„Das ist eine Invasionsarmee“
Russland kämpft laut der NATO mittlerweile mit mehr als 1.000 Soldaten aufseiten der prorussischen Separatisten gegen die ukrainische Regierung. Das Militärbündnis legte am Donnerstag zum Beweis Satellitenbilder vor. Die Lage sei „zunehmend beunruhigend“, sagte der niederländische Brigadegeneral Nico Tak am Donnerstag im militärischen NATO-Hauptquartier in Mons (Belgien).
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Von einer Invasion Russlands wollte Tak aber nicht sprechen: "Wir reden derzeit von einem Einfall in die Ukraine. Es ist Sache der Politiker, das zu bewerten." Die vorgelegten Satellitenbilder belegen jedoch aus der Sicht der NATO, „dass russische Soldaten, die mit hochmodernen Waffen ausgerüstet sind, innerhalb des souveränen Territoriums der Ukraine operieren“. Zu sehen sind unter anderem moderne russische Artilleriefahrzeuge in der Nähe des ukrainischen Orts Krasnodon auf dem Weg Richtung Westen.
„Sehr große militärische Stärke“
Innerhalb der vergangenen beiden Wochen sei die Unterstützung der russischen Streitkräfte für die Aufständischen quantitativ und qualitativ deutlich angestiegen, urteilte die NATO. Das sei eine Reaktion auf die zunehmenden Erfolge der ukrainischen Regierung im Kampf gegen die Separatisten. Die Zahl von 1.000 russischen Soldaten in der Ukraine sei zudem eine „eher konservative Schätzung“. In Wahrheit seien es wohl „deutlich mehr“ Soldaten. „Dahinter steht sehr große militärische Stärke.“

NATO/DigitalGlobe
Das Satellitenbild zeigt russische mobile Raketenstellungen in der Ukraine
Außerdem sind laut NATO-Angaben etwa 20.000 russische Truppen in der Nähe der Ostgrenze der Ukraine auf russischem Gebiet stationiert. Im Gegensatz zu den ersten militärischen Stationierungen Russlands, die im März begannen und bis etwa Juli dauerten, würden jetzt auch keine alten T-64-Panzer mehr eingesetzt, sondern die wesentlich moderneren T-72-Panzer. Die russischen Truppen seien generell besser ausgerüstet als zuvor eingesetzte Einheiten. „Das ist eine Invasionsarmee.“
„Lage zunehmend ernst“
Die NATO habe festgestellt, dass „große Mengen hochmoderner Waffen einschließlich Luftabwehrsystemen, Panzern und gepanzerten Fahrzeugen den Separatisten in der Ostukraine übergeben wurden“, so Tak. „Es handelt sich um sehr komplexes Kriegsgerät, das eine sehr gut ausgebildete Bedienmannschaft erfordert. Es ist extrem unwahrscheinlich, dass die Separatisten diese Artillerie bedienen“, sagte Tak weiter. Der Niederländer leitet das mit der Lage in der Ukraine befasste militärische Krisenzentrum der NATO.
General Tak unterstrich: „Die Anwesenheit dieser Waffen zusammen mit einer erheblichen Zahl russischer Kampftruppen innerhalb der Ukraine macht die Lage zunehmend ernst.“ Russland versuche derzeit, die Separatisten zu stärken, damit diese wieder die Oberhand bekommen. Dem diene offensichtlich auch der Versuch, eine zweite Front in der Nähe der Stadt Mariupol zu schaffen, auf dem Landweg zwischen Russland und der annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim.
Tote Russen wohl keine „Opfer von Verkehrsunfällen“
„Ich halte es für wahrscheinlich, dass alles in einem Stillstand endet“, sagte Tak. Er könne nicht sämtliche Informationen vorlegen, die die NATO über die Beteiligung russischer Soldaten an den Kämpfen in der Ukraine habe. Er verwies auf in der Ukraine gefangen genommene Russen und auf den Rücktransport russischer Gefallener in die Heimat: „Wir halten es für unwahrscheinlich, dass das auf einer plötzlichen Häufung von Verkehrsunfällen beruht. Wir sehen, dass die russischen Verluste mit unseren vertraulichen Informationen übereinstimmen.“
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