Themenüberblick

Bereits dreimal verurteilt

Die Serie von Pannen bei der Bewachung von US-Präsident Barack Obama reißt nicht ab. Laut einem Bericht der „Washington Post“ vom Dienstag (Ortszeit) hielt sich während Obamas Besuch bei der Seuchenbehörde CDC in Atlanta ein Mann mit einer Waffe gemeinsam mit dem Präsidenten in einem Aufzug auf.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Der Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma fiel erst auf, als er zahlreiche Fotos von Obama „ziemlich unprofessionell“ mit seinem Smartphone schoss. Der Mann sei bereits dreimal wegen Angriffen und Körperverletzung verurteilt worden, so die Zeitung weiter. Seine Fahrt mit Obama im Lift sei ein Verstoß gegen Sicherheitsprotokolle, berichtete das Blatt. Laut den Sicherheitsprotokollen des Secret Service, der für den Schutz von Obama zuständig ist, dürfen sich keine Bewaffneten außer den Leibwächtern in unmittelbarer Nähe des US-Präsidenten aufhalten.

Erst später von Waffe erfahren

Die Agenten hätten allerdings nicht gewusst, dass er während seiner Begegnung mit Obama bewaffnet war. Erst als sich der Secret Service umgehend beim direkten Vorgesetzten des Mannes beschwerte, erlebten die Agenten die nächste böse Überraschung. Zwar wurde der Mann von seinem Chef „auf der Stelle gefeuert“, wie die „Washington Post“ berichtete. Als er seinem Vorgesetzten die Dienstwaffe ausgehändigt habe, seien die Leibwächter Obamas „überrascht“ gewesen, da sie diese überhaupt nicht bemerkt hätten.

Die Pannenserie des Secret Service wird immer länger. Bei einem Vorfall aus dem Jahr 2011, bei dem auf das Weiße Haus geschossen wurde, wurde kürzlich bekannt, dass der Secret Service erst durch Zufall darauf kam, dass überhaupt auf das Weiße Haus geschossen worden war. Der Schütze wurde erst später ebenfalls zufällig gefasst. Erst vor kurzem war ein Irak-Veteran über den Zaun des Weißen Hauses geklettert und in das vermeintlich sicherste Gebäude der Welt eingedrungen.

Irak-Veteran in drei Punkten angeklagt

Der Kriegsveteran wurde in drei Punkten angeklagt. Der 42-jährige Omar Gonzales müsse sich für das unerlaubte Betreten eines abgegrenzten Grundstücks oder Gebäudes verantworten, teilte das Justizministerium am Dienstag mit. Zudem wirft ihm die Staatsanwaltschaft vor, eine gefährliche Waffe bei sich getragen zu haben, was in der US-Hauptstadt Washington verboten ist. Der dritte Anklagepunkt lautet auf unerlaubten Besitz von Munition.

Gonzales hatte bei dem Vorfall am 19. September ein Klappmesser mit einer fast zehn Zentimeter langen, gezackten Klinge bei sich und hatte in seinem Auto rund 800 Schuss Munition sowie zwei Hacken und eine Machete gehortet. Ihm drohen nach Angaben des Ministeriums bis zu 16 Jahre Haft.

Gonzales kam bis in den East Room

Durch das Eindringen des Veteranen wurden auch einige Schlampereien des Secret Service bei der Bewachung von Obama offenbar, wie die „Washington Post“ und die „New York Times“ am Montag berichteten. Gonzales sei bis in den East Room gekommen, bevor er vom Sicherheitspersonal gestoppt und festgenommen worden sei. Nach Angaben des Secret Service wurde der 42-Jährige festgenommen, als er gerade die Türen des nördlichen Portikus durchquert hatte. Dem Zeitungsbericht zufolge wurde Gonzales jedoch erst außerhalb des Green Room gestellt, der auf den südlichen Rasen hinausgeht.

Posten war verlassen

Laut „New York Times“ war zudem - entgegen dem vorgesehenen Plan - kein Agent an der äußeren Seite des Eingangs postiert. Der Agentin an der Innenseite des Eingangs gelang es nicht, die Tür rechtzeitig zu versperren. "Der Eindringling rannte so schnell, dass er an der Beamtin vorbeikam, die das Tor nicht absperrte. Sie versuchte, ihn zu fangen. Schließlich gelang es ihr gemeinsam mit einem zweiten Sicherheitsbeamten, den Mann zu Boden zu werfen und zu fixieren - „aber zu dem Zeitpunkt war er schon ziemlich weit drinnen“, zitierte die „New York Times“ einen Beamten, der über die laufende Untersuchung der Panne informiert wurde.

Grafik vom Weißen Haus

EBU

Der Weg des Eindringlings laut „Washington Post“-Bericht

Alarm war wegen Lärms abgeschaltet

Der republikanische Kongressabgeordnete Jason Chaffetz, der den für Sicherheitslücken zuständigen Unterausschuss leitet, sagte der „New York Times“ zudem, es habe weitere Pannen gegeben: So sei ein System, das Sicherheitsleute über einen Zwischenfall alarmieren soll, nicht eingeschaltet gewesen. Dadurch habe der Kriegsveteran den Sicherheitsmann am Eingang überraschen können. Chaffetz wurde laut eigenen Angaben informiert, dass das Warnsystem auf Verlangen des Personals des Weißen Hauses deaktiviert worden sei. Diese hatten sich beklagt, dass das System zu viel Lärm mache.

Die neuen Details widersprechen in entscheidenden Punkten den bisherigen Angaben des Sicherheitsdienstes über den schweren Zwischenfall. Laut „New York Times“ wurde in ersten Berichten auch das Heimatschutzministerium, dem der Sicherheitsdienst untersteht, nicht informiert, dass der Eindringling angeblich so weit in das Gebäude vordringen konnte.

Residenz wurde evakuiert

Nur wenige Minuten vor der Festnahme waren Obama und seine beiden Töchter in einem Hubschrauber vom Südrasen aus nach Camp David im Bundesstaat Maryland ins Wochenende aufgebrochen. Das Weiße Haus wurde wegen des Vorfalls vorübergehend evakuiert, Mitarbeiter und Besucher mussten es für etwa eine Stunde verlassen.

Laut „New York Times“ war es in den letzten Jahrzehnten nie jemandem auch nur ansatzweise gelungen, in das Weiße Haus, das als eines der bestbewachten Gebäude gilt, einzudringen. Experten seien völlig perplex, dass es dem Veteranen gelungen sei, die Stiege, die zu den Privaträumlichkeiten führt, zu passieren und bis in den East Room, der für besonders feierliche Anlässe genutzt wird, zu kommen. In dem Raum spielte laut „New York Times“ der berühmte Cellist Pablo Casals für John F. Kennedy - und Obama gab von dort den Tod Osama bin Ladens bekannt.

Tür zum Haupteingang schließt nun selbst

Als erste Konsequenz aus der Panne wurde die Sicherheit um das Gebäude erhöht. Rund zweieinhalb Meter vor dem eigentlichen Zaun wurde mittlerweile eine weitere Absperrung aufgestellt. Als weitere Konsequenz schließt die Tür zum Haupteingangsbereich des Weißen Hauses nun von selbst. Das sagte die am Mittwoch von ihrem Amt als Direktorin des Secret Service zurückgetretene Julia Pierson bei einer Anhörung im Kongress am Dienstag. Zuvor musste dieser Eingang von einem Mitarbeiter händisch abgeschlossen werden, so Pierson. Der Haupteingang besteht außen aus einer Glastür als Wetterschutz und einer verzierten, historischen Holztür im Inneren.

Links: