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Ebola lastet auf Bilanzen

Die deutsche Wirtschaft erwartet ein vorläufiges Ende ihres Afrika-Exportbooms. Die Ausfuhren auf den Kontinent dürften 2014 nur stagnieren, sagte der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) am Montag voraus. Schuld daran ist unter anderem die Ebola-Epidemie.

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Noch im Frühjahr war ein Plus von zwei Prozent erwartet worden. In den vergangenen zehn Jahren waren die Exporte trotz der weltweiten Finanzkrise um durchschnittlich fünf Prozent auf zuletzt 22 Milliarden Euro im Jahr 2013 gewachsen.

Deutsche Firmen nicht mehr in Ebola-Staaten aktiv

Die deutsche Wirtschaft hat sich mittlerweile komplett aus den drei am schlimmsten von der Ebola-Seuche betroffenen westafrikanischen Ländern Guinea, Liberia und Sierra Leone zurückgezogen. Zuletzt seien etwa zehn Unternehmen mit Mitarbeiter an Ort und Stelle gewesen, die vor allem Infrastrukturprojekte vorbereitet hätten, sagte der Vorsitzende des Afrika-Vereins der deutschen Wirtschaft, Stefan Liebing, am Dienstag in Berlin.

Der Afrika-Verein befürchtet, dass der gesamte Kontinent durch die Seuche zurückgeworfen wird. „Afrika war gerade dabei, ein bisschen zur Mode zu werden in der deutschen Wirtschaft“, sagte Liebing. Die Ebola-Epidemie in Westafrika schrecke aber viele Interessenten ab. Das sei nicht immer gerechtfertigt. „Die Hysterie ist ansteckender als Ebola selbst“, sagte der Vorsitzende des Afrika-Vereins. „Bei einer Grippewelle in Moskau sagt auch niemand seine Wochenendreise nach Paris ab.“ Die Gefahr sei groß, dass durch die Krise in den drei Staaten auch die anderen 51 afrikanischen Länder in Mitleidenschaft gezogen würden.

Afrikas Wirtschaft schwer getroffen

„Die Ebola-Krise wird sich nicht nur auf die Volkswirtschaften der drei am stärksten betroffenen Länder Guinea, Liberia und Sierra Leone auswirken“, sagte die Afrika-Expertin des DIHK, Rima al-Tinawi, der Nachrichtenagentur Reuters. „Schon jetzt ist absehbar, dass auch in anderen Regionen des Kontinents der Tourismus - einer der größten Devisenbringer - in Mitleidenschaft gezogen wird.“ Das Bruttoinlandsprodukt von Afrika werde daher 2014 nur um drei Prozent wachsen.

Sinkende Rohstoffpreise als zusätzlicher Faktor

Zusätzlich litten speziell die erdölexportierenden Länder unter den weltweiten Konjunkturrisiken, durch die die Preise für Öl und andere Rohstoffe gesunken sind. Besonders schleppend läuft deshalb das Exportgeschäft mit Südafrika, der einstigen Konjunkturlokomotive des Kontinents. Hier rechnet der DIHK in diesem Jahr mit einem Einbruch der deutschen Exporte um 15 Prozent. „Das Land am Kap leidet unter gesunkenen Rohstoffpreisen“, sagte Tinawi.

„Darüber hinaus steigen Arbeits- und Produktionskosten seit Jahren stärker als die Produktivität des Landes, wodurch Südafrika als Produktionsstandort an Attraktivität verliert.“ Die südafrikanische Währung Rand habe dadurch in den vergangenen 24 Monaten mehr als 30 Prozent ihres Wertes verloren. Für 2015 erwartet der DIHK eine Besserung. Die Exporte nach Afrika sollen dann um fünf Prozent wachsen und die nach Südafrika zumindest stagnieren.

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