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„Lasst Renee Zellweger in Ruhe“

Schauspielerin Renee Zellweger war in den letzten Jahren nur selten auf roten Teppichen zu sehen. Dass man sie am Montag bei einer Modeveranstaltung kaum erkannte, lag aber nicht daran, dass man sie in der Zwischenzeit vergessen hätte, sondern vielmehr daran, dass sich das Gesicht der Bridget-Jones-Darstellerin drastisch verändert hat.

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Ein bisschen Botox hier, eine kleine Fettabsaugung da: Schönheitsoperationen sind für Hollywood-Stars sicher nichts Ungewöhnliches, auch wenn sich die wenigsten offen dazu bekennen. In Maßen angewandt sind die Korrekturen im Dienste der Selbstoptimierung längst kein Grund mehr für eine öffentliche Erregung. Umso heftiger die Reaktion, mit der sich die 45-jährige Texanerin Zellweger nun konfrontiert sieht.

Vorher-Nachher-Vergleich zeigt Schauspielerin Renee Zellweger

Reuters/Mario Anzuoni; Thomas Peter (Montage)

Renee Zellweger 2011 und 2014

Lidstraffung, Wangenkorrektur, Botox?

Die Schauspielerin habe es eindeutig übertrieben, so der Tenor der internationalen Medien. Einig sind sich die konsultierten Experten von „Daily Mail“ und Co. darin, dass sich Zellweger einer Augenlidstraffung unterzogen haben müsse, dass Botox im Spiel sei und möglicherweise auch eine Wangenkorrektur.

Zellweger ist damit alles andere als ein Einzelfall. Vergleicht man etwa alte Fotos ihrer Kolleginnen Nicole Kidman, Meg Ryan und Michelle Pfeiffer mit aktuellen Bildern, könnte man auch meinen, völlig andere Menschen vor sich zu sehen. Jede von ihnen wurde dafür schon mit Spott überschüttet und für ihre mimikarmen Auftritte belächelt. Der Unterschied: Kaum jemand verwandelte sich so abrupt wie jetzt Zellweger.

Bild der Schauspielerin Meg Ryan aus 2010 und 2013

Reuters/Jean-Paul Pelissier; Lucas Jackson (Montage)

Meg Ryan einst und jetzt

„Zellweger hatte eine Kopftransplantation“, „Bist das du, Renee?“ Wie ein Lauffeuer verbreiteten sich Fotos von der „Elle“-Gala via Facebook und Twitter. Viel Positives war im Netz aber nicht zu lesen, vielmehr lässt sich die kollektive Reaktion gut als ungläubiger Schock gemischt mit einer ordentlichen Portion Häme, teils aus der untersten Schublade, beschreiben.

Weibliche Stars auf verlorenem Posten

Nur wenige Kommentatoren ergreifen Partei für die Schauspielerin. Ein weiblicher Promi zu sein bedeute in jedem Fall zu verlieren, konstatierte etwa der britische „Guardian“. „Wer es wagt zu altern, muss sich im besten Fall dafür schämen, im schlimmsten Fall steht man ohne Job da.“ Wer sich mit Schönheitsoperationen behelfe, müsse hingegen mit Narzissmusvorwürfen leben und sich anhören, verzweifelt an der Jugend festhalten zu wollen - und riskiere ebenfalls ein frühes Karriere-Aus.

Auch das „Time“-Magazin verteidigte Zellweger. „Lasst Renee Zellweger in Ruhe“, titelte die US-Zeitschrift. „Es gibt einen guten Grund, warum die Schauspielerin ein völlig neues Gesicht wollte: Wir waren alle unfassbar gemein zu ihrem alten.“ Tatsächlich finden sich zahlreiche Einträge über das frühere, natürliche Aussehen der Schauspielerin - verfasst teils von denselben Kommentatoren, die nun über die „neue“ Zellweger lästern.

„Lebe ein anderes, glückliches, erfüllteres Leben“

Die Oscar-Preisträgerin selbst äußerte sich am Dienstagabend (Ortszeit) gegenüber dem US-Promiportal People.com zum medialen Sturm. Sie halte das Gerede über ihr angeblich verändertes Gesicht für „albern“. „Ich bin froh, dass die Leute denken, dass ich anders aussehe“, wird die Schauspielerin zitiert. „Ich lebe ein anderes, glückliches, erfüllteres Leben und bin begeistert darüber, dass man es möglicherweise sieht.“

Die Schauspielerin sagte, sie gehe nur auf diese Kontroverse ein, weil sie manche nicht in Ruhe lassen würden, „die nach einer ruchlosen Wirklichkeit graben, die es nicht gibt“. „Meine Freunde sagen mir, dass ich friedlich aussehe. Ich bin gesund“, fuhr Zellweger fort. „Vielleicht sehe ich verändert aus. Warum auch nicht, wenn man älter wird?“ Keine der Aussagen dementiert dezidiert eine Schönheitsoperation - doch wünscht sich Zellweger offenbar, man möge ihr glauben, dass ihr verändertes Aussehen ausschließlich auf den natürlichen Alterungsprozess und veränderte Lebensgewohnheiten zurückzuführen sei.

Gewichts-Auf-und-Ab für Filmrolle

Die Schauspielerin, der 1996 der Durchbruch an der Seite von Tom Cruise in „Jerry Maguire“ gelang, hatte schon früher durch eine enorme körperliche Wandlungsfähigkeit von sich reden gemacht. Um die Rolle der mit dem Gewicht kämpfenden Bridget Jones in der gleichnamigen (bisher) zweiteiligen Romanverfilmung glaubhaft spielen zu können, nahm sie 2000 und 2003 jeweils über 13 Kilogramm zu. Schon bei den Premieren der Filme zeigte sie sich wieder auf Hollywood-Standardmaße verschlankt. Angeblich völlig problemlos, wie sie stets betonte: „Ich habe schon von Natur aus einen schnellen Stoffwechsel.“

Schauspielerin Renee Zellweger in "Bridget Jones"

picturedesk.com/Universal/Courtesy Everett/Everett Collection

In „Bridget Jones“ lautet das Fazit: Ein paar Kilo mehr oder weniger sind egal. In der Realität ist das offenbar anders: Nach dem Dreh nahm Zellweger 13 Kilo ab.

Für den geplanten dritten Teil der „Bridget Jones“-Reihe würde sie auch jederzeit wieder zunehmen - „wenn die Story gut ist, mache ich alles“. Vor kurzem gab es jedoch Medienberichte, wonach die Schauspielerin auf einem Fatsuit (Fettanzug) zur Vortäuschung von Körperfülle besteht. Die Botschaft, die Bestsellerautorin Helen Fielding in „Bridget Jones“ vermitteln will - geliebt werden, „so wie du bist“, ist in der Debatte über Zellwegers Veränderung jedenfalls zu einer Nebensache geworden. Mit Zellwegers Gesicht sei alles in Ordnung, schreibt der „Guardian“. Es sei die Gesellschaft, „mit der etwas nicht stimmt“.

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