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Die Vernetzung der Welt

Bereits zum dritten Mal hat der Logistikkonzern DHL seinen Global Connectedness Index (GCI) veröffentlicht, ein Gradmesser zur internationalen wirtschaftlichen Vernetzung. Laut dem Bericht hat die Intensität globaler Interaktionen nach der Wirtschaftskrise wieder zugenommen. Zu verdanken ist das vor allem den Schwellenländern.

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Es wird eine „erhebliche Verlagerung“ von Wirtschaftsaktivitäten in Schwellenländer und eine damit verbundene Verschiebung des weltweiten wirtschaftlichen Schwerpunkts in Richtung Osten festgestellt.

Schwellenländer holen auf

Im Bericht 2010 war festgestellt worden, dass der internationale Austausch zwischen Industrieländern am stärksten war. Nun sind die Schwellenländer in den Großteil der internationalen Interaktionen eingebunden.

Auch die zehn Länder, deren globale Vernetzung von 2011 bis 2013 am stärksten gestiegen ist, sind allesamt Schwellenländer („Emerging Economies“): Burundi, Mosambik, Jamaika, Madagaskar, Surinam, die Bahamas, Burma, Mali, die Elfenbeinküste und die Ukraine - die Studie betrachtete das Land vor dem Bürgerkrieg - verzeichneten die größten Zuwächse.

Österreich auf Platz 20

Österreich liegt im aktuellen Länderranking auf Platz 20 von 140 Ländern und damit um zwei Ränge besser platziert als 2010. Auf Platz eins liegen die Niederlande, und überhaupt sind die europäischen Länder am besten vernetzt. Nur Singapur schaffte es noch in die Top Ten.

Errechnet wird die Vernetzung nach drei Dimensionen: der Intensität der grenzüberschreitenden Interaktionen von Ländern, ihrer Richtung und der Dimension der geografischen Reichweite. Gemessen wird nicht nur der globale Austausch von Waren und Dienstleistungen, sondern auch von Kapital, Personen und Informationen. Für Letztere wiederum wurden neben der Vernetzung per Internet und Zirkulation von Printerzeugnissen auch die weltweiten Telefongespräche herangezogen - und diese liefern aufschlussreiche Erkenntnisse.

Vernetzung durch das Telefon

Zunächst wurde eine deutliche Zunahme internationaler Telefongespräche verzeichnet: 2005 wurde pro Jahr durchschnittlich 88 Minuten mit dem Ausland gesprochen, 2012 waren es schon 152 - auch wenn länderübergreifende Telefonate insgesamt nur zwei bis vier Prozent aller Gespräche ausmachen. Zurückgeführt wird die Steigerung auf deutlich billigere Telefonverbindungen.

Grafik zeigt Telefonverbindungen weltweit

DHL GLOBAL CONNECTEDNESS INDEX 2014

Telefonate als weltumspannendes Netzwerk

Allerdings räumt die Studie auch hier Verzerrungen ein: So hätten unterschiedliche Tarife einen Einfluss, in den USA seien etwa Gespräche billiger als in anderen Ländern. Und Telefonate, die nur über Onlinesoftware - also vor allem per Skype - geführt werden, konnten wegen mangelnder Daten nicht einberechnet werden. Dabei würden diese mittlerweile ein Viertel aller internationalen Gespräche ausmachen. Andere Studien setzen den Wert mittlerweile viel höher an.

Wer wohin telefoniert

Von den erfassten Telefonaten gingen 41 Prozent von Industrieländern in Schwellenländer und nur neun Prozent in die umgekehrte Richtung. 24 Prozent wurden innerhalb von westlichen Industriestaaten verzeichnet, dabei war diese Kategorie früher die deutlich größte. Bei den zehn stärksten Telefonrouten sind gleich siebenmal die USA das Ausgangsland.

Grafik zeigt Telefonverbindungen weltweit

DHL GLOBAL CONNECTEDNESS INDEX 2014

USA als Knotenpunkt der internationalen Telefondaten: Nordamerika wird hellblau abgebildet, Südamerika rot, Ostasien und Australien grün, Süd- und Zentralasien violett, Afrika südlich der Sahra orange, Nordafrika und der Mittlere Osten gelb und Europa dunkelblau

Die Studie führt das auch auf Migrationsströme zurück: Einwanderer würden mit ihrer alten Heimat telefonieren. So werden die häufigsten Gespräche zwischen USA und Mexiko geführt. Die meisten Telefonate von Großbritannien gehen nach Indien, einerseits ebenfalls ein Einwanderungseffekt, andererseits auch ein wirtschaftlicher: die Auslagerung zahlreich Callcenter nach Indien.

Web nur bedingt international

Bei der Kommunikation via Web bleibt die Studie recht vage, liefert aber zwei Anhaltspunkte. Unter Berufung auf die Daten von Sozialen Netzwerken und Mailprovidern kommt man zum Schluss, dass internationale Kontakte sich sehr im Rahmen halten. Zwar wird von Facebook und Co. die internationale Vernetzung schon am Startscreen beworben, dennoch bilden sich hier vor allem bestehende soziale Zusammenhänge ab - und die sind vor allem regional begrenzt. Durchschnittlich habe ein Facebook-User nur 17 Prozent internationale Freunde, auf Twitter seien es mit 25 Prozent etwas mehr.

Nachrichten verbinden - ein bisschen

Und als Grad der internationalen Vernetzung wird auch versucht, Nachrichtennutzung einzubeziehen. So zitiert der Bericht andere Studien, die belegen, dass US-Nachrichtenwebsites einen größeren Anteil an Auslandberichterstattung haben mit mehr als anderen US-Medien wie Tageszeitungen und Fernsehen. 41 Prozent des Gesamtnachrichtenaufkommens würden sich internationalen Ereignissen widmen.

Und freilich macht es das Web möglich, auch auf Onlinenews anderer Länder zuzugreifen. Tatsächlich Gebrauch davon machen aber wenige, der Anteil der Zugriffe aus dem Ausland liegt bei den meisten Medien im niedrigen einstelligen Prozentbereich.

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