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„Es wird Banken geben, die scheitern“

Am Sonntag wird das Ergebnis des Stresstests für die Banken der Euro-Zone veröffentlicht. Gebannt wird dabei darauf gestarrt, welche Bank den Mindestwert an Eigenkapital verfehlt und damit „durchfällt“. Das sei aber gar nicht der entscheidende Punkt, glaubt Andrea Enria, Chef der Europäischen Bankenaufsicht (EBA). Viel wichtiger sei die zwischenzeitliche Anpassung bei den Banken.

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„Wir hoffen, es gibt mehr Analyse und nicht nur den eingeschränkten Blick, wer durchfällt“, sagte Enria der Finanzmarktaufsichtsbehörde (FMA). Es werde wohl Banken geben, die scheitern, aber der entscheidende Punkt sei, wie viel Veränderung durch den Stresstest ausgelöst wurde, wie der Test schon das System verändert habe.

In der Vorbereitung auf diese Prüfung sei bereits eine massive Anpassung erfolgt, versicherte Enria. Raum für Analysen werde auch gegeben sein: Immerhin werden pro Bank bis zu 12.000 Daten veröffentlicht, so viel wie noch nie zuvor. Die US-Aufsicht veröffentlichte lediglich 19 Daten zu den von ihr geprüften Instituten.

Situation in Europa besser

Die 20 größten Banken in den USA und der EU hatten Ende 2008, also vor Ausbruch der Finanzkrise, etwa gleich viel Kapital. Inzwischen haben die US-Institute ihr Kapital um 36 Prozent aufgestockt, die EU-Banken aber um 45 Prozent. In Europa sei die Aufnahme von Kapital zwar später erfolgt, aber „jetzt sind wir in einer viel besseren Position“, so Enria weiter.

Zugleich warnte Enria davor, dass sein Institut zu wenig Mittel bekommt. „Wir sind in einer Krise.“ Die EU gestehe der EBA 2015 nur 30 Mio. Euro zu, um zehn Prozent weniger als im Jahr davor. Die EBA fordere 37 Mio. Das Budget schrumpfe, während die Aufgaben zunehmen. Man habe jetzt gut 100 Mitarbeiter, Ende des Jahres sollen es 111 sein. Eine weitere Aufstockung sei aber untersagt. Die EBA könne ihre Aufgaben ohnehin nur leisten, indem auf das Personal der nationalen Aufsicht zurückgegriffen wird - dieses werde aber nun verstärkt von der EZB eingespannt.

Tests nicht vergleichbar

Die zentrale Funktion der EBA ist die Erstellung der EU-weit gültigen Aufsichtsregeln (Single Rule Book). Den Stresstest bei EU-Banken außerhalb der Euro-Zone koordiniert die EBA, selber prüfen kann sie aber nicht. In Großbritannien werde etwa der aktuelle Stresstest als volkswirtschaftliche Übung durchgeführt, um die Auswirkung von Problemen auf dem Immobilienmarkt zu simulieren. Das sei dann mit dem Stresstest der EZB für Banken der Euro-Zone kaum vergleichbar.

Dabei sei die Umsetzung der Stresstests eine enorme Herausforderung, so Enria. Selbst auf Bankbilanzen spezialisierte Mitarbeiter könnten oft nicht abschätzen, welche enorme Auswirkung minimale Veränderungen hätten. Es gebe etwa zwei Arten, das Eigenkapital zu berechnen - und in einzelnen Banken könne sich dadurch ein Unterschied von drei Prozentpunkten ergeben.

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