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„Aufgabe aller Inder“

Indiens Regierungschef Narendra Modi will mehr Hygiene und Sauberkeit in seinem Land. Zum Start der Kampagne „Sauberes Indien“ nahm Modi dafür am 2. Oktober selbst einen Besen in die Hand und fegte just in einer Wohnanlage für Müllmänner in der Hauptstadt Neu-Delhi. In fünf Jahren soll das Ziel eines „makellosen“ Landes verwirklicht sein.

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Ziel der Kampagne ist es, in den nächsten fünf Jahren Indiens Probleme mit Verschmutzung, Müll und Mangel an sanitären Einrichtungen zu lösen. Staatsangestellte und Schüler sollen jeweils hundert Stunden im Jahr damit verbringen, ihre Arbeitsplätze zu putzen. Es werde erwartet, dass sich etwa drei Millionen Staatsangestellte an der Aktion beteiligen werden, berichtete der Sender NDTV. Vorerst ist die Aktion allerdings vor allem eine gewaltige Kampagne, bei der etwa beinahe im Tagesrhythmus indische Promis als Fürsprecher mit Besen posieren.

Milliardenkosten veranschlagt

Es sei nicht allein die Aufgabe von Reinigungskräften, Indien sauberzumachen, sagte Modi bei der Auftaktkundgebung für die Kampagne. „Es ist auch die Aufgabe aller 1,25 Milliarden Inder.“ Die Regierung plant unter anderem, mehr Toiletten zu bauen. Allein dafür sind Kosten von umgerechnet 7,9 Mrd. Euro veranschlagt. Offiziellen Schätzungen zufolge hat etwa die Hälfte der Menschen keinen Zugang zu Toiletten. Die indische Regierung steht in Verhandlungen mit der Weltbank über das Ausmaß möglicher finanzieller Unterstützung.

Freiwillige der Clean-India-Kampagne

AP/Manish Swarup

Freiwillige versprechen die Unterstützung des Plans durch gemeinnützige Arbeit

Die Behörden selbst wollen für die mehrjährige Kampagne Milliarden Euro ausgeben, Indien will damit auch sein Image als eines der schmutzigsten Länder der Welt loswerden. Große Summen sollen aber auch durch die Beteiligung der Wirtschaft generiert werden. „Wenn Inder den Mars mit nur minimalen Kosten erreichen können, warum können wir uns nicht bemühen, unsere Straßen und Umgebung sauber zu halten?“, sagte Modi mit Hinweis auf die erfolgreiche Ankunft einer indischen Sonde in einer Marsumlaufbahn wenige Tage vor dem Start der Kampagne.

Auch Symbole besser als nichts

Die zum Teil katastrophalen hygienischen Gegebenheiten in Indien wirken sich auf vielfältige Arten aus. Zum einen in ökologischer Hinsicht: Indiens Flüsse, darunter der den Hindus heilige Fluss Ganges, sind stark verschmutzt. Das hat auch Folgen für die Ausbreitung von Krankheiten. Schließlich haben die Missstände soziale Auswirkungen. Die auch im Ausland schockiert zur Kenntnis genommenen Fälle von Vergewaltigungen indischer Mädchen in ländlichen Gegenden haben zu einem Gutteil damit zu tun, dass diese gezwungen sind, ihre Notdurft auf freiem Feld zu verbringen.

Viele in Indien tun die Kampagne als hohle Regierungs-PR ab, aber, wie die Verwaltungsbeamte Amitabha Pande gegenüber der US-Nachrichtenagentur AP sagte: Selbst eine „symbolische Geste“ sei angesichts des „schockierenden Drecks sogar in Regierungsgebäuden“ besser als nichts. Bis 2019, dem 150. Geburtstag des für seine Reinlichkeit bekannten Freiheitshelden Mahatma Gandhi, soll Indien sauber werden. Der 2. Oktober ist der Geburtstag Gandhis.

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