Alte Berufe mit viel „Leidenschaft“
Eine Schuhmanufaktur in vierter Generation und eine Glaserei, die seit über 40 Jahren in Familienhand ist. Beim Besuch der Firmen Ludwig Reiter und Bazant wird schnell klar, dass die Mitarbeiter der beiden Wiener Handwerksbetriebe ihren Job gerne machen. Zu den Topberufswünschen von jungen Menschen zählt aber weder Glasbautechniker noch Schuhmacher.
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Das liegt wohl unter anderem daran, dass viele Menschen - Erwachsene wie Jugendliche - überhaupt nicht wüssten, was man alles als Glaser oder Schuhmacher eigentlich konkret macht. Davon zeigen sich sowohl Glasereiinhaber Robert Bazant als auch der Betriebsleiter von Ludwig Reiter, Damir Imsirovic, - unabhängig voneinander - überzeugt.

ORF.at/Zita Köver
„Ich nehme mal an, Sie waren noch nie in einer Glaserei“, empfängt uns Robert Bazant in seiner Produktionshalle. Womit er recht hat. In der großen Halle versteckt sich neben vielen Glas-Rohelementen reichlich Technik zum Heben, Schneiden, Waschen und Bohren von Glas.

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Präzision ist in allen Arbeitsschritten gefragt. Lehrling Alec ist froh, hier nicht nur „Gläser schleppen“ zu müssen. Am meisten Spaß machen ihm UV-Verklebungen, wie er erzählt. Glasscheiben werden dabei exakt zugeschnitten, mit Saugern oder Magneten aufgestellt, geklebt und ausgehärtet.

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Produziert werden bei Bazant nicht nur alltägliche Fensterscheiben, sondern auch Hightech-Produkte wie einbruchhemmende Fassaden für Luxusboutiquen, Aquarien, Eisbärengehege und Röntgenschutzverglasungen.

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Von einem Dreimannunternehmen ist der Betrieb seit der Gründung 1972 auf 17 bis 18 Mitarbeiter angewachsen. Robert Bazant hat das Unternehmen 1998 von seinem Vater übernommen, mittlerweile arbeiten auch seine Tochter und sein Sohn im Betrieb. In der Werkstatt sucht man Frauen vergeblich.

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Auf eine längere Tradition schaut die Schuhmanufaktur Ludwig Reiter zurück. Gegründet 1885, hat heute die vierte Generation das Ruder in der Hand. Am Rande Wiens wird in einem alten Schloss von Hand gefertigt. Der Charme der alten Mauern wirkt sich auch auf die Arbeitsmoral aus, ist man hier überzeugt.

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Stellte man anfangs ausschließlich Schuhe her, ist die Produktpalette heute viel breiter: Auch Taschen, Koffer, Geldbörsen und Gürtel werden - mit viel Freude an der Arbeit - gefertigt.

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Egal ob Tasche oder Winterstiefel - am Anfang steht das Leder. Aus diesem werden die Elemente beispielsweise für das Oberteil des Schuhs gestanzt oder geschnitten.

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Die einzelnen Elemente des Oberteils, sowie bei Bedarf auch Futter, werden in vielen Arbeitsschritten zusammengenäht. Rund 50 Mitarbeiter sind in der Produktion tätig. Fast alle sind für alle Geräte ausgebildet. Viele seien schon 20 Jahre oder länger im Betrieb, sagt Imsirovic stolz.

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Danach wird das Oberteil über den Leisten gespannt und ausgeformt. Anschließend folgt das Zusammenbauen, bei vielen Modellen wird der Rahmen genäht. Dabei werden Oberteil und Laufsohle nicht direkt, sondern über ein Lederband - den Rahmen - miteinander verbunden.

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Bevor sie die Manufaktur verlassen, werden die Schuhe gereinigt, mit Schuhpasta eingecremt und poliert. „Leidenschaft“ sei das Wichtigste, das ein Mitarbeiter für den Beruf mitbringen muss, so der Betriebsleiter.
Zita Köver (Fotos) und Petra Fleck (Text), ORF.at
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