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Mindestens 3.000 Tote

Die Versorgung der westafrikanischen Ebola-Länder mit medizinischen und anderen Hilfsgütern soll einfacher werden: Nach langem Drängen von Hilfsorganisationen hat der Senegal am Wochenende mit der Einrichtung eines humanitären Luftkorridors vom Militärflughafen Ouakam bei Dakar begonnen.

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Damit werde es für humanitäre Organisationen leichter, Personal, Medikamente, Nahrungsmittel und Ausrüstung in die am stärksten von der Epidemie betroffenen Länder Guinea, Liberia und Sierra Leone zu bringen, erklärte am Sonntag der Sprecher des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen (WFP), Alexis Masciarelli. Eine erste Maschine des WFP konnte die Einrichtung, die zügig erweitert werden soll, bereits am Samstag nutzen.

Kaum noch Flüge aus Europa

Der Aufbau des Luftkorridors mit der Basis auf dem Militärflughafen Ouakam nahe dem internationalen Airport von Dakar erfolge „im Geist der Solidarität“ mit den Ebola-Ländern, sagte die senegalesische Gesundheitsministerin Awa Marie Coll Seck nach Angaben des Senders Radio France International (RFI). Auf dem Militärflughafen seien dafür umfangreiche Sicherheitsvorkehrungen getroffen worden. Die im August geschlossene Grenze Senegals nach Guinea bleibt jedoch weiter zu.

Hilfsgüter werden in Flugzeug geladen

APA/EPA/Henning Kaiser

Ein Flugzeug der deutschen Luftwaffe wird mit Medikamenten und Ausrüstung beladen

Auf die Einrichtung hatten Hilfsorganisationen seit Wochen gedrängt. Afrikanische und viele andere Staaten hatten aus Angst vor einer Ausbreitung des Virus Flugverbindungen nach Conakry, Monrovia und Freetown gekappt. Aus Europa bietet derzeit nur noch die belgische Gesellschaft Brussels Air Flüge in die am stärksten von Ebola betroffene Region an.

Hohe Dunkelziffer

Nach Angaben der Vereinten Nationen sind bisher mehr als 3.000 Menschen an Ebola gestorben. Damit habe fast die Hälfte der seit Jahresbeginn rund 6.500 Infizierten die Virusinfektion nicht überlebt, teilte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) am Samstag mit. Am stärksten betroffen ist Liberia, dort starben 1.830 Menschen an dem Virus. In Guinea, wo das Virus ursprünglich aufgetaucht war, gab es 648 Tote, in Sierra Leone starben 605 Erkrankte. Die WHO rechnet aber mit einer hohen Dunkelziffer, da viele Menschen in abgelegenen Gegenden sterben, ohne dass diese Todesfälle registriert werden.

Am Samstag stellte sich Liberias Vizegesundheitsministerin Bernice Dahn nach dem Tod eines Mitarbeiters durch Ebola selbst unter Quarantäne. Ein Regierungssprecher sagte der Nachrichtenagentur Reuters am Samstag, das sei eine vorbeugende Maßnahme, nachdem ihr Assistent sich mit dem Virus angesteckt habe. Dahn ist die ranghöchste Ärztin des Landes.

IWF stellt weitere Gelder bereit

Der Internationale Währungsfonds (IWF) stellte diese Woche zusätzliche 130 Millionen Dollar (102,5 Mio. Euro) für den Kampf gegen die Krankheit bereit. Der IWF-Vorstand erklärte am Freitag (Ortszeit) in Washington, dass Liberia 49 Millionen Dollar erhalten solle, die restlichen Gelder gehen zu etwa gleichen Teilen an Guinea und Sierra Leone. IWF-Chefin Christine Lagarde erklärte, es müsse gelingen, die Epidemie in den Griff zu bekommen. Andernfalls würden die von den drei Ländern in den vergangenen Jahren erzielten Fortschritte zunichte gemacht.

Hilfsorganisationen beklagen eine nur geringe Bereitschaft, den Kampf gegen die Epidemie durch Spenden zu unterstützen. Einer Umfrage der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ zufolge gingen etwa bei Caritas International in diesem Jahr bisher nur 11.000 Euro für die Ebola-Prävention ein. Bei der Diakonie Katastrophenhilfe waren es 41.000 Euro. Eine Erklärung sei, dass viele Projekte nicht direkt den Kranken helfen würden, sondern sich auf Aufklärung in nicht betroffenen Gegenden beschränkten hieß es. Mehr Spenden habe die Organisation Ärzte ohne Grenzen verzeichnet, deren Mediziner bereits seit längerem in Afrika im Einsatz seien.

Gesundheitssysteme überfordert

Nach Ansicht des malischen Präsidenten Ibrahim Boubacar Keita zeigt Ebola auch die Schwäche der afrikanischen Gesundheitssysteme auf. „Es ist eine furchtbare Krankheit, und wir können solche Krisen noch nicht allein bestehen“, sagte Keita am Samstag vor der UNO-Vollversammlung in New York. Der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) forderte vor der UNO eine langfristige Stärkung der Gesundheitssysteme in den betroffenen westafrikanischen Staaten und kündigte dazu Unterstützung aus Deutschland an.

Deutschland will neben Hilfsgütern auch Freiwillige für den Kampf gegen Ebola entsenden, so der deutsche Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU). In den kommenden Tagen soll ein Erkundungsteam nach Liberia fliegen, im Oktober sollen dann bereits Freiwillige an Ort und Stelle sein. Für die geplanten Behandlungsstationen in Sierra Leone und Liberia werde nun noch Personal gesucht, und da vor allem Pflegekräfte. Am Donnerstag hatte die deutsche Bundeswehr ihren ersten Ebola-Hilfsflug mit Material nach Dakar gestartet.

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