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Gegensteuern noch möglich

Ohne sofortiges entschlossenes Handeln droht eine tiefgreifende und irreversible Veränderung des Weltklimas. Das ist die Kernbotschaft des Abschlussberichts des Weltklimarats (IPCC), der Anfang November in Kopenhagen vorgestellt wurde. Doch es gibt auch einen Lichtblick in dem umfassenden Papier: Noch sind die Kosten für die Gegenmaßnahmen überschaubar.

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Um eine Erwärmung über zwei Grad Celsius zu verhindern, ist laut IPCC eine drastische Reduzierung der Kohlendioxidemissionen in den kommenden Jahrzehnten notwendig. Die Konzentration der Treibhausgase in der Atmosphäre sei auf dem höchsten Stand seit mindestens 800.000 Jahren, warnte der IPCC in seinem Synthesebericht, der die Ergebnisse von drei vorherigen Teilberichten zusammenfasst. Nach den Erkenntnissen des Expertengremiums hat sich die weltweite Oberflächentemperatur zwischen 1880 und 2012 um 0,85 Grad erhöht, der Meeresspiegel ist zwischen 1901 und 2010 um 19 Zentimeter gestiegen.

CO2-Emmissionen bis 2100 auf null senken

Die wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Klimawandel seien klarer denn je zuvor, sagte der IPCC-Vorsitzende Rachendra Pachauri. Es bleibe nur noch wenig Zeit, um die Chance zu nutzen, die Erderwärmung auf unter zwei Grad zu halten. Sollte der Ausstoß von klimaschädlichen Gasen wie Kohlendioxid nicht drastisch reduziert werden, drohe eine Erwärmung um bis zu vier Grad, was die Zunahme extremer Wetterphänomene wie Stürme, Hitzeperioden und Überschwemmungen zur Folge hätte, warnte der IPCC.

Notwendig sei eine Reduzierung des Ausstoßes der Treibhausgase wie Kohlendioxid um 40 bis 70 Prozent zwischen 2010 und 2050 und auf null bis 2100, erklärte das unabhängige Gremium, das Experten aus 195 Ländern vereint. Dafür müsse von fossilen Energiequellen wie Öl, Gas und Kohle auf Energie aus erneuerbaren Quellen wie Sonne, Wind und Wasser umgeschwenkt werden und der Energieverbrauch deutlich reduziert werden.

Globale Wirtschaft nicht gedroht

Nach den Berechnungen des IPCC würde das globale Wachstum von den Kosten zur Reduzierung der CO2-Emissionen nicht „stark betroffen“. Selbst „ehrgeizige“ Maßnahmen würden demnach nur jährlich 0,06 Prozentpunkte des weltweiten Konsums im 21. Jahrhundert kosten, wobei mit einem jährlichen Wachstum zwischen 1,6 und drei Prozent gerechnet wird. Sollte dagegen nicht rasch etwas unternommen werden, würden die Kosten stark ansteigen, warnte der Weltklimarat.

„Straßenkarte“ zum Klimagipfel in Paris

Der Synthesebericht fasst die drei Teilberichte zusammen, die zwischen September 2013 und April 2014 vom IPCC vorgelegt worden waren. Er schließt damit den fünften Sachstandsbericht ab - den ersten umfassenden Bericht zur Klimaveränderung seit 2007. Die Berichte, die von mehr als 800 Experten aus aller Welt auf der Grundlage wissenschaftlicher Studien erstellt wurden, sollen den Regierungen als „eine Straßenkarte“ auf ihrem Weg zu einem globalen Abkommen zum Klimaschutz dienen, sagte Pachauri am Montag zum Auftakt der Diskussionen in in Kopenhagen.

Die Veröffentlichung des Syntheseberichts erfolgte vor einem Treffen kommenden Monat in Lima, das den Weg zu einem neuen verbindlichen Klimaabkommen beim Gipfel in Paris nächstes Jahr ebnen soll. Darin sollen Maßnahmen festgeschrieben werden, um die Erderwärmung unter zwei Grad zu halten. Die Verhandlungen sind aber seit Jahren festgefahren, da Uneinigkeit besteht, welche Länder wie viel zur Reduzierung der CO2-Emissionen beitragen sollen.

Kerry warnt davor, Bericht zu ignorieren

UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon bezeichnete den Bericht als die „vollständigste Auswertung des Klimawandels“, die jemals erstellt wurde. Ban sagte, der Kampf gegen die Erderwärmung könne „beitragen zum wirtschaftlichen Wohlstand, einer besseren Gesundheit und lebenswerteren Städten“. Er wolle sich weiter bei den Unternehmen für eine Abkehr von der Kohle und für die Hinwendung zu erneuerbaren Energien einsetzen.

US-Außenminister John Kerry warnte davor, die Erkenntnisse zum Klimawandel zu ignorieren. „Diejenigen, die sich entscheiden, die (Erkenntnisse der) Wissenschaft zu ignorieren oder zu bestreiten, die in diesem Bericht so klar dargelegt worden sind, tun das unter großem Risiko für uns und für unsere Kinder und Enkelkinder“, erklärte Kerry am Sonntag. „Je länger wir in einer Debatte über Ideologie und Politik feststecken, umso mehr werden die Kosten der Tatenlosigkeit steigen und steigen.“

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