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Einwohnerzahl sinkt stetig

Noch ist Japan die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt, aber das einstige Wirtschaftswunderland verliert gegenüber dynamischeren Regionen immer mehr an Boden. Nicht nur die Bevölkerung des Inselstaates mit 127 Mio. Einwohnern schrumpft und altert immer schneller, sondern auch die Wirtschaftsleistung.

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Im dritten Quartal 2014 schrumpfte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 0,4 Prozent gegenüber dem Vorquartal, nachdem es bereits im Frühjahr um 1,9 Prozent zurückgegangen war. Die meisten Ökonomen sprechen von einer Rezession, wenn die Wirtschaft in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen im Vergleich zu den Vorquartalen nicht wächst oder sogar schrumpft. Die Hoffnung, dass Japans Wirtschaft im dritten Quartal um 0,5 Prozent wachsen würde, hat sich nicht erfüllt.

Negative Trends

Selbst wenn es Ministerpräsident Shinzo Abe und seinen Nachfolgern gelingen sollte, ein Zurückgleiten des Landes in die Deflationsspirale dauerhaft zu verhindern - seit dem heurigen Frühjahr steigen die Verbraucherpreise immerhin um deutlich mehr als drei Prozent im Jahresabstand - und die Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen: Der langfristige Trend dürfte ein anderer sein.

Japans Bevölkerung ist in den vergangenen Jahren um rund eine Million Menschen auf unter 127 Millionen geschrumpft, allein im letzten Jahr sind um 244.000 mehr Menschen gestorben, als geboren wurden oder zugewandert sind. Nach Einschätzung des japanischen Gesundheits- und Sozialministerium wird sich diese Entwicklung beschleunigen, und das Land wird in den kommenden Jahrzehnten etwa eine Million Menschen pro Jahr verlieren. Unter Annahme der derzeitigen Geburten- und Sterberaten wird die Einwohnerzahl bis zum Jahr 2050 auf rund 100 Millionen sinken.

Überalterung als Problem

Allein diesen Bevölkerungsschwund wirtschaftlich zu kompensieren wird nicht leicht sein. Dazu kommt aber auch eine ungünstige Altersstruktur: Mehr als ein Fünftel der Japaner ist über 65 Jahre alt, in vier oder fünf Jahrzehnten könnten es Schätzungen zufolge fast 40 Prozent sein. Japan zählt zu den Ländern mit der höchsten durchschnittlichen Lebenserwartung, sie liegt bei über 81 Jahren. Gleichzeitig ist die Geburtenrate eine der niedrigsten der Welt und Zuwanderung nicht erwünscht - der Ausländeranteil beträgt nur rund zwei Prozent.

Unterschiede zu USA und EU

Nimmt man zum Vergleich die USA, deren Wirtschaft im dritten Quartal auf des Jahr hochgerechnet um 3,5 Prozent gewachsen ist, dann werden die Unterschiede deutlich. Die USA sind das einzige große westliche Industrieland mit einem signifikanten Bevölkerungswachstum, das derzeit knapp unter ein Prozent pro Jahr beträgt. Dazu kommt, dass die USA ein Einwanderungsland sind. So erhielten 2012 mehr als eine Million Einwanderer eine legale Aufenthaltserlaubnis. Die Anzahl der Menschen, die sich illegal im Land aufhalten, wird auf mehr als elf Millionen geschätzt.

Die EU liegt irgendwo dazwischen: Die Bevölkerung altert zunehmend (wie in Japan), wächst aber leicht, wenn auch nicht so stark wie in den USA. Die Wirtschaft in Europa kommt nicht wirklich in Schwung: In der Euro-Zone wuchs die Wirtschaftsleistung von Juli bis September gegenüber dem Vorquartal nur um 0,2 Prozent, und im Vergleich zum Vorjahr legte sie um 0,8 Prozent zu.

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