Umgang mit einem Schwierigen
Die Auseinandersetzung mit Georg Trakl fällt nicht leicht. Das fällt auch zu seinem 100. Todestag auf. Hatte sich in Salzburg jüngst die Creme der Trakl-Forscher versammelt, um auch das eigene Bild des Dichters im Kanon der Moderne nachzuschärfen, so bleiben die großen Trakl-Festivitäten aus. Wie auch einem Mann ein Monument errichten, der sich der Öffentlichkeit so bewusst versagt hatte?
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Am 3. November jährt sich der Todestag des Dichters Trakl zum 100. Mal. Aus diesem Anlass finden einige Gedenkveranstaltungen statt. So wird am Vorabend in seiner Geburtsstadt Salzburg der Monolog „mutter.TRAKL“ uraufgeführt und am Montag ein Denkmal im Unipark enthüllt. In Wien wird im Haus Wittgenstein ein Gedenkabend abgehalten, im Burg-Kasino liest Markus Meyer am 8. November aus Trakls Werk.
Historisch-kritische Ausgabe abgeschlossen
Mit den letzten beiden Bänden konnte auch die Edition Georg Trakl, hrsg. v. Eberhard Sauermann und Hermann Zwerschina, abgeschlossen werden: Sämtliche Werke und Briefwechsel. Innsbrucker Ausgabe. Historisch-kritische Ausgabe mit Faksimiles der handschriftlichen Texte Trakls (6 Bände und 2 Supplementbände. Basel, Frankfurt: Stroemfeld 1995-2014).
Am Mittwoch, dem 5. November 2014, um 18.00 Uhr wird diese Ausgabe im Forschungsinstitut Brenner-Archiv in Innsbruck präsentiert.
Georg Trakl gilt als einer der wichtigsten Lyriker des 20. Jahrhunderts und einer der zentralen Vertreter des österreichischen Expressionismus. Er wurde am 3. Februar 1887 als fünftes von sieben Kindern eines Salzburger Eisenwarenhändlers geboren. Nach der Schulzeit begann er eine Ausbildung zum Apotheker und ein Pharmaziestudium in Wien.
Trakl und der Krieg
Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs meldete er sich freiwillig und musste als Militärapotheker in einer Sanitätskolonne an der galizischen Ostfront entsetzliches Leid infolge von mangelndem Personal und fehlenden Medikamenten weitgehend tatenlos mitansehen. Nach diesen traumatischen Eindrücken erlitt er einen Nervenzusammenbruch, trug sich mit Suizidgedanken und wurde zur Beobachtung in das Krakauer Militärlazarett eingeliefert. Dort entstand sein eindrucksvolles Gedicht „Grodek“, und dort starb er am 3. November 1914 infolge einer Überdosis Kokain.
Das Verhältnis zur Schwester Grete
Seine bereits frühe Drogenabhängigkeit und seine enge, möglicherweise auch inzestuöse Beziehung zu seiner viereinhalb Jahre jüngeren Schwester Margarethe zeichneten auch das Bild eines melancholischen, introvertierten, tief unglücklichen Menschen, das sich die Nachwelt von dem Dichter machte.
Nach erfolglosen Theaterstücken und ersten Gedichtveröffentlichungen 1908/09 führte die Unterstützung durch den einflussreichen Mäzen Ludwig von Ficker, der Trakl auch noch kurz vor dessen Tod in Krakau besuchte, zur regelmäßigen Publikation von Gedichten in der Zeitschrift „Der Brenner“ und zu dem ersten Gedichtband „Der jüngste Tag“ (1913). Trakls zweiter Lyrikband „Sebastian im Traum“ erschien bereits posthum. Sein Grab befindet sich auf einem Friedhof in Innsbruck.
Vorbild und Reibebaum
Trakl prägte mit seinen düsteren und symbolistischen Gedichten wie „Verfall“, „In den Nachmittag geflüstert“, „Gesang des Abgeschiedenen“ und „Grodek“ Generationen von Schriftstellern, sei es durch Vorbildwirkung, sei es durch Abgrenzung. „Wenige Autoren, die nicht von den Gedichten und dem Leben dieses vor hundert Jahren verstorbenen Dichters fasziniert gewesen wären“, schreiben die Herausgeber einer „Umfrage über Georg Trakl“, die von der Literaturzeitschrift „Literatur und Kritik“ veranstaltet wurde, „wenige, die auf ihrem Weg zur künstlerischen Eigenständigkeit nicht irgendwann der ersten Faszination durch Trakl auch wieder entsagt hätten.“
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