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Bis zu zehn Meter hohe Wellen

Es war der 26. Dezember 2004, als von den Erdbebenwarten um 7.59 Uhr Ortszeit (1.59 Uhr MEZ) vor der Nordwestküste von Sumatra ein heftiges Seebeben registriert wurde. Die Stärke der Erschütterung wurde zu diesem Zeitpunkt weit unterschätzt, die katastrophalen Folgen der durch das Beben ausgelösten Flutwelle waren beispiellos.

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Auch zehn Jahre später ist die genaue Opferzahl der Tsunami-Katastrophe von Weihnachten 2004 weiter unbekannt - Schätzungen zufolge kamen bis zu 250.000 Menschen ums Leben. Ganze Küstenregionen in Asien, darunter auch etliche ausgebuchte Tourismushochburgen, wurden von den bis zu zehn Meter hohen Wellen dem Erdboden gleichgemacht.

Menschen auf dem verwüsteten Strand von Patong auf der Ferieninsel Phuket, Thailand, wenige Tage nach dem Tsunamiunglück

Reuters/Luis Enrique Ascui

Der Strand von Phuket nach dem Tsunami

Während sich die todbringenden Wellen bis nach Afrika ausbreiteten, wurde das Ausmaß der Katastrophe immer deutlicher. Nahezu im Stundentakt wurden die Todeszahlen nach oben korrigiert, bald wurde deutlich, dass auch etliche Urlauber die Naturkatastrophe nicht überlebt hatten. Insgesamt verloren über 2.000 Menschen aus westlichen Industriestaaten ihr Leben - 86 davon aus Österreich.

Über 130.000 Tote allein in Indonesien

Der Großteil der Touristen verbrachte den Weihnachtsurlaub in den thailändischen Urlaubszentren Khao Lak, Ko Phuket und Ko Phi Phi, die auch angesichts der zahlreichen von Touristen stammenden Foto- und Videoaufnahmen zunächst im Zentrum der Berichterstattung standen. Bilder der plötzlich einbrechenden Sturmflut prägen bis heute die Erinnerung an den Tsunami, der allein in Thailand insgesamt über 5.000 Menschenleben forderte und Schäden in Milliardenhöhe verursachte.

Luftaufnahme der Baiturrahman-Moschee

Reuters/Kimimasa Mayama

Banda Aceh war die am schwersten betroffene Region

Immer mehr Bilder der Zerstörung folgten schließlich aus der indonesischen Bürgerkriegsregion Aceh, wobei eine mitten in einem Trümmerfeld stehende Moschee in der Hauptstadt Banda Aceh zum Sinnbild einer der bisher größten Naturkatastrophen wurde. Indonesien war mit 131.029 offiziell bestätigten Toten das vom Tsunami am schwersten getroffene Land. Ungeachtet internationaler Hilfsaktionen waren selbst ein Jahr später noch über 180.000 Menschen obdachlos.

Größtes Zugsunglück der Geschichte

In Sri Lanka, das mehr als zwei Stunden nach dem Beben von der Welle erreicht wurde, war mit bis zu 38.000 Toten die zweithöchste Opferzahl zu beklagen. Auch hier wurde mit dem Tourismus einer der wichtigsten Wirtschaftszweige des Landes schwer getroffen. Nur noch tot geborgen werden konnte in Sri Lanka der Großteil der rund 1.800 Insassen eines Personenzuges, womit die Flutwelle auch zur Ursache des wohl schwersten Zugsunglücke der Geschichte wurde.

Luftaufnahme von Sumatra, Indonesien, wenige Tage nach dem Tsunamiunglück

Reuters/U.S. Navy/Philip A. McDaniel

Ein überfluteter Küstenort auf der indonesischen Insel Sumatra

Ebenfalls massiv getroffen wurde Südindien, vor allem der Unionsstaat Tamil Nadu mit seiner Metropole Chennai sowie die Inselgruppe der Andamanen und Nikobaren. Obwohl die Flutwelle bis zu den Küsten von Tamil Nadu rund drei Stunden und bis zu den Inseln immerhin rund zwei Stunden benötigte, starben in Indien weit über 10.000 Menschen. Opfer waren darüber hinaus auf den Malediven (rund 80), in Burma (rund 90) und in Malaysia (rund 70) zu beklagen. Insgesamt forderte die Flutwelle in 13 Ländern Todesopfer, darunter mit rund 300 auch in Somalia.

Touristen mit Koffern verlassen nach dem Tsunamiunglück die thailändische Ferieninsel Kho Phi Phi

Reuters

Touristen verlassen die thailändische Ferieninsel Phi Phi

Beben weit stärker als zunächst vermutet

Geht es nach Experten, ist die hohe Opferzahl auf damals mangelhafte Frühwarnmechanismen zurückzuführen. Die in den Küstenregionen lebenden Menschen hatten demnach kaum Zeit, sich in Sicherheit zu bringen. Obwohl sich das anfangs mit der Stärke 6,4 gewertete Beben rasch als viel stärker erwies als ursprünglich vermutet und letztlich mit der Stärke 9,0 der stärkste Erdstoß seit 40 Jahren war, steht außer Frage: Mit einer derart folgenschweren Flutwelle dürfte kaum jemand gerechnet haben.

Auftakt zu Gedenkfeiern

Rund um den Indischen Ozean gedenken zum zehnten Jahrestag die Menschen der Opfer des Tsunamis von 2004. In der indonesischen Provinz Aceh begannen die Gedenkfeiern bereits am Donnerstag. Am Strand von Khao Lak in Thailand ist am Freitag auch eine deutschsprachige Zeremonie geplant.

Nach dem Tsunami wurde eine beispiellose Hilfsaktion gestartet. Laut der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) wurden den betroffenen Staaten von der EU und 22 im Hilfskomitee der OECD sitzenden Mitgliedsländern 13,6 Milliarden Dollar (damals 9,2 Mrd. Euro) zugesagt. Zahlreiche Staaten schickten Identifikationsteams nach Südostasien. Innerhalb kurzer Zeit kamen zahllose Wiederaufbauprogramme in Gang.

Mittlerweile ist nicht nur im Indischen Ozean ein Tsunami-Frühwarnsystem in Betrieb, auch die sichtbaren Spuren des Tsunamis sind weitgehend verschwunden. Zum zehnten Jahrestag stehen nun zwar etliche Gedenkveranstaltungen auf dem Programm. Grundsätzlich gilt in den südasiatischen Tourismuszentren allerdings schon lange „business as usual“, was in der laufenden Weihnachtsreisesaison etwa die vollen Strände in Phuket & Co. mehr als verdeutlichen.

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