Reporter deckten Falschinformation auf
Das schwedische Militär hat wissentlich falsche Informationen über die Position gegeben, an der ein Unterwasserfahrzeug gesichtet worden sein soll. Die Streitkräfte räumten am Montagabend ein, dass das Foto, das sie am Sonntag dazu veröffentlicht hatten, an einem anderen Ort in den Schären vor der Küste der Hauptstadt Stockholm aufgenommen wurde.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
Man habe die genaue Position nicht freigeben wollen, um dem Gegner keine Vorteile in die Hand zu geben, hieß es zur Erklärung auf der Website des Militärs. Auf einer Pressekonferenz am Sonntag hatte der stellvertretende Leiter der operativen Streitkräfte, Anders Grenstad, eine Karte präsentiert, auf der drei Stellen markiert waren, an denen Augenzeugen auffällige Beobachtungen im Wasser gemacht hatten.
Offensichtliche, konkrete Spur
Ein wichtiger Beweis war dabei ein Foto, das angeblich von einem Augenzeugen in der Nähe des Jungfrufjärden gemacht worden war. Das schwedische Fernsehen SVT versuchte am Montag, die Stelle zu finden und stellte fest, dass die Aufnahme an einem anderen Ort entstanden war. Als die Journalisten den Militärsprecher damit konfrontierten, gab er die Falschinformation zu.
Die Armee konzentrierte sich am Montag auf ein Gebiet rund um die Insel Nattarö südlich von Stockholm, verfolgt werde eine offensichtliche, konkrete Spur. Zivile Boote wurden angehalten, zehn Kilometer Abstand zu halten. Auch für den Flugverkehr wurde der Bereich gesperrt, meldeten mehrere Medien. Der schwedische Ministerpräsident Stefan Löfven sagte am Montag, zur Aufklärung sei eine Geheimdienstoperation im Gange. Derzeit sei nicht genau bekannt, worum es sich bei dem mysteriösen Unterwasserobjekt in der Ostsee handle, so Löfven.
„Keine Jagd auf ein U-Boot“
Das Verteidigungsministerium gehe drei Hinweisen nach, die es am Freitag und am Sonntag diesbezüglich erhalten habe. Es gehe aber nicht um die „Jagd auf ein U-Boot“, sagte Löfven. Er fügte hinzu, die Zahl der Militärmanöver in der Ostsee habe in jüngster Zeit zugenommen - und zwar sowohl die Russlands als auch die der NATO. Es bestehe kein Grund für „übertriebene Besorgnis“. Außenministerin Margot Wallström hatte zuvor hingegen von „einer sehr großen Bedrohung“ in der Ostsee gesprochen. In schwedischen Medien war über einen russischen Geheimdiensteinsatz in der Nähe der Inseln um Stockholm spekuliert worden.
„Gegend für eine fremde Macht von Interesse“
Seit Freitag suchen Hubschrauber und Minensuchboote in den Gewässern vor der Hauptstadt Stockholm nach einem ausländischen Unterwasserfahrzeug. Drei Augenzeugen hatten seither unabhängig voneinander von einem auf- und wieder abtauchenden Objekt berichtet. Die Armee hatte auch das genannte Foto von dem Objekt veröffentlicht. „Das ist ein fremdes Schiff“, sagte Konteradmiral Anders Grenstad.

APA/EPA/Swedish Defence
Das Foto, das den Verdacht der schwedischen Marine verstärkte
Wegen der unzureichenden Qualität der Aufnahme sei es aber nicht möglich, die Herkunft des Schiffs zu bestimmen, sagte Grenstad. „Wir haben den Eindruck, dass diese Gegend für eine fremde Macht von Interesse ist“, ergänzte Grenstad. Die Zeitung „Svenska Dagbladet“ hatte am Wochenende berichtet, dass in den Schären Funksprüche aufgefangen wurden, darunter ein Notruf in russischer Sprache. Das schwedische Militär wollte den Bericht nicht bestätigen.
Moskau: „Die niederländische Marine fragen“
Auch das Verteidigungsministerium in Moskau bestreitet, dass ein russisches U-Boot unerlaubt in schwedische Hoheitsgewässer eingedrungen ist. Bereits am Sonntag habe Russland der schwedischen Seite Hilfe geleistet und sie darüber informiert, dass es keine Zwischenfälle unter Beteiligung russischer U-Boote und anderer Schiffe gemeldet habe, hieß es von einem Sprecher des Verteidigungsministeriums.
„Um die Unruhe in der Ostsee zu dämpfen und den schwedischen Steuerzahlern weitere Ausgaben zu ersparen, empfehlen wir, die niederländische Marine zu fragen“, zitierten russische Medien das Verteidigungsministerium. Das gesuchte Schiff sei das niederländische U-Boot „Bruinvis“ und habe in der vergangenen Woche vor der schwedischen Küste „Übungen“ vorgenommen, darunter das schnelle Auftauchen, hieß es in dem Bericht weiter. Am Freitag sei das Boot in den Hafen der estnischen Hauptstadt Tallinn eingelaufen.
Den Haag dementiert Verwicklung
Tatsächlich hat ein niederländisches U-Boot in der vergangenen Woche an einer Übung in der Ostsee teilgenommen. Auf der Website des schwedischen Militärs heißt es, die Aufgabe der Niederländer sei es gewesen, sich zu verstecken und von anderen Einsatzkräften gesucht zu werden. Eine Sprecherin des niederländischen Verteidigungsministeriums in Den Haag bestritt jedoch, dass sich das Boot noch in Schweden aufhalte.
Die niederländischen U-Boote, die zu einer Übung in Schweden waren, seien am Freitag in der estnischen Hauptstadt Tallinn gelegen. „Das können wir auch mit Fotos beweisen“, so die Sprecherin. Die U-Boote seien nun auf dem Weg zurück in die Niederlande, ergänzte sie.
Erinnerungen an U-Boot-Hysterie in 80ern
In der Vergangenheit hatte sich die schwedische Marine vergeblich bemüht, vermutete U-Boote aus der Sowjetunion beziehungsweise Russland aufzuspüren. Besonderes Aufsehen erregte ein Fall im Oktober 1981, als ein sowjetisches U-Boot in einem militärischen Sperrgebiet vor der Küste von Karlskrona im Süden des Landes auf Grund gelaufen war. Die meisten der folgenden Suchaktionen wurden später eindeutig als Fehlalarme identifiziert, wobei sich in der Interpretation von empfangenen Unterwassergeräuschen für die schwedische Konterspionage peinliche Pannen ereigneten.
Im Zuge des Ukraine-Konflikts sind auch die Spannungen zwischen Russland und den baltischen sowie den nordischen Staaten gewachsen. Im vorigen Monat sollen zwei russische Kampfflugzeuge in schwedischen Luftraum eingedrungen sein. In der vergangenen Woche warf Finnland der russischen Marine vor, ein finnisches Forschungsschiff in internationalen Gewässern gestoppt zu haben.
Links: