6,7 Mio. Euro auf Konto geparkt
Die britische Großbank HSBC hat sich erneut für Verfehlungen bei ihrer Schweizer Tochter entschuldigt. Der Steuerfall erinnere die Bank daran, wie viel noch zu tun sei, teilte HSBC am Montag mit. Europas größter Bank wird Beihilfe zur Steuerhinterziehung vorgeworfen. Daraus seien aber Konsequenzen gezogen worden, hieß es zuletzt bereits.
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Trotz der Beteuerungen zeigt sich, dass die Aufklärung der Affäre wohl erst am Anfang steht: Am Montag wurde bekannt, dass HSBC-Chef Stuart Gulliver selbst Kunde der in die Kritik geratenen Schweizer Private-Banking-Tochter des Geldhauses war. Wie der „Guardian“ berichtete, wurde Gulliver als wirtschaftlich Berechtigter eines Kontos einer Firma aus Panama bei der Schweizer HSBC-Filiale geführt.
Anwälte Gullivers teilten der Zeitung mit, der Banker habe das Konto in der Schweiz genutzt, um die Boni vor seinen damaligen Kollegen in Hongkong geheim zu halten. Warum das Konto über eine Firma aus Panama lief, wollten die Anwälte demnach nicht kommentieren. Rund 6,7 Millionen Euro sollen 2007 auf dem Konto gelegen sein, das auf den Namen einer in Panama registrierten Gesellschaft, Worcester Equities, angemeldet war.
Anwälte: Steuern für Prämien bezahlt
Ein Sprecher von Gulliver sagte laut „Guardian“, der Vorstandschef der HSBC habe ein Konto in der Schweiz gehabt, um dort vor 2003 erhaltene Boni anzulegen. In jenem Jahr sei er von Hongkong nach London gezogen. Seinen Anwälten zufolge hat Gulliver in Hongkong Steuern auf diese Boni gezahlt und sein Schweizer Konto bei den britischen Steuerbehörden angemeldet.
Die britische Zeitung berief sich bei dem Bericht auf vertrauliche Unterlagen der Großbank zu den Jahren 2005 bis 2007. Gulliver steht seit 2011 an der HSBC-Spitze. Vor einer Woche hatte er sich in Zeitungsanzeigen für die Beihilfe zur Steuervermeidung bei der Schweizer Tochter entschuldigt. Ein Insider hatte den französischen Steuerbehörden Informationen zugespielt. Daraus wurde deutlich, dass Zehntausende HSBC-Kunden aus 150 Ländern an den Behörden ihrer Staaten vorbei Geld in die Schweiz geschafft hatten.
Gewinneinbruch um 17 Prozent
Die Bank bekommt die Affäre nun auch deutlich zu spüren: Der Vorsteuergewinn brach 2014 um 17 Prozent auf 18,7 Mrd. Dollar (16,55 Mrd. Euro) ein. Das Ergebnis lag damit deutlich unter den Analystenerwartungen, auch weil die Kosten im operativen Geschäft stiegen. An der Londoner Börse fielen HSBC-Aktien daraufhin um knapp sechs Prozent. Die Schweizer Filiale der britischen Bank steht schon länger im Visier von Ermittlern: Im vorigen Jahr etwa verhängte die US-Börsenaufsicht eine Millionenstrafe gegen HSBC, weil US-Kunden illegale Dienstleistungen angeboten worden waren.
Zehntausenden bei Steuerhinterziehung geholfen?
Ein internationales Recherchenetzwerk hatte am 9. Februar Schwarzgeldkonten und Geschäfte mit Waffenhändlern und Schmugglern bei der Schweizer HSBC öffentlich gemacht. Den Recherchen zufolge half die Bank in der Vergangenheit weltweit Zehntausenden Kunden, darunter bekannte Diktatoren und Kriminelle, rund 180 Mrd. Euro vor den Steuerbehörden zu verstecken. Zu dem Recherchenetzwerk gehört auch der „Guardian“. In der Schweiz wurden vergangene Woche Ermittlungen wegen schwerer Geldwäsche gegen die HSBC Private Bank eingeleitet.
Die Schweizer Filiale der HSBC hatte sich nach den Enthüllungen von den kritisierten Praktiken distanziert. Seit 2008 habe die Bank einen radikalen Umbau vorgenommen. Neue Manager hätten die Geschäftspraktiken grundlegend überarbeitet und Konten zweifelhafter Kunden geschlossen. In der Schweiz läuft ein Strafverfahren wegen des Verdachts auf schwere Geldwäsche gegen die Schweizer HSBC-Filiale.
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