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Technologieführer aus Österreich

Ein österreichisches Start-up-Unternehmen spielt am Weltmarkt für elektronische Preisetiketten (Electronic Shelf Labels, ESL) ganz vorne mit. Dank innovativer Technik und ständiger Weiterentwicklung ist die Grazer Firma Imagotag im Bereich der digitalen Preisschilder zum Technologieführer aufgestiegen.

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Die E-Labels des Grazer Start-ups setzen im Unterschied zur LCD-Konkurrenz auf gut lesbare E-Ink-Displays, wie man sie auch in E-Book-Readern findet. Die größten Handelsketten in Österreich und Mitteleuropa setzen die Preislabels von Imagotag bereits ein. „Die großen Konzerne sind alle an dem Thema dran. Es gibt niemanden, der nicht gerade testet“, so Geschäftsführer Michael Moosburger im Gespräch mit ORF.at. Bei Billa sind etwa über 300.000 aufsteckbare „Best-Preis“-E-Preisschilder im Einsatz, der Merkur-Minimarkt im Wiener Westbahnhof ist vollständig mit den digitalen Preiszetteln ausgestattet.

Reservierungsschilder in der Westbahn

Auch MediaMarkt testet die Imagotag-Labels in der Wiener Lugner City, Spar auf dem slowenischen Markt. In Deutschland ist das Interesse noch größer, EDEKA und die REWE-Gruppe rüsten ihre Märkte derzeit entsprechend um. In anderen Branchen kommen die E-Schilder ebenfalls zum Einsatz, so hat die Westbahn etwa ihre Waggons mit elektronischen Displays zur Anzeige reservierter Sitzplätze ausgestattet.

Seht gute Lesbarkeit

Die Stärken der E-Ink-Anzeigetechnik liegen in der sehr guten Lesbarkeit. Das Bild kann im Gegensatz zu LC-Displays aus jedem Winkel betrachtet werden, egal ob bei normalem Raumlicht oder hellem Sonnenschein und ist absolut flimmerfrei. Zudem ist der Energiebedarf sehr gering, da Strom jeweils nur kurz beim Ändern der Anzeige fließt. Die Preisschilder von Imagotag weisen bei durchschnittlich vier Änderungen pro Tag eine Batterielaufzeit von fünf Jahren auf.

Preisschilder

Screenshot imagotag.com

Auf den ersten Blick sind die Etiketten nicht von Gedrucktem zu unterscheiden

Solarschilder auch für hinterste Gänge

In weiterer Folge soll eine batterielose Solarvariante zum Einsatz kommen. Ein entsprechendes Photovoltaikmodul haben die Grazer bereits entwickelt und erfolgreich im Handel getestet. Es soll mit nur wenig Kunstlicht auskommen und auch in den hintersten Gängen und Regalreihen in Geschäften funktionieren.

Derzeit liegen die Produktionskosten dieser Solarschilder allerdings noch höher als bei den batteriebetriebenen, so dass die Handelsketten vorerst noch zu den günstigeren Schildern greifen. Eine Preissenkung durch eine Massenfertigung in den nächsten Jahren ist jedoch auch hier zu erwarten. Bei den batteriebetriebenen E-Ink-Displays ist diese Preissenkung in den letzten Jahren aufgrund der massenhaften Produktion bereits erfolgt. Der Preissturz führte wiederum zu einer weiteren Verbreitung der Digitaltafeln.

Zwischen sieben und 70 Euro pro Stück

Die Schilder von Imagotag kosten abhängig von der Displaygröße zwischen sieben Euro für das klassische kleine Regalpreisschild, 25 Euro für Obst-und-Gemüse-Schilder (neun mal sieben Zentimeter) und 70 Euro für ein A5-großes Format, wie es etwa in Getränkegängen genutzt wird. Auch eine bis zu minus 25 Grad kälteresistente Lösung für das Tiefkühlregal wird angeboten. Zudem wird an Lösungen für eine Farbdarstellung getüftelt, die Farbe Rot kann auf den Schildern bereits angezeigt werden.

Die Aktualisierung der angezeigten Preise erfolgt über die Computer in der jeweiligen Handelskonzernzentrale. Per WLAN-Funktechnologie erreicht die eingegebene Information drahtlos und in Sekundenschnelle die einzelnen Schilder an den Regalen sämtlicher Filialen. Die Nutzung eines eigens entwickelten Protokolls sorgt dabei für einen geringen Energieverbrauch und Sicherheit.

Umkämpfter Wachstumsmarkt

Der Markt für ESL gilt als enormer Wachstumsbereich. Eine Studie des US-Marktforschungsinstituts TechNavio prognostiziert bis 2018 Wachstumsraten von jährlich über 18 Prozent. Erwartet wird, dass in den nächsten Jahren sämtliche Handelsketten ihre Papierschilder auf digitale Pendants umrüsten. „Wir spielen da in einem wahren Haifischbecken mit, alle großen IT-Konzerne wie Samsung, Motorola, Toshiba drängen auf diesen aufstrebenden Markt“, so Geschäftsführer Moosburger. „Im letzten Jahr ist kein Monat vergangen, in dem wir nicht ein finanzielles Angebot eines Interessenten erhalten haben.“

Entwicklung in Graz, Produktion in Althofen & Asien

Man habe schließlich in dem globalen Marktführer SES (Store Electronic Systems) aus Frankreich einen Partner gefunden. Der Einstieg wurde im März dieses Jahres mittels Aktientausch besiegelt. SES erhielt damit Zugriff auf die WLAN-Speziallösung von Imagotag, das im Portfolio der Franzosen bisher fehlte, die Grazer profitieren unterdessen von der SES-Präsenz in 50 Ländern. Die Entwicklung erfolgt weiterhin ausschließlich in Österreich. 30 Hightech-Spezialisten arbeiten bei Imagotag in Graz. Produziert wird teilweise bei Flextronics in Althofen in Kärnten, teilweise auch in Asien, um mit dem enormen Preisdruck der Konkurrenz mithalten zu können, so Moosburger.

Beate Macura, ORF.at

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