„Akt des absolut Bösen“
Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hat erneut eine westliche Geisel enthauptet. US-Präsident Barack Obama bestätigte Sonntagabend den Tod des US-Bürgers Peter Kassig. Zuvor wurde auf einer islamistischen Website ein Video veröffentlicht, wo ein maskierter Mann behauptet, Kassig ermordet zu haben.
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In dem fast 16-minütigem Video zeigt der vermummte Mann einen abgeschlagenen Kopf, von dem er - in englischer Sprache mit britischem Akzent - behauptet, es sei der des 26-jährigen Entwicklungshelfers. Zudem waren Szenen zu sehen, die auf eine Massenenthauptung mehrere gefangener syrischer Soldaten schließen lassen. An US-Präsident Barack Obama gerichtet, sagte der Vermummte, den US-Truppen werde Ähnliches widerfahren. Erneut machte die Terrorgruppe ihre Expansionsansprüche deutlich: auf Saudi-Arabien, Libyen und auch Europa.
Obama bestätigte schließlich auf seinem Rückflug vom G-20-Gipfel in Brisbane die Echtheit des von IS verbreiteten Videos, das die Ermordung der mittlerweile fünften westlichen Geisel zeigt. Obama verurteilte die Enthauptung Kassigs als einen „Akt des absolut Bösen" und sprach der Familie sein Beileid aus. Der aus Indianapolis (Indiana) stammende Entwicklungshelfer trug laut Obama einen "unzähmbaren Geist des Guten und der Ausdauer" in sich. Wie die zuvor vom IS enthaupteten Amerikaner Jim Foley und Steven Sotloff stehe sein Wirken in starkem Kontrast zu allem, wofür die Sunnitenmiliz stehe.
"Habe große Angst zu sterben“
Bei Kassig handelt es sich um einen ehemaligen US-Soldaten, der in der Türkei eine Hilfsorganisation für die Opfer des syrischen Bürgerkriegs gründete. Nach Angaben seiner Familie wurde er Anfang Oktober vergangenen Jahres verschleppt. Kassig, der zum Islam konvertierte, war zuletzt am Ende eines IS-Videos zu sehen, in dem die Enthauptung des Briten Alan Henning gezeigt wurde.
Anfang Oktober hatte sich Kassig in einem Brief an seine Eltern gewandt und von seiner „Angst zu sterben“ berichtet. „Ich habe große Angst zu sterben, doch das Schwerste ist das Nichtwissen, das Fragen und Hoffen und sich zu fragen, ob ich überhaupt hoffen sollte“, so der 26-Jährige. Es mache ihn traurig, daran zu denken, was seine Angehörigen derzeit durchmachen müssten. „Wenn ich sterbe, denke ich, können wir Zuflucht und Trost darin finden, dass mein Tod das Ergebnis meines Versuchs ist, Leid zu lindern und Bedürftigen zu helfen“, schrieb Kassig weiter.
Übertritt zum Islam
Der Brief war mit dem 2. Juni datiert. Seit seiner Verschleppung am 1. Oktober des vergangenen Jahres hatte er mehrere Botschaften an seine Eltern geschickt. Nach Angaben seiner Eltern entwickelte Kassig mit der Zeit eine tiefe Bindung zu den Menschen in Syrien, so dass er schließlich „den Islam annahm“. Nachdem er den Glauben bereits vor seiner Entführung praktiziert habe, sei er in Gefangenschaft Muslim geworden.
„Ich befinde mich hier in einer komplizierten Situation, was den Glauben angeht“, schrieb Kassig mit Blick auf seine Entführung durch die Dschihadisten. „Aber ich bin im Frieden mit meinem Glauben.“ Kassigs Eltern appellierten mehrmals an den IS, ihren Sohn freizulassen.
Rückschlag für IS
Zuletzt musste der IS mehrere schwere Rückschläge hinnehmen. Nach monatelanger Belagerung konnten die irakischen Streitkräfte am Samstag die größte Ölraffinerie des Landes zurückerobern. Auch aus der nahegelegenen irakischen Stadt Baidschi wurden die Dschihadisten vertrieben. Gleichzeitig gehen die Kämpfe um die syrische Kurdenstadt Kobane an der Grenze zur Türkei weiter. Dort stößt der IS auf heftigen Widerstand der kurdischen Verteidiger, die von der Luftwaffe einer von den USA angeführten Koalition unterstützt werden.
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