Fragen und Antworten zum Stresstest
Die Stunde der Wahrheit für Europas Banken rückt näher. Am Sonntag verkündet die Europäische Zentralbank (EZB) die Ergebnisse ihres Stresstests von 130 europäischen Banken. Sie werden mit Spannung erwartet und geben Auskunft darüber, wie es um die wichtigsten Geldhäuser Europas bestellt ist und ob sie für neue Krisenzeiten gerüstet sind. Im Folgenden die wichtigsten Fragen und Antworten:
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Was ist der Stresstest? Mit dem Test überprüft die EZB die Kreditrisiken der Banken. Er soll das Vertrauen der Bürger und Märkte in die Geldhäuser stärken sowie für Transparenz und Stabilität sorgen. Die EZB spricht von einem „Gesundheitscheck“. Die Ergebnisse des Stresstests sind für die EZB unabdingbar: Die Zentralbank übernimmt am 4. November die zentrale Aufsicht über die wichtigsten Finanzhäuser der Währungsunion. Doch zuvor will die EZB sichergehen, sich keine Altlasten mit den Banken unterjubeln zu lassen.
Welche Banken wurden getestet? Auf den Prüfstand kamen die 130 wichtigsten Geldinstitute der Euro-Zone, und darüber hinaus weitere auch aus Nicht-Euro-Ländern. Die überprüften Geldhäuser decken nach Angaben der Zentralbank 85 Prozent des europäischen Bankensektors ab. 25 von ihnen, und damit die meisten pro Land, kommen aus Deutschland. Es folgen Spanien und Italien mit je 15 sowie Frankreich mit 13 Banken. Die Zahl der getesteten Banken in allen anderen Ländern war einstellig, in Österreich ging es um sechs Banken - gemessen an der Größe des Landes ein relativ hoher Wert.
Wie wurde getestet? Seit Dezember 2013 durchleuchten EZB-Mitarbeiter zusammen mit nationalen Bankenaufsehern und Tausenden Wirtschaftsprüfern die Banken. In einem ersten Schritt prüfte die EZB die Risiken in den Bankbilanzen. Dabei ging es vor allem um die Werthaltigkeit von Krediten: Sind Kredite faul? Können Kreditnehmer wie mittelständische Betriebe ihre Schulden zurückzahlen? Um hier Ausfälle ausgleichen zu können, müssen die Banken über eine Eigenkapitalquote von acht Prozent verfügen.
In einem zweiten Schritt setzte die EZB die Banken zwei Szenarien aus: einem Basis- und einem Krisenszenario. Hierbei handelt es sich um den eigentlichen Stresstest: Wie reagiert ein Geldhaus, wenn zum Beispiel die Konjunktur einbricht? Im Krisenfall muss die Bank eine Kapitalquote von mindestens 5,5 Prozent erreichen.
Wann werden die Banken über das Ergebnis informiert? Die Banken bekommen offenbar drei Tage vor der offiziellen Bekanntgabe der Ergebnisse von der EZB erste Hinweise, ob sie den Stresstest bestanden haben. Nach Informationen der „Süddeutschen Zeitung“ gehen am Donnerstag um 12.00 Uhr verschlüsselte E-Mails bei den Geldhäusern ein. Ein EZB-Sprecher wollte die Prozedur auf AFP-Anfrage weder bestätigen noch dementieren.
Was passiert, wenn eine Bank durchfällt? Fallen Banken durch den Test, müssen sie ihr Eigenkapital aufbessern. Sie haben zwei Wochen Zeit, zu erklären, wie sie ihre Kapitallöcher stopfen wollen. Danach gibt ihnen die EZB eine höchstens neunmonatige Frist, um das geforderte Kapital aufzubringen. Schaffen sie es nicht, droht im schlimmsten Fall das Aus. Bis dahin ist es laut EZB aber „ein sehr langer Weg“. Schon vor Bekanntgabe der Ergebnisse haben viele Banken vorgesorgt: Nach Angaben der deutschen Bundesbank haben die europäischen Institute ihre Bilanzen in den vergangenen Monaten mit rund 200 Milliarden Euro gestärkt.
Michael Rebmann, AFP
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