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Österreichische Filme feiern Weltpremiere

Rund 400 Filme stehen bei der 65. Berlinale, die am Donnerstagabend mit „Nobody Wants the Night“ von Isabelle Coixet eröffnet wird, auf dem Programm. Verglichen mit den anderen großen Festivals zeigt die Berlinale auch heuer wieder mit auffällig vielen politisch relevanten und brisanten Regiearbeiten auf.

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So hat Direktor Dieter Kosslick heuer für das Rennen um den Goldenen Bären unter anderem Produktionen über Religionswahn, Kindesmissbrauch und Homophobie ausgewählt. „Aber neben den ernsten Themen gibt es natürlich auch Unterhaltung“, versichert der Chef der Berliner Filmfestspiele: „Das Staraufgebot auf dem roten Teppich kann sich wieder sehen lassen.“

Zu den prominenten Gästen gehören heuer Nicole Kidman, Robert Pattinson, Juliette Binoche, Natalie Portman, Helen Mirren, James Franco und Ian McKellen. Auch Cate Blanchett, Charlotte Gainsbourg, Ben Kingsley, Charlotte Rampling und der medienscheue US-Regisseur Terrence Malick reisen zu den Premieren ihrer neuen Filme an.

Die US-Schauspielerin Nicole Kidman

APA/AP/Invision/Rob Latour

Stars wie Nicole Kidman bewerben in Berlin ihre neuen Filme

Große Bühne für deutsche Produktionen

441 Filme aus aller Welt zeigt die Jubiläums-Berlinale, 700 weitere Regiearbeiten werden auf dem European Film Market für professionelle Filmeinkäufer gehandelt. Die Deutschen sind dieses Mal ausgesprochen stark und hochkarätig im Programm vertreten.

Oliver Hirschbiegel („Der Untergang“) stellt „Elser“ über den Hitler-Attentäter Georg Elser vor. Wim Wenders („Der Himmel über Berlin“) ist mit dem Beziehungsdrama „Every Thing Will Be Fine“ mit James Franco und Charlotte Gainsbourg dabei, dem einzigen 3-D-Film im Wettbewerb. Wenders wird zudem mit dem Goldenen Ehrenbären für sein „genreübergreifendes und vielseitiges Werk“ ausgezeichnet.

Filmszene aus "Every Thing Will Be Fine"

Warnerbros/Neue Road Movies/Donata Wenders

Wim Wenders stellt bei der Berlinale „Every Thing Will Be Fine“ vor

In „Queen of the Desert“ von Werner Herzog („Fitzcarraldo“) spielt Nicole Kidman die britische Forschungsreisende Gertrude Bell. Auch „Twilight“-Star Robert Pattinson stand für den Film vor der Kamera. Andreas Dresen startet mit „Als wir träumten“ im Wettbewerb, in dem sich 19 Filme um den Goldenen Bären bewerben. Dresen („Halt auf freier Strecke“) zeigt als Weltpremiere die Verfilmung des Romans von Clemens Meyer über Jugendliche in Leipzig.

TV-Hinweis

„Kultur.montag“ berichtet am Montag ab 22.30 Uhr von der Berlinale - mehr dazu in tv.ORF.at.

Sebastian Schipper („Absolute Giganten“) bewirbt sich mit dem Thriller „Victoria“ um die Berlinale-Trophäe. In der Special-Reihe läuft Margarethe von Trottas „Die abhandene Welt“ mit Katja Riemann und Barbara Sukowa. Terrence Malick („Der schmale Grat“), Berlinale-Gewinner von 1999, ist mit dem philosophischen Werk „Knight of Cups“ im Rennen.

Erstmals auch Serien bei der Berlinale

Erstmals zeigt das Festival im großen Stil eine Reihe heiß erwarteter Serien, darunter die US-Produktion „Better call Saul“, Spin-off der Erfolgsserie „Breaking Bad“. Als Weltpremiere sind die ersten Folgen des US-amerikanischen Familiendramas „Bloodline“ mit Sissy Spacek und Sam Shephard zu sehen. Die Produzenten der dänischen Serie „Borgen“ kommen mit der Produktion „Follow The Money“ nach Berlin.

Der US-Schauspieler Bob Odenkirk als Saul Goodman in einer Szene der Serie "Better Call Saul"

AP/AMC/Ursula Coyote

Die Berlinale zeigt erstmals auch Serien - unter anderem „Better call Saul“

Aus Deutschland ist Matthias Glasner mit der Serie „Blochin“ (ZDF) mit Jürgen Vogel in der Hauptrolle dabei. Der Macher von „Mad Men“, Matthew Weiner, sitzt außerdem in der Festivaljury, ebenso wie der deutsche Schauspieler Daniel Brühl („Rush - Alles für den Sieg“) und die Französin Audrey Tautou („Die fabelhafte Welt der Amelie“). Chef des siebenköpfigen Gremiums ist US-Regisseur Darren Aronofsky („Black Swan“).

Proteste aus dem Iran und Nordkorea

Protest aus dem Iran gab es gegen Kosslicks Entscheidung, den heimlich gedrehten Film „Taxi“ des regimekritischen, mit Arbeitsverbot belegten iranischen Filmemachers Jafar Panahi („Offside“) zu zeigen. „Es ist ein stiller filmischer Protest. Die ständige Einladung an Panahi, der vor vier Jahren Jurymitglied war und nicht ausreisen durfte, steht. Ich lade Panahi so lange ein, bis er kommen kann“, so Kosslick. Die Berlinale kämpfe seit ihrer Gründung im Jahr 1951 um die Freiheit von Kunst und Meinungsfreiheit. Drei weitere Filme iranischer Regisseure sind in den Sektionen Panorama, Forum und Generation zu sehen.

Archivbild von dem  iranischen Filmemacher Jafar Panahi, aus dem Jahr 2010

AP

Jafar Panahi darf auch heuer nicht nach Berlin reisen

Auch aus Nordkorea kamen harsche Töne: Das Regime warnte die Berlinale vor der Aufführung von „The Interview“ über einen fiktiven Anschlag auf Nordkoreas Machthaber. Die US-Kinosatire wird bei dem Festival allerdings gar nicht gezeigt. Sie findet sich aber auf der Nominierungsliste für einen Preis der Filmgala Cinema for Peace, die am Rande der Berlinale politisch engagierte Filmemacher auszeichnet. „Cinema for Peace wird sich daran beteiligen, Kopien des Films mit wasserstoffgasgefüllten Luftballons über die Grenze nach Nordkorea zu schicken“, kündigten die Veranstalter an.

Für Aufregung anderer Art dürfte die Premiere der Bestsellerverfilmung „Fifty Shades of Grey“ mit den Jungstars Dakota Johnson und Jamie Dornan sorgen. Wer von den Fans keine Karte für die Premiere am 11. Februar bekommt, kann sich trösten: Schon am nächsten Tag startet das Erotikdrama offiziell im Kino.

Weltpremiere für Filme von Markovics und Geyrhalter

Österreich ist bei der diesjährigen Berlinale ebenfalls vertreten, wenn auch nicht so stark wie in den vergangenen Jahren. In der Sektion Panorama laufen „Der letzte Sommer der Reichen“ von Peter Kern und „Homesick“ von Jakob M. Erwa, in der Sektion Forum feiern „Superwelt“ von Karl Markovics und „Über die Jahre“ von Nikolaus Geyrhalter Weltpremiere.

Die österreichische Schauspielerin Ulrike Beimpold in einer Filmszene von Karl Markovics' "Superwelt"

Thimfilm

Karl Markovics präsentiert seinen zweiten Film „Superwelt“

„Of Stains, Scrap & Tires“ von Sebastian Brameshuber und „The“ von Billy Roisz und Dieter Kovacic sind bei den Berlinale Shorts dabei, und „Nelly“ von Chris Raiber läuft im Kurzfilmwettbewerb Generation 14plus. Aufmerksamkeit dürfte die Weltpremiere des auch in Wien gedrehten Klimt-Restitutionsfilms „Woman in Gold“ erregen: Der britische Regisseur Simon Curtis zeichnet darin die Geschichte jener fünf Klimt-Gemälde aus dem Belvedere nach, die 2006 an Maria Altmann (gespielt von Helen Mirren) restituiert wurden.

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