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„Poetisch und sinnlich“

Für seinen DDR-Aussteigerroman „Kruso“ hat der deutsche Autor Lutz Seiler den Deutschen Buchpreis 2014 erhalten. Poetisch und sinnlich beschreibe der Autor darin den Sommer des Jahres 1989 auf Hiddensee, begründete die Jury ihre Wahl am Montagabend in Frankfurt.

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Mit dem Preis wird der beste Roman des Jahres in deutscher Sprache geehrt. Auf der Shortlist für das Finale standen sechs Romane. Der Deutsche Buchpreis, den der Dachverband der deutschen Buchbranche seit zehn Jahren verleiht, gilt als inzwischen wichtigste Auszeichnung der Branche. Seiler erhält als Preisträger 25.000 Euro. Hiddensee sei damals ein Ort für Sonderlinge, Querdenker, Freiheitssucher und angehende DDR-Flüchtlinge gewesen, erklärte die Jury. Daraus habe Seiler eine packende Robinsonade um den titelgebenden Kruso und den jungen Abwäscher Edgar gemacht.

Eigene DDR-Erfahrung verarbeitet

Im Zentrums des Erstlingsromans steht eine Gruppe von Aussteigern, die eine Gaststätte auf Hiddensee betreibt. Seiler selbst arbeitete damals als Abwäscher auf der Insel. „Kruso“ sei zugleich auch ein Requiem für alle Ostsee-Flüchtlinge, die bei ihrer Flucht ums Leben kamen, hob die Jury hervor. Der 51-jährige Seiler ist vielfach ausgezeichneter Lyriker - „Kruso“ aber ist sein Debütroman.

„Für jemanden, der bisher vor allem Gedichte und Erzählungen gemacht hat, ist das heute Abend ein großer Bahnhof“, sagte Seiler in seiner Dankesrede. „Die Freude ist groß.“ Der gebürtige Thüringer Seiler machte in der DDR eine Lehre als Baufacharbeiter, bevor er wie sein Romanheld Germanistik studierte. Seiler lebt heute in der Nähe von Berlin und Stockholm.

Siebenköpfige Jury

In der Endausscheidung zum Deutschen Buchpreis setzte er sich gegen den Österreicher Heinrich Steinfest („Der Allesforscher“) sowie gegen die deutschen Autoren Thomas Hettche („Pfaueninsel“), Angelika Klüssendorf („April“), Gertrud Leutenegger („Panischer Frühling“) und Thomas Melle („3000 Euro“) durch. Sie erhalten je 2.500 Euro.

Der siebenköpfigen Jury gehörten Jens Bisky („Süddeutsche Zeitung“), Katrin Hillgruber (freie Kritikerin), Frithjof Klepp (Buchhandlung ocelot, Berlin), Susanne Link (Buchhandlung Stephanus, Trier), Manfred Papst („NZZ am Sonntag“), Wiebke Porombka (freie Kritikerin) und Annemarie Stoltenberg (NDR Kultur) an. Sie haben 176 Titel gesichtet, die zwischen Oktober 2013 und dem 10. September 2014 erschienen sind.

Im August wurde eine Longlist veröffentlicht, die dann Anfang September auf die sechs Titel fürs Finale reduziert wurde. Mit dem Deutschen Buchpreis zeichnet die Börsenverein des Deutschen Buchhandels Stiftung zum Auftakt der Frankfurter Buchmesse den besten deutschsprachigen Roman des Jahres aus.

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