Thujen statt Barrikaden
Das derzeit im Kosovo herrschende Machtvakuum könnte auch den Dauerstreit zwischen Kosovo-Albanern und der serbischen Minderheit wieder aufheizen. Denn immer wieder kommt es zu Auseinandersetzungen um die Eingliederung des mehrheitlich von Serben bewohnten Nordens.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
Die im Nordkosovo gelegene Stadt Mitrovica ist häufig Schauplatz dieses Konflikts. Die Brücke über den Fluss Ibar, die wichtigste Brücke der früher geteilten Stadt, ist seit 2011 von Serben blockiert. Sie wollen dadurch kosovarische Zollbeamte und Polizisten daran hindern, die Grenzübergänge im Norden des Kosovo zu erreichen, und zudem den Protest gegen die Regierung in Prishtina ausdrücken.
„Friedenspark“ auf Ibar-Brücke
Die Brücke besitzt sowohl für Serben als auch für die im Süden der Stadt lebenden Albaner einen hohen Stellenwert. Der Norden und der Süden der Stadt werden mittlerweile als zwei getrennte Gemeinden behandelt. Der Bürgermeister von Nordmitrovica, Goran Rakic, wollte Mitte Juni auf der Brücke einen „Friedenspark“ errichten.

APA/EPA/Valdrin Xhemaj
Statt der Barrikaden wurden nun Thujen auf der Ibar-Brücke aufgestellt
Er ließ die Barrikaden aus Erde, Steinen und Beton entfernen und stellte stattdessen Töpfe mit Thujen auf. „Überall in der Welt wurden Brücken geschlagen, um Menschen zu verbinden. Diese unsere Brücke ist mit der Zeit zum Symbol der Trennung und der Unmöglichkeit geworden, eine normale Koexistenz zwischen dem serbischen und dem albanischen Volk zu führen“, so Rakic.
Proteste gegen pflanzliche Barriere
Beobachter sprachen bald von einer Thujen-Demokratie, die in Nordmitrovica entstanden sei und die Trennung zwischen Norden und Süden nur noch verstärke. Denn mit den Thujen wurde auch der Verkehrsweg weiter blockiert. Nur wenige Tage später protestierten Hunderte Kosovaren gegen die pflanzliche Barriere. Es gab sogar Zusammenstöße mit der Polizei. Ministerpräsident Hashim Thaci sprach von einem „gefährlichen und illegalen Spiel“ und forderte die Entfernung der Barriere. In den Wochen danach drohte die Regierung immer wieder, den „Friedenspark“ mit schwerem Räumgerät gewaltsam zu beseitigen. Das könnte den Konflikt wieder neu anfachen.
Die EU konnte trotz intensiver Vermittlung den Konflikt um die Ibar-Brücke bisher nicht lösen. Beide Seiten gingen Ende Juli aus den Verhandlungen und verkündeten unterschiedliche Ergebnisse. So meinte etwa der serbische Verhandlungsführer Marko Djuric, dass die Blockade der Brücke bestehen bleibe. Die albanische Delegationsleiterin Edita Tahiri berichtete, dass das Hindernis abgebaut werden müsse.
Links: