Umsturz im Expresstempo
Vor 25 Jahren ist in der damaligen Tschechoslowakei die „Sanfte“ oder „Samtene Revolution“ ohne Gewalt ins Rollen gekommen. Nur 43 Tage später wurde der Dissident und Dramatiker Vaclav Havel neuer Präsident. Eine Chronologie der dramatischen November-Tage von 1989:
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16. November 1989: Großdemonstration in Bratislava für Freiheit und Demokratie verläuft friedlich.
17. November: Eine Studentenkundgebung in Prag wird zur größten Demonstration für Demokratie und Freiheit in der Tschechoslowakei seit 20 Jahren. Sie wird von der Polizei niedergeknüppelt.
19. November: Gründung des tschechischen Bürgerforums (Obcanske Forum/OF) und der slowakischen Öffentlichkeit gegen Gewalt (Verejnos proti nasili/VPN) als Sprachrohr der Demonstranten.
23. November: Arbeiter wenden sich gegen die Staatsführung. Der kommunistische Parteichef von Prag, Miroslav Stepan, wird bei einer Rede im Maschinenbaubetrieb CKD ausgepfiffen.
24. November: Der Bürgerrechtler Vaclav Havel und Alexander Dubcek, Symbolfigur der Reformbewegung „Prager Frühling“ von 1968, fordern bei einem gemeinsamen Auftritt auf dem Prager Wenzelsplatz den Rücktritt der kommunistischen Führung.
24. November: Rücktritt des Generalsekretärs der Kommunistischen Partei, Milos Jakes; Rundfunk und Fernsehen beschließen das Ende der Zensur.
27. November: Zweistündiger landesweiter Generalstreik unter dem Motto „Ende der Herrschaft einer Partei“
30. November: Das Regime beschließt die Öffnung der Grenzen mit 6. Dezember. Der gerade von Österreich befürchtete massenhafte Grenzübertritt bleibt aus. Stattdessen gibt es vor allem tschechische und slowakische Tagestouristen, die kurz die neue Reisefreiheit genießen wollen.
4. Dezember: Der bisher stets demonstrativ apolitische landesweit populäre Schlagersänger Karel Gott singt mit den Demonstranten auf dem Prager Wenzelsplatz die Nationalhymne und liefert damit ein Symbol dafür, dass die KP-Führung das ganze Land gegen sich hat.
10. Dezember: Am internationalen Tag der Menschenrechte überschreiten beim „Marsch nach Hainburg“ an die hunderttausend Slowaken die Grenze nach Österreich, um ihre „Rückkehr ins freie Europa“ zu feiern.
28. Dezember: Alexander Dubcek, Symbolfigur der Reformbewegung „Prager Frühling“ der 1960er Jahre, wird zum Parlamentspräsidenten gewählt.
29. Dezember: Der Dramatiker und Dissident Vaclav Havel wird von den kommunistischen Parlamentsabgeordneten zum Präsidenten der Tschechoslowakei gewählt.
1. Jänner 1993: Die Tschechische und die Slowakische Republik entstehen als Nachfolgestaaten der Tschechoslowakei.
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