Forschung Jahre zurückgeworfen
Nach der Übertragung des Ebola-Virus auf Pflegehelfer in Spanien und den USA wächst die Sorge vor einer Ausbreitung der Seuche außerhalb Afrikas. Damit rückt auch die Frage nach einer wirksamen Therapie wieder in den Vordergrund. Das bereits vorhandene Medikament ZMapp ist so gut wie aufgebraucht - weitere Mittel sind noch in der Testphase.
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Mehr als 8.000 Menschen haben sich bisher am Ebola-Virus angesteckt, 4.000 von ihnen starben - die meisten davon in den westafrikanischen Ländern Liberia, Sierra Leone und Guinea. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bezeichnete den Ausbruch am Montag als „den schlimmsten Gesundheitsnotfall der modernen Welt“. Gegen den 1976 in der Demokratischen Republik Kongo erstmals entdeckten Virus gibt es immer noch keine zugelassenen Medikamente oder Impfstoffe. Die US-Gesundheitsbehörde National Institutes of Health (NIH) sieht hier auch Versäumnisse der US-Regierung.
„Wären heute zwei Jahre weiter“
„Die NIH arbeitet seit 2001 an einem Impfstoff gegen Ebola“, erklärte Francis Collins, Chef der NIH, gegenüber dem Onlineportal Huffington Post. Doch in den vergangenen zehn Jahren sei das Budget von der Regierung sukzessive gekürzt worden. Die NIH hat heute um 23 Prozent weniger Geldmittel zur Verfügung als noch vor zehn Jahren. Das Budget wurde seit 2004 nicht mehr aufgestockt. „Wir wären heute ein oder zwei Jahre weiter, was den großen Unterschied gebracht hätte“, so Collins.
Bisher gibt es nur ein Medikament, das von der WHO Anfang September für Behandlungen am Menschen freigegeben wurde. ZMapp wurde bisher mehreren Patienten verabreicht. Zwei US-Ärzte und zwei Ärzte in Liberia konnten bisher erfolgreich behandelt werden. Ein 75-jähriger Ebola-Patient in Spanien sprach auf die Therapie jedoch nicht an. Von dem aus genetisch veränderten Tabakpflanzen hergestelltem Gemisch gibt es jedoch nur noch geringe Mengen.
Spanische Krankenschwester mit ZMapp behandelt
Einige Dosen aus den letzten Beständen wurden aus Belgien zuletzt nach Spanien geschickt, um sie einer Krankenschwester, die sich bei der Behandlung eines Ebola-Patienten angesteckt hatte, zu verabreichen. Ihr Zustand habe sich seither stabilisiert, sagten ihre behandelnden Ärzte am Montag. „Hätten wir nicht einen solch eklatanten Mangel an dem Mittel, wüssten wir mittlerweile, ob das Mittel wirkt“, so Collins gegenüber Huffington Post. Bis Jahresende sollen einige hundert Dosen hergestellt werden. Auch hier spiele das fehlende Geld eine Rolle, ist Collins überzeugt.
Parallel arbeitet die US-Gesundheitsbehörde bereits an der fünften Generation eines Ebola-Impfstoffes, der bisher jedoch nur an Affen getestet wurde. Groß angelegte Versuchsreihen würden jedoch mehr Zeit und vor allem Geld kosten, hinzu käme die schwierige politische Situation in Ländern wie Liberia, so der NIH-Chef. An einem zweiten Impfstoff wird derzeit in Kanada geforscht. Tests haben aber bisher keine erwünschten Resultate gebracht.
Große Testserien nur in Liberia sinnvoll
Ein weiteres Mittel, das bereits an Infizierten erprobt wird, ist Brincidofovir. Es wurde in den USA unter anderen dem mittlerweile verstorbenen Patienten verabreicht, der in Dallas behandelt worden ist. Anders als bei ZMapp sind hier die Bestände deutlich größer. Es gebe genug, um es an rund 16.000 Personen zu testen, sagte Collins. Diese Tests müssten jedoch in den von Ebola am stärksten betroffenen Regionen in Liberia durchgeführt werden, aber das dürfte vorerst an den dortigen Behörden scheitern.
Zurzeit laufen nur kleinere klinische Tests in Afrika. So haben sich 40 Freiwillige in Mali gemeldet, um das Mittel mit der Fachbezeichnung cAd3-EBO-Z zu testen. Ergebnisse könnten Ende November vorliegen, sagte Samba Sow, der Leiter des Zentrums für Impfstoffe in Bamako, der malischen Hauptstadt. Auch in dem westafrikanischen Kleinstaat Gambia seien Testreihen geplant. In beiden Ländern gab es bisher jedoch keine Ebola-Fälle.
Entwarnung in Spanien
An ein Übergreifen der Epidemie auf die USA glaubt Collins nicht. Er rechnet mit bis zu zehn Fällen, je nachdem, wie viele weitere Personen sich an dem Patienten in Dallas angesteckt haben. Derzeit werden Familienmitglieder und das Krankenhauspersonal noch beobachtet. Entwarnung gibt es unterdessen in Spanien, wo die Gesundheitsbehörden bei der infizierten Pflegehelferin von einem Einzelfall ausgehen. Bisher habe es keine Neuinfektionen gegeben. Ganz sicher wird man das jedoch erst am 27. Oktober sagen können, dann ist die dreiwöchige Inkubationszeit vorbei.
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