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Öffentlichkeit nimmt Abschied

Nach dem Tod von Nationalratspräsidentin Barbara Prammer (SPÖ) ist die Betroffenheit in der Öffentlichkeit groß. Ganz Österreich trauert um die beliebte Politikerin. Prammer soll in der Säulenhalle im Parlament aufgebahrt werden, damit sich die Bevölkerung von ihr verabschieden kann. In Wien wurden am Sonntag die Flaggen an öffentlichen Gebäuden auf halbmast gesetzt.

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Das erklärte Prammers Sprecher Gerhard Marschall bei einer Pressekonferenz am Sonntag mit Parlamentsdirektor Harald Dossi, Universitätsprofessor Christoph Zielinski und dem Zweiten Nationalratspräsidenten Karlheinz Kopf (ÖVP). Dienstagfrüh wird im Parlament das Kondolenzbuch aufliegen, in das sich als erster Bundespräsident Heinz Fischer einträgt.

Staatsakt in Wien

Für die Aufbahrung habe man sich in Absprache mit ihrer Familie entschieden, außerdem wurde ein Onlinekondolenzbuch für Prammer eingerichtet. Prammer selbst hinterließ keine Wünsche oder Verfügungen für diese Situation. Am Sonntag waren die Flaggen an öffentlichen Gebäuden wie dem Parlament und der Präsidentschaftskanzlei sowie auch an Landhäusern auf halbmast gesetzt.

Fahne auf dem Parlament auf Halbmast

APA/Hans Punz

Die Fahnen wehen, wie hier die Trauerbeflaggung im Parlament, auf halbmast

Ein Staatsakt für die verstorbene Nationalratspräsidentin wird in Wien im Parlament stattfinden. Ob es auch ein Staatsbegräbnis geben wird, ist noch nicht bekannt. Der im Amt verstorbenen Nationalratspräsidentin steht zwar ein Staatsbegräbnis zu. Doch noch steht nicht fest, ob die Familie sich für ein solches entscheiden wird. Ob die Beisetzung in Wien oder in Oberösterreich erfolgen wird, ist ebenfalls noch unklar.

„Optimale medizinische Versorgung“

Prammer starb Samstagnachmittag in ihrer Wohnung im Kreise ihrer Familie in ihrem 61. Lebensjahr an den Folgen einer Krebserkrankung. Seit Mittwoch war sie zu Hause und wurde von einem Hospizteam des Allgemeinen Krankenhauses (AKH) betreut. Zielinski, Leiter der Klinischen Abteilung für Onkologie am Wiener AKH, mit dem gemeinsam Prammer vor knapp einem Jahr ihre Krebserkrankung öffentlich gemacht hatte, betonte, er habe Prammer als eine „außerordentliche Person kennengelernt“.

Sie sei eine „besondere Frau, die mit Bescheidenheit, Zurückgenommenheit und ungeheurer Disziplin ihrem Beruf nachgegangen ist“. Auf die genaue Diagnose ging der Arzt nicht ein, da er von der Schweigepflicht, „die über das Grab hinausgeht“, nicht entbunden sei. Prammer habe jedenfalls „alles erfahren, was heute als optimale Versorgung bei dieser Krankheit gilt“, doch leider sei man nicht in der Lage gewesen, das Schicksal zu ändern.

Seit 2006 das zweithöchste Amt im Staat

Die über die Parteigrenzen anerkannte SPÖ-Politikerin bekleidete als Nationalratspräsidentin seit 2006 das zweithöchste Amt im Staat. Ihre Krebserkrankung machte Prammer im September des Vorjahres selbst öffentlich und übte ihr Amt bis zum Auftreten von gesundheitlichen Komplikationen im Juli aus.

Blumen vor dem Parlament

APA/Hans Punz

Rote Rosen lagen am Sonntag am Eingang des Parlaments

Kopf bedankte sich bei Prammer für die „sehr kollegiale und wertschätzende Zusammenarbeit“ und im Namen der Abgeordneten und der Parlamentsmitarbeiter „für die umsichtige, überparteiliche, allseits anerkannte und sehr menschliche Führung des Hauses“.

Für Bundespräsident Fischer war Prammer „eine der großen Frauenpersönlichkeiten im öffentlichen Leben unseres Landes und auch über die Grenzen unseres Landes hinaus bekannt und geschätzt“. Ihr Mitgefühl drückten neben den Regierungsmitgliedern und Landespolitikern auch zahlreiche Vertreter der unterschiedlichsten Organisationen und Institutionen aus. Auch die Oppositionspolitiker würdigten Prammers Leistungen und zollten ihr Respekt dafür, dass sie ihr Amt trotz der Krebserkrankung ausübte.

Nachfolger wird vor 24. September bestimmt

Parlamentsdirektor Harald Dossi würdigte Prammer als „eine ganz großartige Chefin“: „Sie hat eine gute Verwaltung geschätzt und sie im besten Sinne des Wortes auch genutzt“, sagte Dossi. „Sie hat uns gefordert dabei“, es sei nicht immer einfach gewesen, „aber das hat es so schön gemacht, mit ihr zu arbeiten“.

Über ihre Nachfolge solle in „gebührendem zeitlichen Abstand zu den Trauerfeierlichkeiten“ entschieden werden, sagte Kopf. Für die Wahl eines neuen Nationalratspräsidenten werde es vor der nächsten regulären Nationalratssitzung am 24. September eine Sondersitzung geben, so Kopf. Das konkrete Datum soll in der Sitzung der Präsidiale am Montag festgelegt werden. Eine gesetzliche Frist für die Neubestellung eines Nachfolgers gibt es nicht. Bis zur Wahl des Nachfolgers oder der Nachfolgerin führen Kopf und der Dritte Nationalratspräsident Norbert Hofer (FPÖ) die Amtsgeschäfte.

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