China: Nach Hinrichtung von Unschuldigem neues Todesurteil
Fast zwei Jahrzehnte nach der Hinrichtung eines unschuldig Verurteilten ist in China der eigentliche Täter zum Tode verurteilt worden. Ein Gericht in Hohhot in der Inneren Mongolei verurteilte den 42-jährigen Zhao Zhihong heute wegen der Vergewaltigung und Erdrosselung einer jungen Frau im Jahr 1996, wie die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtete. Er hatte die Tat schon vor zehn Jahren gestanden, die Behörden hatten aber erst kürzlich darauf reagiert.
Kurz nach der Ermordung der Arbeiterin in der Toilette einer Textilfabrik in Hohhot war der 18-jährige Mongole Hugjiltu festgenommen worden. Nach einem 48-stündigen Verhör räumte er die Tat ein, knapp zwei Monate später wurde er hingerichtet. Hugjiltus Eltern protestierten von Beginn an gegen die Verurteilung und Hinrichtung ihres Sohnes, doch stießen sie stets auf taube Ohren.
Dass es sich um einen dramatischen Justizirrtum handelte, räumten die Behörden erst kürzlich offiziell ein. Das Gericht in Hohhot sprach Hugjiltu im Dezember posthum von allen Vorwürfen frei, seinen Eltern wurde eine Entschädigung von umgerechnet 265.000 Euro zugesagt.
Todesstrafe auch für Bergbaumilliardär
Ein Bergbaumilliardär, sein Bruder und drei weitere Komplizen wurden ebenfalls hingerichtet. Nach einem letzten Treffen mit engen Verwandten seien die fünf exekutiert worden, teilte ein Gericht in Xianning in der zentralen Provinz Hubei mit. Die Gruppe war im Mai wegen mehrfachen Mordes und Leitung einer mafiösen Gruppe zum Tode verurteilt worden.
Der Fall sorgt in China auch deswegen für Aufregung, weil der nun hingerichtete Milliardär Liu Han Verbindungen zum in Ungnade gefallenen früheren chinesischen Sicherheitschef Zhou Yongkang gehabt haben soll. Zhou ist der bisher höchste Funktionär der Kommunistischen Partei, gegen den wegen Korruptionsverdachts ermittelt wird.
Liu Han war Chef des privaten Bergbaukonzerns Hanlong aus der südwestlichen Provinz Sichuan. Die von ihm und seinem Bruder Liu Wei gebildete Verbrecherbande habe in Sichuan über einen Zeitraum von 20 Jahren acht Menschen getötet und viele weitere verletzt, hieß es in der Urteilsbegründung. Die Taten seien „außerordentlich grausam“ gewesen. Das Gericht hatte überdies festgehalten, dass die Bande von „Mitarbeitern der Staatsorgane geschützt“ worden sei.