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Staatsfond soll Anleihen kaufen

Der staatliche russische Ölkonzern Rosneft hat die Regierung wegen der Sanktionen des Westens einem Zeitungsbericht zufolge um Hilfen von umgerechnet 31 Milliarden Euro gebeten. Nach einem Vorschlag von Konzernchef Igor Setschin soll der russische Staatsfonds Anleihen seines Unternehmens kaufen, wie das Wirtschaftsblatt „Wedomosti“ am Donnerstag unter Berufung auf Regierungskreise berichtete.

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Ministerpräsident Dmitri Medwedew wies demnach seine Mitarbeiter an, den Vorschlag zu prüfen. Die Summe von 31 Milliarden Euro (1,5 Billionen Rubel) entspricht genau der Verschuldung von Rosneft zur Jahresmitte. Das Unternehmen muss nach eigenen Angaben in diesem Jahr 440 Milliarden Rubel und 2015 weitere 626 Milliarden Rubel zurückzahlen.

Dem Bericht zufolge ist das meiste Geld des Staatsfonds allerdings in andere Projekte investiert. Es sei unwahrscheinlich, dass Medwedew den Plan unterstütze. Ein Behördenvertreter habe den Vorschlag als „entsetzlich“ verworfen. Rosneft selbst lehnte einen Kommentar ab.

Kein Geld mehr vom US-Finanzmarkt

Wegen des Konfliktes in der Ukraine hat der Westen russische Firmen mit Sanktionen belegt. So darf sich Rosneft auf dem US-Finanzmarkt kein Geld mehr leihen. Das betrifft Anleihen und Darlehen mit einer Laufzeit von mehr als drei Monaten. Rosneft wäre nicht der erste Konzern, der die Regierung um Staatshilfe bittet. Das haben etwa die Gasprombank, die Vnesheconombank (VEB) und die Russian Agricultural Bank (Rosselkhozbank) getan. Die drei Unternehmen sind ebenfalls von Strafmaßnahmen betroffen.

Die USA und die EU wollen Russland mit den Sanktionen dazu bewegen, auf die Separatisten im Osten der Ukraine mäßigend einzuwirken. Sie werfen der Regierung in Moskau außerdem vor, die Kämpfer zu unterstützen. Das weist Russland zurück.

Putin eröffnet US-russische Ölplattform

Inmitten der Spannungen erteilte Kreml-Chef Wladimir Putin einem russisch-amerikanischen Milliardenprojekt in der rohstoffreichen Arktis grünes Licht. Putin startete per Videokonferenz eine Ölplattform, die von Rosneft und ExxonMobil verwaltet wird.

Mit Verweis auf die gegenseitigen Sanktionen Russlands und des Westens in der Ukraine-Krise betonte er, die internationale Wirtschaft zeige mit dem Projekt in der Karasee „Pragmatismus und gesunden Menschenverstand“. Das sei angesichts „momentaner politischer Probleme“ erfreulich, sagte Putin am Samstag einer Mitteilung zufolge im Schwarzmeer-Ort Sotschi. Das Vorhaben sei ein Beispiel erfolgreicher Kooperation.

Riesiges Öl- und Erdgaslager vermutet

Der Russland-Repräsentant des US-Konzerns Exxon, Glen Waller, kündigte an, das Unternehmen wolle seine Arbeit in Russland ungeachtet der US-Sanktionen gegen Moskau fortsetzen. „Unsere Zusammenarbeit ist langfristig. Wir sehen hier große Perspektiven“, sagte Waller der Agentur Interfax zufolge. Rosneft und ExxonMobil kooperieren bereits auf Ölfeldern in Sibirien und vor der ostrussischen Insel Sachalin. Rosneft-Chef Igor Setschin zufolge sollen die Probebohrungen in der Karasee in zwei Monaten beendet sein.

Die von Putin gestartete Ölplattform „West Alpha“ steht inmitten Russlands nördlichster Bohrung Universitetskaja-1. Arbeiten dort sind in der eisfreien Zeit von August bis Ende Oktober vorgesehen. Rosneft vermutet in diesem Teil des Nordpolar-Meers Reserven von mindestens 3,5 Milliarden Tonnen Erdöl und elf Billionen Kubikmeter Gas.

Umweltschützer warnen aber seit Jahren mit Nachdruck vor einer wirtschaftlichen Ausbeutung der Region. Sie fürchten, dass die Anrainerländer das Gebiet in ein „riesiges Bergwerk“ verwandeln könnten - mit womöglich verheerenden Folgen für die Natur.

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