Kurssprung gleich nach Börsenstart
Alibaba hat am Freitag den größten Börsengang aller Zeiten hingelegt. Der chinesische Onlinehändler nahm mit seinem Aktienverkauf mehr als 25 Milliarden Dollar (19,4 Mrd. Euro) ein. Als ob das nicht genug wäre, schnellte der Preis für die Wertpapiere gleich nach dem Börsenstart noch einmal gewaltig nach oben.
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Für Jack Ma muss es sich angefühlt haben, als ob ein Märchen aus „Tausendundeine Nacht“ wahrgeworden wäre. Kein Unternehmen konnte jemals bei seinem Börsendebüt mehr Geld bei Investoren einsammeln als die Handelsplattform des chinesischen Firmengründers. Und der Ansturm auf die Aktien des Internetriesen riss auch nach dem Börsenstart nicht ab.
Die Händler an der Wall Street wurden mit Bestellungen geradezu überschwemmt. Investoren, die bei der Zuteilung der Alibaba-Aktien leer ausgegangen waren, wollten wenigstens in der zweiten Runde zum Zug kommen. Der erste Kurs ließ deshalb fast zweieinhalb Stunden auf sich warten. Erst kurz vor 18.00 Uhr stand der Preis fest: 92,7 Dollar (75,7 Euro). Das ist ein gutes Drittel mehr als der Ausgabepreis von 68 Dollar (53 Euro), der bereits am oberen Ende der Preisspanne festgelegt worden war. Zwischenzeitig schnellte der Kurs sogar bis auf 99,70 Dollar hoch. Zum Handelsschluss landete das Papier mit 93,89 Dollar bei einem Plus von gut 38 Prozent.
„Feierstimmung auf dem Parkett“
Die New Yorker Börse hatte Ma angeboten, persönlich die Börsenglocke zum Handelsstart zu läuten. Der Firmengründer verzichtete jedoch auf das Privileg und ließ stattdessen acht Alibaba-Kunden den Vortritt - ganz getreu dem Firmenmotto: „Customers first“.

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Firmengründer Ma (Mitte) hat gut lachen - Alibaba brach am Freitag alle Rekorde
Die Kaufaufträge für Alibaba-Aktien seien dreimal so hoch wie beim Börsendebüt von Twitter und bei 70 Prozent des Ordervolumens von Facebook, sagte ein Marktstratege des großen Aktienhändlers TD Ameritrade. „Das ist der größte Börsengang, den die Welt je gesehen hat, deshalb herrscht Feierstimmung auf dem Parkett - ob man will oder nicht“, so Aktienhändler Benedict Willis von Sunrise Securities. Ein Investor, der 200.000 Aktien geordert hatte, sagte, er habe gerade einmal 1.000 Stück zugeteilt bekommen. Er sei bereit, wenn möglich bei 75 bis 85 Dollar zuzukaufen, werde aber bei 90 Dollar wieder verkaufen.
Größer als Amazon
Alibaba stellte mit seinem Debüt die großen Börsengänge der vergangenen Jahre allesamt in den Schatten. In den USA hatte der Kreditkartenkonzern VISA 2008 knapp 20 Mrd. Dollar eingesammelt. Den weltweiten Rekord hielt bis Freitag die chinesische AGBank mit 22,1 Milliarden Dollar im Jahr 2010.

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Am Freitag war klar: Alibabas Börsengang erfüllte alle Erwartungen
Beim tatsächlichen Handelsvolumen ist Alibaba nach eigenen Angaben größer als Amazon oder eBay. Zu den großen Handelsplätzen des Konzerns gehören die Plattformen Taobao, Tmall und Juhuasuan. 231 Millionen Käufer und acht Millionen Verkäufer wickelten hier im vergangenen Jahr Geschäfte über 248 Milliarden Dollar ab.
Konzernstruktur kaum zu durchblicken
Alibaba wird an der Wall Street trotz seiner Größe ein Exot sein. Außerhalb Chinas war der Konzern bisher vergleichsweise unbekannt. Die Konzernstruktur mit etlichen Beteiligungsverzweigungen und verstrickten Eigentumsverhältnissen ist für Außenstehende nur schwer zu durchblicken. Außerdem kritisieren Analysten die Machtballung im engen Führungszirkel um Gründer Jack Ma. Dazu kommt, dass der tatsächliche Wert Alibabas - wie bei allen Internetunternehmen - schwer einzuschätzen ist.
Trotzdem war die Nachfrage der Investoren nach den Aktien bereits im Vorfeld des Börsengangs so riesig, dass der Konzern das obere Ende der Preisspanne für seine Anteilsscheine am Dienstag von 66 auf 68 Dollar erhöht hatte. Auf einen Milliardenregen dürfen sich nun die größten Alibaba-Anteilseigner freuen. Die japanische Softbank hält 34,1 Prozent und das US-Webportal Yahoo 22,4 Prozent.
Keine Aktien für Chinesen
Mit Sondersendungen im Fernsehen und Sonderausgaben von Zeitungen wurden Millionen Chinesen auf den Börsengang eingestimmt. Stunden vor dem erwarteten Aktiendebüt in New York verfolgten knapp 23 Millionen Nutzer Diskussionen über Chancen und Risiken von Alibaba auf Chinas größtem Mikroblog Sina Weibo. Gleichzeitig gab es jedoch auch Kritik. Wegen der strengen Kapitalverkehrskontrollen ist es den meisten Chinesen nicht möglich, Aktien im Ausland zu kaufen. Ein Nutzer kritisierte online: „Das ist doch paradox: Eine chinesische Firma geht an die Börse, und Chinesen können nicht mitbieten.“
Auch Alibaba versuchte, seine Angestellten auf das Megaereignis einzustimmen. Im Internet verbreiteten Mitarbeiter der Firma Fotos von T-Shirts, die das Unternehmen an sie verteilt hatte. Auf der Vorderseite der T-Shirts steht „Man muss Träume haben.“ Auf der Rückseite prangt der Schriftzug: „Was ist, wenn sie wahr werden?“
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