Ausgangssperre über Stadt verhängt
Die dschihadistische Terrorgruppe Boko Haram hat einen Angriff auf die Millionenstadt Maiduguri im Nordosten Nigerias begonnen. Neben der Hauptstadt des Bundesstaats Borno attackierten die militanten Islamisten auch den Verkehrsknotenpunkt Monguno. Das teilte das nigerianische Verteidigungsministerium am Sonntag via Twitter mit.
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Die Armee und die Luftwaffe seien dabei, die Terroristen zurückzuschlagen, hieß es. Über Maiduguri, wo rund 1,2 Millionen Menschen leben, wurde „bis auf weiteres“ eine Ausgangssperre verhängt. Die nigerianische Zeitung „Premium Times“ berichtete unter Berufung auf Sicherheitskreise, dass die Großstadt bereits seit Samstagabend von Hunderten Boko-Haram-Kämpfern unter Feuer genommen werde.
Angriff im Vorjahr gescheitert
Über der Stadt seien in der Früh Kampfflugzeuge und Hubschrauber des Militärs zu hören gewesen. Ein Bewohner Maiduguris, Mamman Tijjani, sagte der Deutschen Presse-Agentur (dpa) telefonisch, die Menschen blieben seit dem Morgengebet, als die Nachricht von dem Angriff bekannt wurde, alle in ihren Häusern. „Wir haben uns alle entschieden, drin zu bleiben“, sagte er. „Das heißt, wir überlassen die Straßen den Soldaten.“ Die meisten Geschäfte der Stadt blieben Medienberichten zufolge geschlossen.

APA/ORF.at
Es gab zunächst keinerlei Informationen über mögliche Opferzahlen. Im vergangenen Jahr war ein Angriff der Boko Haram auf Maiduguri gescheitert. US-Außenminister John Kerry sollte am späteren Sonntag in Lagos mit Präsident Goodluck Jonathan zusammentreffen. Kerry wollte während seines Kurzbesuchs auf möglichst gewaltfreie Wahlen drängen. Der Außenminister sollte auch Jonathans Herausforderer bei der Präsidentenwahl vom 14. Februar treffen, den früheren Militärmachthaber Muhammadu Buhari.
Zuletzt in Baga Massaker angerichtet
Die sunnitischen Fundamentalisten der Boko Haram hatten vor wenigen Wochen die Kleinstadt Baga angegriffen und im Rahmen einer Großoffensive in der Region Hunderte Menschen getötet und Zehntausende in die Flucht getrieben. Vor kurzem hat sich die Terrorgruppe zu dem abscheulichen Massaker bekannt. Das Volk von Baga sei „umgebracht“ worden, sagte ihr Anführer, Abubakar Shekau, in einem Video, das Mitte der Woche ins Internet gestellt wurde.
„Wir haben sie in der Tat getötet, so wie unser Gott es in seiner Heiligen Schrift angeordnet hat“, fuhr Shekau umringt von acht maskierten Schwerbewaffneten in dem 35-minütigen Video fort. Das sei außerdem erst der Anfang gewesen. „Wir werden nicht aufhören. Ihr werdet schon sehen.“ Das Video wurde auf der Plattform YouTube veröffentlicht, gleichzeitig blieb aber unklar, wann und wo genau es aufgenommen wurde.
„Größte und zerstörerischste“ Attacke
Bei dem schweren Angriff auf Baga und Umgebung waren Anfang Jänner Schätzungen zufolge Hunderte Menschen getötet worden, möglicherweise deutlich mehr. Genaue Angaben liegen nicht vor. Die Nichtregierungsorganisation Amnesty International hatte den Angriff als die bisher „größte und zerstörerischste“ Attacke bezeichnet, die Boko Haram jemals verübte. Vor dem Hintergrund zahlreicher Augenzeugenberichte ist das Bekenntnis von Boko Haram indes wenig überraschend.
Baga liegt im Staat Borno im Nordosten von Nigeria am Tschad-See. Sicherheitsanalysten sehen in der Eroberung von Baga einen strategischen Erfolg für die Gruppe, mit der nun begonnenen Offensive gegen Maiduguri war von Experten bereits gerechnet worden. Experten befürchten, Boko Haram könnte die Stadt, in der sich die Organisation einst gründete, zum Zentrum eines sogenannten islamischen Gottesstaates machen wollen, den sie errichten will. Seit einigen Wochen stößt die Miliz auch vermehrt nach Kamerun vor.
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