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Große Wurzel als entscheidender Faktor

Continental hat auf der Nutzfahrzeugmesse IAA seine Zukunftsversion des Reifens präsentiert: Nachhaltiger, und vor allem weniger von Preisschwankungen abhängig als der gängige Naturkautschuk, setzt der Reifenhersteller auf den Rohstoff Löwenzahn. Am Dienstag wurde der erste Versuchsreifen aus Löwenzahnkautschuk präsentiert.

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Gewonnen wird der Rohstoff aus der Wurzel des Russischen Löwenzahns, einer Sorte, die ursprünglich aus Kasachstan stammt. Das Prinzip sei zwar schon aus dem Zweiten Weltkrieg bekannt, sagte Contis Reifenchef Nikolai Setzer. Durch spezielle Züchtung entstand aber eine Sorte mit besonders großem Wurzelwerk. Dadurch könne man auf gleicher Fläche eine ähnliche Menge Kautschuk gewinnen wie sonst aus Gummibäumen. Nach ausgiebigen Tests will der weltgrößte Automobilzulieferer die Produkte in fünf bis zehn Jahren in Serie produzieren.

Russischer Löwenzahn

picturedesk.com/EPA/Sergei Ilnitsky

Nicht nur für die Reifenindustrie interessant: Aus Löwenzahnkautschuk könnten auch antiallergene Handschuhe und Kondome produziert werden.

Starke Preisschwankungen bei Naturkautschuk

Für die Industrie ist der Löwenzahnkautschuk sehr interessant, denn bisher stammt der Rohstoff größtenteils vom Gummibaum aus Südostasien. Der ist aber nicht nur von Pilzbefall bedroht, auch lassen wachsende Märkte in China und Schwellenländern wie Indien die Nachfrage steigen. Damit klettern auch die Weltmarktpreise. Es gibt zwar synthetischen Kautschuk, doch ist dieser als Erdölprodukt abhängig von den Weltmärkten. Die Preise schwanken dadurch sehr stark.

Zuletzt erhöhte Continental wegen eines niedrigen Weltmarktpreises sogar seine Gewinnprognose für 2014 - langfristig rechnet der Konzern aber mit steigenden Preisen. Während der Kautschukbaum in den Tropen wächst, könnte Löwenzahnkautschuk auch auf ungenutzten Flächen in gemäßigten Zonen Europas angebaut werden. Die Pflanze ist anspruchslos, gleichzeitig jedoch nicht so vermehrungsfreudig wie der heimische Löwenzahn. Somit müsste nicht befürchtet werden, dass er sich massiv in der Natur ausbreiten könnte.

Continental-Reifen

Continental

Winterreifen aus Löwenzahn - in fünf bis zehn Jahren serienmäßig

Ein Drittel des Saftes ist Kautschuk

Heimischer Löwenzahn ist für die Gummiproduktion uninteressant, weil er nur sehr geringe Mengen an Kautschuk produziert. Beim russischen Taraxacum hingegen macht der Kautschukanteil über ein Drittel des Milchsaftes der Pflanze aus. Erste Vorstöße, aus ihm Kautschuk zu gewinnen, gab es bereits während des Zweiten Weltkriegs. Russland, die USA und auch die deutschen Nationalsozialisten nutzten die Pflanze bereits zur Gummiproduktion. Entdeckt wurde sie in den 30er Jahren in Kasachstan.

Tests in Schweden und Deutschland

Continental arbeitet gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut, dem Julius-Kühn-Institut (JKI) und dem Pflanzenzüchter Aeskulap an dem Löwenzahnreifen. Bei den nun präsentierten Versuchsreifen handelt es sich laut Firmenwebsite um Pkw-Winterreifen. Diese werden nun auf dem Testgelände Contidrom bei Hannover sowie im schwedischen Arvidsjaur getestet.

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