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Aus der Traum vom Urlaub im Weltraum?

Der Absturz des SpaceShipTwo in der kalifornischen Mojave-Wüste am Freitag ist eine Katastrophe für den Weltraumtourismus, den manche als eine Milliardenindustrie der Zukunft ansehen. Der britische Milliardär Richard Branson wollte seine Raumkapsel mit Raketenantrieb eigentlich nächstes Frühjahr mit Passagieren ins All schicken, das dürfte vorerst ein Traum bleiben.

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„Wir werden im nächsten Jahr und wahrscheinlich in den Jahren danach keine kommerziellen Flüge für Touristen ins All sehen“, sagte Raumfahrtexperte Marco Caceres von der Beratungsfirma Teal Group. Virgina Galactic sei bisher „bei Weitem“ führend im Bereich des Weltraumtourismus gewesen, nun werde sich der Start der ersten Touristen wohl um Jahre verzögern.

„Bauchschuss“ für junge Branche

Im US-Fernsehen sprachen Experten von einem schlimmen Rückschlag für die private Raumfahrt. Andere bezeichneten den Absturz sogar als Todesstoß für den Weltraumtourismus. Unter dem Eindruck der Explosion des unbemannten US-Raumtransporters „Cygnus“ nur drei Tage zuvor, ist die Debatte über die kommerzielle Raumfahrt voll entbrannt.

Das Raumschiff SpaceShipTwo explodiert in der Luft

Reuters/Kenneth Brown

Das SpaceShipTwo wird von einem Trägerflugzeug ausgeklinkt

Als „herben Rückschlag für die bemannte private Raumfahrt“ bezeichnete der Raumfahrtexperte Gernot Grömer vom Österreichischen Weltraum Forum (ÖWF) den Absturz. Die Folgen des Unglücks für die bemannte Raumfahrt seien noch schwer abzuschätzen, „aber diese Woche wird im Weltraumsektor bereits jetzt als ‚Bauchschuss‘ in dieser noch jungen Branche bezeichnet“, so ÖWF-Obmann Grömer.

„Das Weltall ist hart“

Branson schrieb auf der Website seines Unternehmens, er sei „schockiert“ über den Absturz. „Das Weltall ist hart - aber es lohnt sich. Wir werden durchhalten und gemeinsam voranschreiten.“ Ähnlich hatte sich der Geschäftsführer von Virgin Galactic, George Whitesides, unmittelbar nach dem Absturz geäußert: „Raumfahrt ist schwierig, und heute war ein schwerer Tag.“ Das Unternehmen werde die Krise aber durchstehen. „Wir sind Menschen, und es schmerzt“, sagte Stuart Witt, Chef des Mojave Flughafens und Weltraumbahnhofs. Die US-Raumfahrtbehörde NASA zeigte sich schockiert von dem Unglück.

700 Anmeldungen für Weltraumflug

Branson hatte das SpaceShipTwo im Dezember 2009 vorgestellt und fachte in der Folge die Aufbruchsstimmung in der Branche an. Sein Unternehmen Virgin Galactic verkaufte um je 250.000 US-Dollar (rund 198.000 Euro) nach eigenen Angaben bereits mindestens 700 Reservierungen, darunter an viele Prominente aus der Film- und Geschäftswelt. Den ersten Passagierflug in 110 Kilometer Höhe wollte Branson gemeinsam mit seinen Söhnen unternehmen. Das Datum dafür wurde aber immer wieder verschoben.

Seit dem Frühjahr 2013 war das SpaceShipTwo 30-mal probeweise im Einsatz. Am Freitag zerschellte es bei seinem ersten Testflug mit einer Raketenzündung seit Jänner. In der langen Pause sollen der Motor und die Treibstoffmischung verändert worden sein. Das Trägerflugzeug „WhiteKnightTwo“ brachte es auf rund 1,5 Kilometer Höhe und entließ es zum Freiflug.

„Ernste Unregelmäßigkeit“ während des Flugs

Doch die Raketenzündung ging schief, die Kapsel stürzte unmittelbar danach ab. Ein Pilot starb, der andere konnte sich mit dem Schleudersitz retten. Einzelheiten zur Absturzursache waren zunächst nicht bekannt. Während des Fluges sei eine „ernste Unregelmäßigkeit“ aufgetreten, erklärte Virgin Galactic. „Wir werden mit den Behörden zusammenarbeiten, um die Ursache dieses Unfalls herauszufinden.“

Teile des abgestürzten SpaceShip Two

APA/AP/KABC TV

Die Trümmer von SpaceShipTwo in der Wüste

Rettungskräfte fanden das SpaceShipTwo „in mehreren Teilen“ verstreut in der Mojave-Wüste, wie Sheriff Donny Youngblood sagte. Er habe nichts Ungewöhnliches vor dem Absturz festgestellt, sagte Flughafenleiter Witt. „Falls es eine große Explosion gab, dann habe ich sie nicht gesehen.“ „WhiteKnightTwo“ hingegen sei sicher gelandet, teilte Virgin Galactic mit.

Das SpaceShipTwo war nach Firmenangaben etwa 18 Meter lang und für eine Geschwindigkeit von 4.200 km/h ausgelegt. In der Kabine war Platz für sechs Passagiere und zwei Piloten. Seit einigen Jahren wurde der Flugablauf mit dem SpaceShipTwo getestet. Vorgängermodell war SpaceShipOne, das vor zehn Jahren den ersten privaten bemannten Weltraumflug überhaupt absolvierte. Allerdings gab es dabei Probleme - so hatten sich zum Beispiel Teile der Außenverkleidung verformt.

Zweiter Absturz innerhalb einer Woche

Der Absturz des SpaceShipTwo ist der zweite Rückschlag für die private US-Raumfahrt in dieser Woche. Am Dienstag war eine Trägerrakete explodiert, die den unbemannten Versorgungsfrachter „Cygnus“ auf den Weg zur Internationalen Raumstation (ISS) bringen sollte. Die Katastrophe ereignete sich wenige Sekunden nach dem Start der „Antares“-Rakete vom Weltraumbahnhof Wallops Island vor der Küste des Bundesstaats Virginia. Mit der „Cygnus“ unternimmt das Unternehmen Orbital Sciences für die NASA Versorgungsflüge zur ISS.

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