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Leise Frage nach Arbeitsplätzen

Das Pensionsantrittsalter ist im Vorjahr zumindest auf den ersten Blick deutlich, nämlich um über 13 Monate, gestiegen. Statt mit 58,5 Jahren gingen die Österreicher 2014 mit 59 Jahren und sieben Monaten in den Ruhestand. Schaut man freilich nur die Alterspensionen an, ist der Anstieg mit knapp fünf Monaten (auf 61 Jahre und zwei Monate) deutlich weniger beeindruckend.

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Dieser Unterschied rührt daher, dass im Vorjahr die Invaliditätspension für unter 50-Jährige durch ein Rehageld abgelöst wurde, womit diese Gruppe aus der Pensionsstatistik fällt. Durch diesen statistischen Kniff war bereits im Vorhinein klar, dass das Antrittsalter deutlich steigen wird. Aber auch ohne diese Besonderheit bei der Invaliditätspension zeigt die Mitte Jänner vom Sozialministerium veröffentlichte Statistik klar, dass die ergriffenen Maßnahmen wie etwa der erschwerte Zugang zur Hacklerregelung ihre Wirkung entfalten.

Letzter Run auf die Hacklerregelung

Sowohl bei den Pensionsanträgen als auch bei den Zuerkennungen gab es deutliche Rückgänge. Laut den von Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) präsentierten Zahlen des Ministeriums wurden im Vorjahr 66.177 Anträge auf eine Alterspension gestellt. Das sind 12.205 oder 15,6 Prozent weniger als 2013. Besonders stark - nämlich um gleich gut 42 Prozent - gingen die Ansuchen für die Langzeitversichertenpension (Hacklerregelung) zurück, was angesichts der Anhebung des Antrittsalters um zwei Jahre nicht weiter verwundert.

Als Ausweichmöglichkeit besteht nur noch die Schwerarbeiterregelung, in deren Genuss man aber weit schwieriger kommt, als das bis zum Vorjahr bei der Hacklerregelung der Fall war. Tatsächlich kam es 2014 bei den Anträgen hier zu einem Plus von mehr als 100 Prozent. In absoluten Zahlen sind das aber nur knapp 1.600 Anträge auf Schwerarbeiterpension mehr. Zum Vergleich: Bei der Hacklerregelung gab es fast 11.700 Ansuchen weniger. Hundstorfer sieht belegt, dass die Schwerarbeiterpension eben „keine neue Hacklerregelung wird“.

Mentalitätswandel?

Einen Mentalitätswandel erkennt das Sozialministerium auch bei der Invaliditätspension. Die gesammelten Anträge auf Invaliditätspension und Rehageld lagen im Vorjahr bei gut 52.300 und damit 15,3 Prozent unter dem Wert von 2013. Das Sozialministerium führt das auf Initiativen wie die „Gesundheitsstraße“ und „Fit2Work“ zurück, der ÖVP-Seniorenbund demgegenüber auf die nunmehr wirksamen versicherungsmathematischen Abschläge bei früherem Pensionsantritt.

Rückgänge gibt es auch bei den Zuerkennungen. Bei den Alterspensionen wurden gut 61.400 verzeichnet, das ist ein Minus von knapp zwölf Prozent. Immerhin noch gut 17.000 Menschen kamen in den Genuss der Hacklerregelung, was trotzdem einen Rückgang von rund einem Drittel bedeutet. Deutlich mehr Zuerkennungen gab es bei der Schwerarbeiterregelung, ein vergleichsweise kleines Plus bei der Nachfolgerin der klassischen Frühpension, der mit relativ hohen Abschlägen versehenen Korridorpension.

Wirtschaft sieht weiterhin „alarmierende“ Lage

Vor allem der SPÖ-Pensionistenverband, die AK und der ÖGB pochten - bei grundsätzlichem Lob für die Zahlen aus dem SPÖ-Ministerium - auf Maßnahmen für einen alterskonformen Arbeitsmarkt, vor allem die Idee eines Bonus-Malus-Systems für Arbeitgeber bei der Beschäftigung älterer Arbeitnehmer. Die Wirtschaftskammer (WKÖ) ist strikt gegen diese Idee. Ohnehin warf die WKÖ dem Sozialministerium wegen der neuen Regelung bei der Invaliditätspension einen „statistischen Trick“ vor: Die Situation bei den Pensionen bleibe „alarmierend“.

Auch NEOS sprach von „Zahlentrickserei“: „Möglicherweise erleben wir hier nur eine Kostenumschichtung von Invaliditätspensionzahlungen hin zu Rehabilitationsgeldern.“ Sozialminister Hundstorfer bewertete die Entwicklung hingegen naturgemäß positiv und sah sich darin bestätigt, dass man den im Regierungsprogramm vorgegebenen Pfad „ganz sicher erfüllen“ könne. Bis 2018 soll das durchschnittliche Antrittsalter 60,1 Jahre betragen.

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