Befürchtungen nach Millionendeal
Landwirte und die Opposition in Neuseeland laufen Sturm. Sie befürchten einen Ausverkauf der wertvollsten landwirtschaftlichen Flächen an China. Wie Beamte Anfang August bestätigten, wurde das bekannte Landgut Lochinver Station auf Neuseelands Nordinsel, rund 138 Quadratkilometer, an das chinesische Konglomerat Shanghai Pengxin Group verkauft - die Zustimmung der Regulatoren beider Länder vorausgesetzt.
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Der Verkaufspreis liegt bei 70 Millionen Neuseelanddollar (rund 44 Mio. Euro), wie die Website Quartz berichtete. Auf Lochinver Station werden auch Schafe und Rinder gezüchtet, so die neuseeländische Website Stuff. Neuseeland gilt als der weltgrößte Exporteur von Milch- und Milchprodukten.
Die Betreiber großer landwirtschaftlicher Betriebe, Beamte und Aktivisten sind besorgt, dass das nur der Beginn des „Ausverkaufs an China“ sein könnte und stimmen in die weltweite Kritik in Ländern, die bereits Flächen an China verkauft haben, mit ein.
Bauernverband: „Familiensilber“ wird verkauft
Vertreter des neuseeländischen Bauerverbandes Federated Farmers kritisierten, dass die Regierung keine Vorteile aus dem Deal erklären konnte - schon gar nicht für die Einwohner der Gegend. „Wir haben nicht so viel Land, wir sind ein kleiner Staat, deshalb haben große Länder bessere Möglichkeiten für strategische Landeinkäufe in Neuseeland. Die Frage ist, verkaufen wir damit nicht das Familiensilber?“, so William Rolleston, der Präsident der Farmer-Vereinigung.
Opposition geht auf die Barrikaden
Pengxin besitzt bereits 80 Quadratkilometer Farmland auf der Nordinsel und einen 75-Prozent-Anteil an Synlait Farm mit rund 40 Quadratkilometern auf der Südinsel. Wie der Konzern auf seiner Website schreibt, kontrolliert er Tausende Hektar in Südamerika, Kambodscha und China. Sie werden für den Anbau von Weizen, Mais und Sojabohnen sowie für die Schafzucht genützt.
Der Verkauf ärgert nicht nur die Bauernvertreter, auch die Opposition nutzt das Thema zur Kritik an der Regierung. Die Regierung verkaufe das Land und damit die Zukunft der nächsten Generationen. Die Regierung ihrerseits wirft der Opposition Fremdenfeindlichkeit und Panikmache vor.
Chinas großes Problem
Bisher kauften chinesische Konzerne Landwirtschaftsbetriebe, Nutzflächen und Rohstoffquellen wie etwa Minen in den USA, Südamerika, Südostasien und Afrika. Sie dienen dazu, Chinas Nahrungsmittelbedarf und den Rohstoffhunger des riesigen Landes abzudecken. China selbst hat rund 20 Prozent der Weltbevölkerung, aber nur rund neun Prozent der weltweiten Anbauflächen auf seinem Gebiet.
Das Verhältnis verschlechtert sich durch die anhaltende Urbanisierung des Landes weiter. Auch Umweltverschmutzung setzt der Erde und dem Wasser durch die wachsende Industrialisierung zu. Insgesamt hat China laut einer Studie bis 2012 rund 83.000 Quadratkilometer in Schwellenländern aufgekauft. Das entspricht der gesamten Fläche Österreichs.
Ukraine-Vorhaben wieder zurückgezogen
Letztes Jahr verkündete die dem chinesischen Militär zumindest nahestehende Xinjiang Production and Construction, dass sie 30.000 Quadratkilometer in der Ukraine anmieten wolle, zog diese Meldung jedoch wegen Kritik wieder rasch zurück. Man wolle dort nur ein besseres Bewässerungssystem installieren, im Gegenzug für günstigere Bedingungen für die Maisimporte aus der Ukraine.
Afrika als Rohstoffquelle und Absatzmarkt
China ist bereits seit geraumer Zeit etwa in Afrika aktiv. Zuletzt wurde die Kritik lauter, dass China nur die Rohstoffe Afrikas ausbeuten wolle und Entwicklungshilfe vernachlässige. Ebenso gab es Vorwürfe gegen chinesische Firmen, einheimische Arbeiter ungerecht zu behandeln. Staatlich gelenkt, sicherten sich Firmen Rohstoffe wie Öl und Kupfer sowie Ackerland zur Nahrungsmittelproduktion. Es werden an strategisch wichtigen Stellen Flughäfen und Häfen gebaut, Afrika soll nicht nur als Quelle dienen, sondern auch als Absatzmarkt für chinesische Produkte entwickelt werden.
2009 löste China die USA als Afrikas wichtigster Handelspartner ab. Im vergangenen Jahr überstieg das Handelsvolumen zwischen der Volksrepublik und Afrika erstmals die Marke von 200 Milliarden Dollar. Xinhua zufolge sind mehr als 2.500 chinesische Firmen auf dem Kontinent tätig.
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