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Unzufriedenheit als Antrieb

Der „typische“ Demonstrant bei den Protesten der Anti-Islam-Bewegung PEGIDA in Dresden kommt einer Studie zufolge aus der Mittelschicht, ist gut ausgebildet und berufstätig. Er verfüge zudem über ein für sächsische Verhältnisse leicht überdurchschnittliches Nettoeinkommen, sei 48 Jahre alt und männlich, ergab eine vergangene Woche von der TU Dresden veröffentlichte Untersuchung.

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Der typische PEGIDA-Demonstrant gehört demnach keiner Konfession an, weist keine Parteiverbundenheit auf und stammt aus Dresden oder Sachsen. Das Team um den Politikwissenschaftler Hans Vorländer hatte für die Studie den Angaben zufolge bei drei Demonstrationen im Dezember und Jänner rund 400 Teilnehmer befragt.

Misstrauen und Unzufriedenheit

Dabei lehnten rund zwei Drittel (65 Prozent) der ursprünglich angesprochenen Menschen eine Befragung ab. Auch das zeigt das tiefe Misstrauen der PEGIDA-Sympathisanten gegenüber Institutionen - egal ob es nun die Politik, Universitäten oder auch die Medien sind. Das Hauptmotiv für die Teilnahme an PEGIDA-Demonstrationen ist laut der Studie eine generelle „Unzufriedenheit mit der Politik“. An zweiter Stelle wurde die Kritik an Medien und Öffentlichkeit genannt.

Ressentiments gegen Elite

Danach folgten grundlegende Ressentiments gegenüber Zuwanderern und Asylwerbern. Dabei seien Vorbehalte gegen Muslime beziehungsweise den Islam besonders ausgeprägt. Allerdings gab nicht einmal ein Viertel der Befragten an, durch die Themen Islam, Islamismus oder die Islamisierung motiviert zu sein.

„Auch wenn sich PEGIDA dem Namen nach gegen die Islamisierung des Abendlandes wendet, sind die Kundgebungen für die Mehrheit der Teilnehmer in erster Linie eine Möglichkeit, tief empfundene, bisher nicht öffentlich artikulierte Ressentiments gegenüber politischer und meinungsbildender Elite zum Ausdruck zu bringen“, so die Wissenschaftler. Die Gegenüberstellung von „Die da oben“ und „Wir hier unten“ in Kombination mit fremdenfeindlichen Einstellungen werde „traditionell zum rhetorischen Arsenal rechtspopulistischer Strömungen gerechnet“.

Spezifikum Dresdens

An den Protesten der Anti-Islam-Bewegung PEGIDA nehmen seit Wochen in Dresden mehrere tausend Menschen teil. Die Demonstrationen sind nicht nur die größten in Deutschland, sie unterscheiden sich von anderen auch deutlich. Das habe auch mit der Geschichte der Stadt zu tun, glauben Forscher.

Nach Ansicht des Dresdner Soziologieprofessors Karl-Siegbert Rehberg hängt man dort sehr der Vergangenheit nach. „Diese Selbstbezogenheit der Dresdner, dass sie sich irgendwie auch genug sind, ist auch ein Aspekt“, meint er. Und in andern Städten - etwa Leipzig - scheint die rechtsextreme Szene deutlicher vertreten zu sein.

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