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Waffenruhe brüchig

Eine Woche nach Inkrafttreten einer Waffenruhe in der Ostukraine haben die Führung in Kiew und die Separatisten den Austausch von Gefangenen fortgesetzt. Die Aufständischen hätten innerhalb von 24 Stunden insgesamt 57 Soldaten übergeben, teilte das Präsidialamt in Kiew am Freitag mit.

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Die Regierung habe im Gegenzug 31 prorussische Kämpfer freigelassen. Schätzungen zufolge hält jede Seite nach den monatelangen Kämpfen noch jeweils Hunderte Gefangene fest. Die Konfliktparteien hatten sich am 5. September auf eine unbefristete beidseitige Feuerpause geeinigt, die aber brüchig ist.

Bau von Befestigungsanlagen

Die Ukraine begann unterdessen mit dem Bau von Befestigungsanlagen an der Grenze zu Russland. „Geplant sind zwei Verteidigungslinien“, teilte die Pressestelle der „Anti-Terror-Operation“ in Kiew mit. Unabhängig davon will Regierungschef Arseni Jazenjuk entlang der Grenze auch eine rund 2.300 Kilometer lange Mauer bauen lassen.

Die deutsche Bundesregierung äußerte Verständnis für die ukrainischen Pläne. „Die Entscheidung der Ukraine, die Grenzen zu sichern, ist natürlich eine freie Entscheidung der Ukraine“, sagte Vizeregierungssprecherin Christiane Wirtz am Freitag in Berlin. Wichtig sei, dass kein weiterer Nachschub von Waffen und Kämpfern für die Separatisten erfolgen könne.

Poroschenko appelliert an OSZE

Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko verlangte eine internationale Überwachung der brüchigen Waffenruhe im Osten des Landes. In einem Telefonat mit der deutschen Kanzlerin Angela Merkel warb er für ein stärkeres Engagement der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE), wie das Präsidialamt in Kiew mitteilte. Die prorussischen Separatisten und die Regierungstruppen berichteten erneut von vereinzelten Beschüssen.

Auf seiner täglichen Lagekarte räumte der ukrainische Sicherheitsrat erstmals den Verlust der Kontrolle über Grenzgebiete zu Russland im südlichen Bereich des Donezker Gebietes ein. Die Separatisten hatten diese bereits seit knapp zwei Wochen zu ihrem Einflussbereich gezählt. Damit beherrschen sie mehr als 300 Kilometer Grenze vom Asowschen Meer bis nach Lugansk.

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