„Alles, was er will, bin ich“
Zeit ihres Lebens hat die exzentrische Herzogin von Alba, die reichste Frau Spaniens, für Aufregung und Skandale gesorgt. Nun starb die 88-jährige Maria del Rosario Cayetana Fitz-James Stuart in ihrem Palast in Sevilla im Kreis ihrer Angehörigen, wie am Donnerstag bekanntgegeben wurde.
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Sie war am Montag wegen Herz- und Atembeschwerden in ein Krankenhaus eingeliefert worden. Als sich keine Besserung abzeichnete, ließ sie sich einen Tag später auf eigenen Wunsch in ihren Palast zurückbringen, hieß es. Dort verstarb sie auch. „Cayetana hatte immer Sevilla in ihrem Herzen, und deshalb wird sie immer im Herzen von Sevilla bleiben“, sagte Sevillas Bürgermeister Juan Ignacio Zoido am Donnerstag. Den Spaniern wird sie als beliebter Gast der Boulevardpresse mit ihrer Vorliebe für extravagante Kleider und weiße Pudellocken in Erinnerung bleiben.
Dritte Hochzeit mit 85 Jahren
Sie pflegte Zeit ihres Lebens den Ruf einer „rebellischen Aristokratin“, die sich über etablierte Konventionen hinwegsetzte. Erst vor drei Jahren erregte die zweifache Witwe mit dem Hang zu Schönheitsoperationen Aufsehen, als sie den um 25 Jahre jüngeren Alfonso Diez heiratete, einen Angestellten der spanischen Sozialversicherung und Besitzer einer PR-Firma. Nicht nur ihre Familie, auch der spanische König Juan Carlos wehrte sich gegen die Heirat der damals 85-Jährigen mit dem Beamten. Ihre Mutter sei dement, betonten ihre Kinder immer wieder.

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2011 heiratete die damals 85-jährige Herzogin von Alba den um 25 Jahre jüngeren Alfonso Diez trotz heftigen Widerstands ihrer Familie
Die Kinder fürchteten wohl vor allem um das Erbe, obwohl Diez jeglichen Anspruch zurückwies. Die Herzogin selbst übergab ihren Kindern nicht zuletzt als Beschwichtigungsversuch vor der Hochzeit zahlreiche Paläste und Villen, die in ganz Spanien und auch auf Inseln verteilt zu finden sind. „Alfonso will nichts davon. Alles, was er will, bin ich“, wurde die Herzogin damals zitiert. Geld sei ihr weniger wichtig als „die Leidenschaft zu leben“. „Ich will Alfonso heiraten, damit meine Kinder ihn nach meinem Tod nicht vom Totenbett vertreiben können“, rechtfertigte die Herzogin die Hochzeit 2011.
Eigentlich war bereits für 2008 eine Hochzeit mit Diez geplant gewesen. Nach der überraschenden Absage ging das Gerücht um, dass der Alba-Clan heftig interveniert haben soll und selbst Juan Carlos der Herzogin von der Ehe mit dem Bürgerlichen abgeraten habe. „Für so etwas haben wir nicht mehr das richtige Alter“, soll der Monarch der Herzogin gesagt haben. Medienberichten zufolge soll er später seine Bedenken revidiert haben.
Teuerste Hochzeit
Ihre sechs Kinder Carlos, Jacobo, Alfonso, Fernando, Cayetano und Eugenia stammen aus ihrer ersten Ehe mit Luis Martinez de Irujo y Artacoz aus dem Jahr 1947. Diese Hochzeit galt als eine der teuersten, die Spanien jemals gesehen hatte. Zu einer Zeit, als sich das Land noch vom Bürgerkrieg erholte, wurden Berichten von „El Pais“ zufolge 20 Millionen Peseten für die Feierlichkeiten ausgegeben. Von Artacoz, dem Sohn des Herzogs von Sotomayor, erbte die Herzogin rund ein Dutzend Schlösser mit teuren Kunstwerken.

Corbis/Manuel Litran
Die Herzogin, hier in Madrid 1961, besaß eine wertvolle Gemäldesammlung
Nach dem Tod ihres ersten Ehemanns heiratete sie 1978 ihren Beichtvater, den des Amts enthobenen Jesuitenpater Jesus Aguirre y Ortiz de Zarate, und sorgte damit ebenfalls für einen Skandal im katholischen Spanien der 70er Jahre. Schon damals zeigte sie, dass ihr Liebe wichtiger ist als Standesdünkel. Auch Ehemann Nummer zwei starb vor ihr nach langer Krankheit im Jahr 2001.
Von Rembrandt bis „Don Quixote“
Das Haus Alba zählt zu den ältesten Adelsgeschlechtern Spaniens, an dessen Spitze bisher die 18. Herzogin von Alba stand. Der Familienstammbaum reicht bis ins 15. Jahrhundert zurück. Ihr Vermögen wurde auf bis zu 3,5 Milliarden Euro geschätzt, berichtete die BBC. In ihrem Besitz stehen mehrere Paläste, Ländereien und wertvolle Kunstwerke wie Gemälde Alter Meister, etwa Goya, Rembrandt und Velazquez.
In ihren Palästen ist auch die erste Ausgabe von Miguel de Cervantes’ „Don Quixote“ aus dem Jahre 1605 und Columbus’ erste Karte von Amerika zu finden. Der Letzte Wille von Ferdinand II. von Aragon, auch Ferdinand der Katholische, ist ebenfalls im Besitz der Familie Alba. Seine Tochter Katharina von Aragon wurde später die Frau des englischen Herrschers Heinrich VIII.
Rekordhalterin bei Adelstiteln
Alba war zudem Rekordhalterin mit insgesamt 57 Adelstiteln: etwa Vicomtesse, mehrfache Gräfin, Marquise und Herzogin. Ihr Rang hätte es ihr erlaubt, mit dem Pferd in die Kathedrale von Sevilla einzureiten und vor dem Papst nicht knien zu müssen. Schon als Kind verkehrte sie in der Welt des Adels. Als sie in England lebte, teilte sie das Spielzeug mit der heutigen Queen Elizabeth. Beide wurden mit einem Abstand von weniger als einem Monat geboren. Damals hatte sie ihren Vater nach London begleitet, der dort als spanischer Botschafter arbeitete. Von ihm übernahm sie nach dessen Tod 1953 das Haus Alba.
In jungen Jahren wurde sie als attraktive Frau umworben. Sie soll sogar von Pablo Picasso gefragt worden sein, ob sie ihm als Aktmodell zur Verfügung stehen wolle. Das lehnte die Herzogin aber ab: „Ich hätte das toll gefunden, aber mein damaliger Mann wollte davon nichts wissen.“
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