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Wiener Studie misst Himmelshelligkeit

Wenn der Vollmond die Menschen schlechter schlafen lässt, wie das eine 2013 veröffentlichte Studie belegt, dann dürfte das zumindest in Städten nicht vom Mondlicht abhängen. Denn die Helligkeit der Lichtglocke über Wien und einem Berg im Wienerwald übertrifft die Himmelsaufhellung durch den Vollmond bei weitem, zeigte die 2013 präsentierte Untersuchung von Astrophysikern der Universität Wien.

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Über ein Jahr lang maßen die Wissenschaftler auf der Universitätssternwarte in Wien und auf dem Mitterschöpfl, dem höchsten Berg des Wienerwaldes, jede Nacht alle sieben Sekunden die nächtliche Himmelshelligkeit. Dabei konzentrierten sie sich bewusst auf die globale Lichtglocke, punktuell störende, besonders helle Lichtquellen in der Stadt wurden nicht erfasst.

1.570-mal heller als natürliche Helligkeit

Analog dazu wurde der Mond hinsichtlich seiner Wirkung auf den Nachthimmel, nicht hinsichtlich seiner direkten Einstrahlung gemessen. Dabei zeigte sich, dass durch den Lichtsmog über Wien Werte erreicht wurden, die die natürliche Nachthimmelshelligkeit 1.570-fach übertrafen. Verglichen wurde dabei mit der Nachthelligkeit bei Neumond, so Thomas Posch vom Institut für Astrophysik der Uni Wien. Die Grundhelligkeit des Himmels bei Neumond ergibt sich vor allem durch das Licht der Sterne und den durch Leuchterscheinungen der Luftmoleküle verursachten „Airglow“ der Atmosphäre.

„Was in Wien die nächtliche Himmelshelligkeit dominiert, ist heutzutage nicht mehr primär die Mondphase, sondern vielmehr der Bewölkungsgrad“, so der Erstautor der Studie, Johannes Puschnig. Bei dichter Bewölkung und noch ausgeprägter bei Schneefall werde die städtische Lichtglocke gegenüber klarem Himmel um mindestens das Zehnfache verstärkt. Damit würden die Werte der Himmelsaufhellung durch den Vollmond bei weitem übertroffen.

Einfluss des Mondes nimmt ab

Dagegen würde die Himmelshelligkeit auf dem relativ entlegenen Mitterschöpfl im Wienerwald klar mit den Mondphasen zusammenhängen. Für die Wissenschaftler sind die Messergebnisse auch bei chronobiologischen Fragen relevant. „Der für unser Wohlbefinden wichtige Tag-Nacht-Rhythmus wird in den Großstädten immer mehr nivelliert. Und der Mond tritt als Zeitgeber von Perioden mit rund 29,5 Tagen auch immer mehr in den Hintergrund“, so Puschnig.

Nach Ansicht der Astrophysiker sollten angesichts der Resultate Studien über den Einfluss des Mondes auf die Schlafqualität „in vertiefter Form durchgeführt werden“. So müsse etwa geklärt werden, ob die Versuchspersonen üblicherweise an Orten schlafen, wo der Mond noch die dominierende nächtliche Lichtquelle ist.

Straßenlampen als Hauptverschmutzer

Im Rahmen der Studie untersuchten die Wissenschaftler den Nachthimmel auch spektroskopisch, um die Hauptverursacher für den Lichtsmog zu identifizieren. Erwartungsgemäß stellte sich das - vor allem von der Straßenbeleuchtung ausgehende - Licht aus Natriumdampflampen und Leuchtstoffröhren als Hauptverschmutzer heraus.

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