Nordkoreas Nummer zwei in Südkorea
Mehrere hohe Vertreter Nordkoreas sind am Samstag zu äußerst seltenen Gesprächen nach Südkorea gereist. Der Besuch der drei führenden nordkoreanischen Politiker, darunter die Nummer zwei des Landes, erfolgte offiziell aus Anlass der Abschlussfeier der Asienspiele, bei denen Nordkorea elf Goldmedaillen gewonnen hat.
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Bei den Gesprächen wurde die Wiederaufnahme von Verhandlungen auf Spitzenebene vereinbart. Der seit Februar ausgesetzte Dialog solle wieder aufgenommen werden, teilte das südkoreanische Wiedervereinigungsministerium in Seoul mit.
Zu der Delegation gehörte der Leiter des Politbüros der Armee, Hwang Pyong So, der als Nummer zwei des Landes nach Staatschef Kim Jong Un gilt. Hwang war in Begleitung seines Vorgängers Choe Ryong Hae und des hohen Beamten Kim Yang Gon. Bei ihrem Besuch in Incheon trafen sich die nordkoreanischen Gesandten unter anderem mit Südkoreas Wiedervereinigungsminister Ryoo Kihl Jae und kamen zu einem Mittagessen mit dem Nationalen Sicherheitsberater Kim Kan Jin zusammen.

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Ryoo begrüßt Hwang
Eineinhalbstündiges Zusammentreffen
Die Regierung in Seoul erklärte, sie sei erst am Freitag über den hohen Besuch aus dem Norden informiert worden. Auf den Fotos ist Hwang in offizieller Uniform zu sehen, Choe und Kim trugen dagegen dunkle Anzüge. Nach ihrer Ankunft am Flughafen von Incheon wurden die drei nordkoreanischen Politiker direkt zu Gesprächen mit dem südkoreanischen Wiedervereinigungsminister Ryoo gebracht. Das Gespräch mit ihm dauerte eineinhalb Stunden.

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Nordkoreas Hwang, Choe und Kim Yang Gon am Verhandlungstisch in Südkorea
Neue Gespräche Ende Oktober
Choe erklärte unter anderem, er sei „stolz, dass der Sport die Bemühungen zur Wiedervereinigung anführt“. Die neuen Gespräche sollten demnach Ende Oktober oder Anfang November stattfinden. Anschließend gab es ein Mittagessen unter Teilnahme des Nationalen Sicherheitsberaters von Staatspräsidentin Park Geun Hye, die seit Februar 2013 im Amt ist. Es waren die bisher hochrangigsten direkten Kontakte zwischen dem kommunistischen Regime in Nordkorea und der südkoreanischen Regierung.
Ein Experte der Universität für Nordkorea-Studien in Seoul sagte, Hwang und Choe seien enge Vertraute von Staatsführer Kim. Ihre Entsendung zu einem Besuch im Süden sei „beispiellos“ und solle der Welt die Bereitschaft des Nordens demonstrieren, die Beziehungen verbessern. Womöglich hätten sie auch einen Brief von Kim überbracht. Laut dem Wiedervereinigungsministerium werden die drei Nordkoreaner am Abend noch an der Abschlusskundgebung der Asienspiele teilnehmen, bevor sie zurück nach Pjöngjang fliegen.

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Demonstratives Händeschütteln als Zeichen des guten Willens
Zuletzt zahlreiche Provokationen
Südkorea und Nordkorea befinden sich formal noch immer im Kriegszustand, nachdem nach dem Koreakrieg der Jahre 1950 bis 1953 kein Friedensvertrag geschlossen wurde. Die Beziehungen waren zuletzt wieder stark von Provokationen geprägt. Die Regierung in Pjöngjang zeigte sich verärgert über mehrere Militärmanöver Südkoreas mit den USA und führte daraufhin mehrere Raketentests aus, was seinerseits von Seoul und der Staatengemeinschaft scharf verurteilt wurde.
Der nordkoreanische Führer Kim Jong Un wurde seit einem Monat nicht mehr in der Öffentlichkeit gesehen, was zuletzt zu Spekulationen über seinen Gesundheitszustand und sogar Gerüchten über einen Putsch führte. In einem Bericht des staatlichen Fernsehens gesundheitliche „Beschwerden“ des Diktators eingeräumt.
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