Autobranche in US-Hochstimmung
Die Amerikaner haben wieder Lust auf große Autos. Im abgelaufenen Jahr 2014 stieg die Nachfrage nach Benzinfressern wie Pick-up-Trucks und SUVs um zehn Prozent, während die Verkaufszahlen insgesamt um sechs Prozent stiegen. Grund für die Kauffreude ist unter anderem der billige Kraftstoff. Umgerechnet kostet ein Liter Benzin in den USA um die 50 Euro-Cent.
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Auf der wichtigsten US-Automesse, der North American International Auto Show (NAIAS) in Detroit, legten daher sämtliche Autohersteller ihren Fokus auf PS-starke Großfahrzeuge. Rund 20 Hersteller aus der ganzen Welt stellten hier im Jänner ihre Neuheiten dem US-Publikum vor. Elektroautos sind kaum ein Thema. Bei den niedrigen Benzinpreisen denkt offenbar kaum jemand ans Umsteigen auf alternative Antriebe.

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Der Jeep Renegade von Fiat Chrysler
Ganz an den Geschmack der US-Käufer angepasst sind die beiden neu vorgestellten Pick-ups der japanischen Hersteller Toyota und Nissan. Mit den Worten „Das Biest ist los“ auf der Messe angekündigt, soll der runderneuerte Toyota Tacoma 2016 in den USA starten. Für europäische Verhältnisse ebenfalls gigantisch ist das neu präsentierte Modell Titan von Nissan, das dem beliebten F-150 von Ford Konkurrenz machen soll. Fiat Chrysler ist mit dem Jeep Renegade vertreten.
Deutsche Konzerne sehen große Chancen in USA
Volkswagen-Konzernchef Martin Winterkorn enthüllte auf der Automesse die Studie eines fünfsitzigen sportlichen SUV, den Cross Coupe GTE. Der GTE soll den bereits als Hoffnungsträger angekündigten Cross Blue mit sieben Sitzen ergänzen, der ab Ende nächsten Jahres von den Bändern rollen soll. Teil der nach Konzernangaben größten SUV-Modelloffensive in der Geschichte der Marke VW ist ein weiterer Geländewagen mit sieben Sitzen. Dieser soll den kleineren Tiguan ersetzen und wird höchstwahrscheinlich ab 2017 hergestellt werden.

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Der stämmige Cross Coupe GTE von Volkswagen
Gelände-Coupe von Mercedes
VW will damit eine Lücke in seiner Modellpalette in den USA schließen. Winterkorn selbst geht davon aus, dass es kein Spaziergang wird, VW in den USA aus der Rolle eines Nebendarstellers herauszuführen. „Wir stehen vor Herausforderungen auf diesem großen Markt“, sagte er in Detroit. Auch Daimler und BMW setzen auf den SUV-Trend.

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Das GLE Coupe von Mercedes-Benz ist die Antwort auf den BMW X6
Daimler-Chef Dieter Zetsche kündigte in Detroit für dieses Jahr vier neue oder überarbeitete Geländewagen an. Mercedes-Benz will zudem den Anteil an Fahrzeugen mit Allradantrieb weiter steigern. Auf der Messe zeigt Daimler den wuchtigen Mercedes GLE Coupe mit 258 bis 585 PS als Konkurrenz zum BMW X6. BMW stellt unterdessen die neue 6er-Serie vor und Audi den neuen Groß-SUV Q7.
Jaguar und Volvo mit Luxus-SUVs
Der Nobelautohersteller Jaguar Land Rover hat am Rand der Automesse den Bau eines SUV bestätigt. Er wird F-Pace heißen und 2016 auf den Markt kommen. Volvo präsentierte in Detroit den Volvo XC90 R-Design, eine luxuriöse und sportliche Version des neuen Premium-SUV mit Sportsitzen aus Nubuk und perforiertem Leder.
Aufschwung für Detroit
Nach Jahren des Niedergangs geht es mit dem Aufschwung der Autoindustrie auch für die Stadt Detroit wieder bergauf. Der Bankrott der einst blühenden Autometropole im Juli 2013 war die größte Städtepleite in der Geschichte der USA. Erst im Dezember schloss die einstige Industriehochburg ihr Insolvenzverfahren mit einem Umschuldungsplan ab.
Kolosse dominieren Verkaufscharts
SUVs und Pick-ups sind in den USA wegen der niedrigen Spritpreise stark gefragt. Das mit Abstand beliebteste Auto in den USA war auch 2014 der schwere Pick-up F-150 von Ford, gefolgt von den Pick-ups der US-Konkurrenten GM (Silverado) und Chrysler (Dodge Ram). Die Krise, in der die Opel-Mutter General Motors und die inzwischen zu Fiat gehörende Marke Chrysler vor einigen Jahren vom US-Staat vor dem Ruin gerettet werden mussten, ist abgehakt.
Die gute Laune der Autobranche spiegelt auch das frisch renovierte Cobo Convention Center der Stadt wider. Der 67.200 Quadratmeter große Ausstellungsbereich wurde in den letzten Jahren neu gestaltet. Die Besucher der Automesse betreten die Räumlichkeiten nun durch ein 25 Meter hohes, lichtdurchflutetes Atrium. Insgesamt investierte die Stadt 279 Millionen US-Dollar in die Umbaumaßnahmen.
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