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Bangen um gutes Wetter

Vor dem ersten Test des auf Marsflüge ausgelegten Transporters Orion im All herrscht bei der US-Raumfahrtbehörde NASA Hochspannung. Der am Donnerstag geplante Start sei der Beginn einer neuen Ära, sagten die Verantwortlichen am Mittwoch in Cape Canaveral im US-Bundesstaat Florida.

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Eine Rakete vom Typ Delta IV soll die unbemannte Orion-Kapsel am Donnerstag vom Weltraumbahnhof Cape aus zu einem Testflug ins All bringen. Das Raumfahrzeug soll die Erde zweimal umrunden und dabei eine Höhe von 5.800 Kilometern erreichen. Das ist 15-mal so hoch wie die Umlaufbahn, auf der die Internationale Raumstation (ISS) um die Erde kreist. Viereinhalb Stunden später soll Orion dann tausend Kilometer südwestlich der kalifornischen Küste im Pazifik eine Wasserlandung hinlegen. Dafür muss das Raumschiff mit einem Tempo von fast 32.000 Stundenkilometern bei rund 2.200 Grad Celsius wieder in die Atmosphäre eintreten.

Die Orion-Rakete in Cape Canaveral

NASA/Bill Ingalls

Die Orion in der Abschussrampe

Ursprünglich war die Kapsel Teil des Constellation-Programms, das der frühere US-Präsident George W. Bush nach der Explosion des Spaceshuttles „Columbia“ 2003 ins Leben rief und das sein Nachfolger Barack Obama im Jahr 2010 zusammenstrich. Das Design der Kapsel konnte die NASA aber retten, nicht zuletzt, weil für die Entwicklung bereits 4,7 Milliarden Dollar ausgegeben worden waren. Zugleich formulierte die Raumfahrtbehörde das ehrgeizige Ziel, Menschen auf einem Asteroiden und auf dem Mars abzusetzen.

Entscheidendes Projekt für NASA

Der Orion-Testflug sei „zweifellos das größte Projekt der NASA in diesem Jahr“, sagte der NASA-Manager William Hill. Erstmals seit den Mondmissionen vor vier Jahrzehnten würden die Vereinigten Staaten wieder ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen, Menschen über die erdnahen Umlaufbahnen hinaus ins All zu befördern. „Das ist der erste Schritt unserer Reise zum Mars“, sagte Hill. Der erste bemannte Flug der 8,6 Tonnen schweren Kapsel, die bis zu sechs Astronauten transportieren soll, ist aber nicht vor 2021 geplant.

Die NASA will am Donnerstag unter anderem den Hitzeschild von Orion überprüfen, der Temperaturen von 2.200 Grad Celsius beim Wiedereintritt in die Atmosphäre aushalten muss. Auch die Trennung der Kapsel von der Rakete beim Start sowie die Landung per Fallschirm im Ozean sollen erstmals getestet werden. Mit Spannung erwarten die NASA-Ingenieure zudem Messungen, wie hoch die Strahlenbelastung in der Kapsel ist.

Kritiker: Kosten zu hoch

Die Kritiker des Orion-Programms, zu dem auch die Entwicklung des Raketensystems SLS gehört, bemängeln zu hohe Kosten und zu vage Ziele. Ging die NASA 2011 noch von Ausgaben in Höhe von 18 Milliarden Dollar aus, liegen die jüngsten Schätzungen bei bis zu 22 Milliarden Dollar. Das sei viel Geld dafür, dass die NASA bisher keine konkreten Pläne für Missionen zu Asteroiden oder zum Mars vorgelegt habe, beklagte Raumfahrtexperte Marco Caceres von der US-Beratungsfirma Teal Group.

Die erste Belastungsprobe für die Kapsel ist für die US-Raumfahrt dennoch von großer Bedeutung. Während die NASA bei den Flügen zur ISS auf die Zusammenarbeit mit kommerziellen Anbietern wie SpaceX setzt, testet die US-Raumfahrtbehörde nun nach Jahren wieder ein eigenes Projekt. Einen Misserfolg kann sie sich nicht leisten, nachdem die private Raumfahrt zuletzt einen Rückschlag hinnehmen musste. Im Oktober waren binnen einer Woche eine Trägerrakete der Firma Orbital Sciences und das Raumflugzeug „SpaceShipTwo“ von Virgin Galactic explodiert.

ESA entwickelt wichtiges Modul

2017 und 2018 soll die Raumkapsel erstmals bis zum Mond fliegen, diesen umrunden und dann zurückfliegen. Ein wichtiges Servicemodul wird dabei von der Europäischen Raumfahrtorganisation (ESA) beziehungsweise dem europäischen Raumfahrtunternehmen Airbus Defence & Space gebaut. Das Mehrzweckmodul soll Orion unter anderem antreiben und etwa mit Sauerstoff, Wasser und Energie versorgen. Neu daran ist, dass die USA damit erstmals systemkritische Elemente eines Raumschiffes aus Europa beziehen werden. Das Modul wird auf Grundlage der ISS-Versorgungsfahrzeuge entwickelt. Dafür gibt es laut ESA einen „ambitionierten Zeitplan“.

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