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Autofahren verboten

Sie gilt als „Stadt, die niemals schläft“ - aber angesichts eines Blizzards von möglicherweise historischem Ausmaß ist das öffentliche Leben in New York zum Erliegen gekommen. Am Montagabend (Ortszeit) wurde der öffentliche Nahverkehr in der US-Metropole eingestellt, die Straßen waren menschenleer.

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Der Gouverneur des Bundesstaates New York, Andrew Cuomo, rief die Bevölkerung auf, zu Hause zu bleiben. „Es könnte eine Frage von Leben und Tod sein“, warnte er. Der erste Schnee erreichte New York im Laufe des Tages. Viele Einwohner waren da noch dabei, die Supermärkte zu stürmen und sich mit Lebensmittelvorräten zu versorgen. In der Nacht auf Dienstag gab die Wetterbehörde aber zumindest für die Stadt New York Entwarnung: Die Schneesturmwarnung wurde aufgehoben, doch wann sich Verkehr und Leben in der Stadt wieder normalisieren werden, ist weiter unklar. Laut nationaler Wetterbehörde bewegte sich der Sturm weiter nach Osten. Daher werde „viel weniger Schnee“ in und um New York City fallen als zuvor prognostiziert.

Tunnel und Brücken geschlossen

Am Abend zuvor waren kurz vor Mitternacht der öffentliche Nahverkehr komplett eingestellt und die U-Bahn geschlossen worden. Fahrten mit dem Auto waren verboten - Ausnahmen galten lediglich für Rettungskräfte und Einsatzfahrzeuge im Kampf gegen den Schnee. Tunnel und Brücken zwischen Manhattan und New Jersey, die normalerweise als Lebensader der Stadt gelten, wurden ebenfalls geschlossen. Aufführungen am weltberühmten Broadway wurden abgesagt.

EIn Mann steht bei Schneefall auf einer autofreien Straße in New York

Reuters/Mike Segar

Ein Mann mitten auf dem veschneiten Times Square

Auch UNO-Zentrale geschlossen

New Yorks Bürgermeister Bill de Blasio hatte die Bewohner vor „einem der schlimmsten Schneestürme“ in der Geschichte der Ostküstenmetropole gewarnt. Er ordnete unter anderem an, dass alle Schulen am Dienstag geschlossen bleiben. Auch das Hauptquartier der Vereinten Nationen wurde geschlossen. Alle Veranstaltungen für Dienstag wurden abgesagt, darunter eine Gedenkveranstaltung zur Befreiung des einstigen NS-Vernichtungslagers Auschwitz vor 70 Jahren.

Mid-town Manhattan im Schnee

Reuters/Carlo Allegri

Der Himmel über Manhattan war bereits vor „Junos“ Ankunft verhüllt

Blizzard „Juno“ traf in der Nacht auf Dienstag (Ortszeit) den gesamten Nordosten der USA. Mehrere Bundesstaaten riefen den Notstand aus und versetzten die Nationalgarde in Einsatzbereitschaft.

Tausende Flüge gestrichen

Die Blizzardwarnung des nationalen Wetterdienstes der USA galt entlang der Ostküste von New Jersey bis hinauf zur kanadischen Grenze im Bundesstaat Maine. Die Ausläufer des Sturms sollten auch noch südlich der Hauptstadt Washington und bis nach Ohio im Mittleren Westen spürbar sein. Das Unwetter könnte mehr als 50 Millionen Menschen treffen, warnten die Behörden. Es wurde mit bis zu einem Meter Neuschnee gerechnet. Wegen „Juno“ wurden Montagabend und für Dienstag mehr als 7.000 Flüge gestrichen, darunter auch der Flug Wien - New York der AUA.

Autos im Schnee

APA/EPA/Andrew Kelly

Am Montag war der Straßenverkehr bereits vom Schneefall beeinträchtigt - mittlerweile ist Autofahren verboten

Wetterphänomen „Nor’easter“

„Nor’easter“, wie die Stürme genannt werden, sind zwar nicht ungewöhnlich im Winter, dennoch sorgen sie in den Metropolen wie New York und Boston immer wieder für Verkehrschaos. Die Stürme ziehen aus nordöstlicher Richtung über Kanadas Atlantikprovinzen und den Nordosten der USA. „Nor’easter“ entstehen, wenn vor der Küste der US-Neuengland-Staaten warme Meeresluft vom Golf von Mexiko auf polare Kaltluft trifft.

Diese Stürme können das ganze Jahr auftreten, doch fallen sie im Herbst und Winter wegen größerer Temperaturunterschiede der Luftmassen besonders stark aus. Bei Orkanstärke von bis zu 160 km/h sorgt der „Nor’easter“ dann für Überflutungen an der Atlantikküste und für heftige Schneestürme bis weit ins Landesinnere.

Schneestürme und auch Hurrikans verursachen in den USA auch regelmäßig massive Stromausfälle, weil die anfälligen Stromleitungen über der Erde verlaufen. Oftmals müssen Hunderttausende Menschen ohne Elektrizität auskommen. Während es im letzten Winter gleich mehrere solcher Stürme gab, war dieser Winter bisher eher mild.

Dutzende Tote im Februar 2003

Winterstürme setzen New York und dem Nordosten immer wieder heftig zu und legten das öffentliche Leben lahm. Mindestens 42 Menschen kamen im Februar 2003 ums Leben, als ein schwerer Schneesturm tagelang über den Nordosten der USA hinwegfegte. Für die Stadt und Umgebung von New York wurde der Notstand ausgerufen. Die Flughäfen in der Metropole stellten vorübergehend den Betrieb ein, Hunderttausende waren tagelang ohne Strom.

Menschen im Schnee

APA/AP/Seth Wenig

Die Bewohner bunkern sich mit letzten Einkäufen in ihren Wohnungen ein

70 Zentimeter Neuschnee 2006 im Central Park

Auch im Februar 2006 legten starke Schneefälle weite Teile des Nordostens der USA lahm. Der New Yorker Kennedy-Airport wurde geschlossen, Hunderte Flüge gestrichen. Im Central Park wurde mit 70 Zentimetern die bisher größte Schneehöhe seit Beginn der Wetteraufzeichnungen verzeichnet. Dazu wehten Windböen mit bis zu 60 km/h durch die Straßen. Der damals amtierende Bürgermeister Michael Bloomberg riet den Einwohnern der Metropole, Autos stehen zu lassen, um den 2.500 Schneepflügen den Einsatz zu erleichtern.

Der letzte verheerende Schneesturm erreichte New York im Herbst vor vier Jahren. Der Blizzard sorgte im Oktober 2011 im Nordosten der USA für ein Verkehrschaos und massive Stromausfälle. Mindestens drei Menschen starben. Auf den internationalen Flughäfen in New York warteten Tausende bis zu acht Stunden auf Flüge. In der Stadt wurde laut CBS der stärkste Schnellfall im Oktober seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1869 verzeichnet.

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