Zusammenstöße auch in Tripolis
Anhaltende Kämpfe zwischen der libanesischen Armee und dschihadistischen Milizen aus Syrien im und nahe dem Grenzort Arsal haben in den letzten Tagen für zunehmend besorgte Blicke Richtung Libanon gesorgt. Bei den Gefechten wurden in den vergangenen Tagen mindestens 17 libanesische Soldaten, Dutzende Dschihadisten, aber auch Zivilisten getötet - 22 Soldaten werden zudem vermisst.
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Nach Armeeangaben griffen bewaffnete Gruppen vor rund einer Woche in der Region Arsal im östlichen Libanon Polizei- und Armeeposten an, nachdem die Streitkräfte einen syrischen Kommandant der islamistischen Rebellengruppe Al-Nusra-Front festgenommen hatten.

APA/EPA
Libanesische Soldaten auf dem Weg nach Arsal
Eine am Dienstagabend vereinbarte Waffenruhe hielt libanesischen Angaben zufolge nur kurz - bereits am Mittwoch wurde von neuen Zusammenstößen berichtet. Laut der Nachrichtenagentur NNA begann die Armee, an mehreren Straßen im Libanon Sicherheitscheckpoints zu errichten. Der Weg von Arsal nach Syrien gilt als Versorgungsroute für syrische Rebellen im Kampf gegen das Regime des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad.
Die Region ist aber auch Anlaufstelle syrischer Flüchtlinge. Libanesische Medien schätzen, dass derzeit durch die Gefechte bis zu 40.000 Zivilisten und rund 120.000 syrische Flüchtlinge in der Region eingeschlossen sind. Laut dem Leiter der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, Rami Abdel Rahman, sollen bereits zahlreiche syrische Flüchtlinge bei den Kämpfen getötet worden sein.
Zunehmende Zwischenfälle auch in Tripolis
Ein Dschihadistenangriff forderte am Dienstag unterdessen auch in der nordlibanesischen Hafenstadt Tripolis mehrere verletzte Soldaten. Die Angreifer attackierten nach Angaben der Zeitung „The Daily Star“ einen Bus der Armee im sunnitischen Viertel Bab al-Tabnah. Der Zeitung wurde bei den Unruhen ein achtjähriges Mädchen getötet.
Tripolis war bereits in den vergangenen Wochen immer wieder Schauplatz von Zwischenfällen zwischen Dschihadisten und den libanesischen Behörden. Als Reaktion auf Kämpfe in Arsal kam es am Dienstag bei einer Demonstration zu schweren Ausschreitungen. Auslöser waren Nachrichten, dass eine Delegation sunnitischer Geistlicher in Arsal angegriffen worden sei. Die Delegation aus Tripolis hatte versucht, eine Waffenruhe zwischen der Armee und den syrischen Extremisten zu verhandeln.
UNO-Sicherheitsrat zunehmend besorgt
Libanons militärisches Vorgehen gegen Extremistengruppierungen wurde zuletzt vom UNO-Sicherheitsrat befürwortet - gleichzeitig warnte das höchste UNO-Gremium das Land aber vor der Gefahr, sich immer tiefer in den Syrien-Konflikt hineinziehen zu lassen. Der Rat rief die libanesischen Politiker am Montag (Ortszeit) in New York dazu auf, „die nationale Einheit zu bewahren“.
Finanzspritze aus Saudi-Arabien
Der libanesische Ministerpräsident Tammam Salam kündigte unterdessen ein hartes Durchgreifen gegen „Terroristen“ an. Zugleich forderte er Frankreich auf, die vereinbarte Waffenlieferung an sein Land zu beschleunigen. Diese gehört zu einem von Saudi-Arabien finanzierten Deal im Wert von umgerechnet 2,2 Milliarden Euro. Auch der libanesische Armeechef Jean Kahwahdschi forderte Frankreich auf, die benötigten Waffen so schnell wie möglich zu liefern.
Erst am Mittwoch gab der ehemalige libanesische Regierungschef Saad Hariri zusätzliche Unterstützung aus Saudi-Arabien bekannt. Saudi-Arabien ließ der libanesischen Armee demnach bereits eine Milliarde Dollar (747,27 Mio. Euro) für den Kampf gegen die Dschihadisten zukommen.
Der Libanon versucht zwar, sich aus dem Konflikt im Nachbarland herauszuhalten. Jedoch gibt es infolge des Bürgerkriegs auch unter den libanesischen Volksgruppen starke Spannungen, die immer wieder in offene Gewalt umschlagen. Zur Verschärfung der Spannungen hat auch beigetragen, dass die schiitische Hisbollah seit dem Frühjahr 2013 offen an der Seite der syrischen Regierungstruppen kämpft.
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