2010 wurden wegen der Eruption des Eyjafjallajökull mehr als 100.000 Flüge gestrichen. Mehr als acht Millionen Reisende saßen zum Teil tagelang auf Flughäfen fest.
Warnstufe gesenkt
Die von Vulkanen ausgestoßene Asche bleibt über Wochen in der Atmosphäre, kann sich je nach Wetterlage über ganz Europa verbreiten und laut Experten in Flugzeugtriebwerken großen Schaden anrichten, der bis zum Ausfall der Turbinen führen kann. Die Fluglinien reagierten beim Ausbruch des Eyjafjallajökull anfangs mit Verständnis für die Order, die Flugzeuge auf dem Boden lassen zu müssen - später angesichts von sich aufbauenden Milliardenverlusten jedoch mit umso erbitterterer Kritik. Nun senkten die isländischen Behörden die Vulkanalarmstufe für die Bardarbunga weiter.
Land der Vulkane
Auf Island sind gut 30 Vulkane aktiv. Die Insel mit ihren rund 317.000 Bewohnern erlebt im Durchschnitt alle fünf Jahre einen Vulkanausbruch.
Laut Vulkanologen bedeutet die sich langsam schließende Vulkanspalte allerdings wachsende Gefahr: Bisher konnte der Vulkan kontinuierlich „Druck ablassen“, nun könnte sich im Inneren umso mehr Druck aufbauen, der sich schließlich in einer wirklich gewaltigen Eruption entladen könnte. In einem Vortrag vor Studenten hatte Höskuldsson zuletzt betont, die Entwicklung rund um die Bardarbunga müsse „jetzt die Alarmglocken läuten lassen“. Das „Ereignis“ sei mit Sicherheit noch nicht vorbei.
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