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Keine Entschärfung der Krise in Sicht

Der Nahost-Friedensprozess kommt nicht voran, die Palästinenser bilden eine Einheitsregierung, die Spannungen wachsen. Israel nimmt die Entführung dreier jüdischer Jugendlicher zum Anlass für den größten Militäreinsatz im Westjordanland seit zwölf Jahren gegen die Hamas. Die Lage eskaliert. Eine Chronolgie:

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12. Juni 2014: Drei jüdische Religionsschüler - zwei 16-Jährige und ein 19-Jähriger - verschwinden am späten Abend auf dem Heimweg von ihrer Schule in einer Siedlung bei Bethlehem im Westjordanland.

15. Juni: Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu beschuldigt die radikalislamische Palästinenserorganisation Hamas der Entführung der Jugendlichen. Die Armee sucht nach ihnen und riegelt das südliche Westjordanland ab.

16. Juni: Netanjahu fordert Palästinenserpräsident Mahmud Abbas zur Hilfe bei der Suche auf.

18. Juni: Abbas verurteilt die Entführung der Jugendlichen und fordert deren Freilassung. Israels Armee hat bei Razzien inzwischen 240 Palästinenser festgenommen, darunter viele Hamas-Mitglieder.

19. Juni: Ein Hamas-Sprecher sagt, Israel habe mit seiner Offensive im Westjordanland das „Tor zur Hölle“ aufgestoßen. Netanjahu fordert Abbas zum Bruch mit der Hamas auf. Dessen Fatah hat zu Monatsbeginn die Einheitsregierung mit Hamas gebildet.

26. Juni: Israels Geheimdienst hat nach eigenen Angaben die Entführer der drei Burschen identifiziert. Es handle sich um zwei ehemalige Häftlinge aus Hebron, Mitglieder der Hamas.

29. Juni: Zehntausende Menschen demonstrieren in Tel Aviv für die Freilassung der Teenager.

30. Juni: Die Leichen der Vermissten werden auf einem Feld bei Hebron gefunden. Hunderte Demonstranten in Jerusalem fordern Rache für den Mord. In der Nacht fliegt die Luftwaffe massive Angriffe auf Ziele im Gazastreifen. Davor ist Israel mit etwa 20 Kleinraketen beschossen worden.

2. Juli: Die Leiche eines verschleppten 16-jährigen Palästinensers wird in einem Wald bei Jerusalem gefunden. Seine Familie beschuldigt israelische Siedler, den Jugendlichen ermordet zu haben. Die israelische Polizei schließt einen kriminellen Hintergrund nicht aus. Im arabischen Ostteil Jerusalems kommt es zu schweren Krawallen.

3. Juli: Nach andauernden Raketenangriffen aus dem Gazastreifen verlegt die israelische Armee zusätzliche Truppen an die Grenze zum Palästinensergebiet. Ein Militärsprecher betont jedoch, Israel sei nicht an einer Offensive interessiert.

4. Juli: Bei der Beisetzung des palästinenischen Jugendlichen kommt es im Osten Jerusalems zu weiteren Ausschreitungen.

5. Juli: Nachdem bekanntwurde, dass der ermorderte 16-Jährige bei lebendigem Leib verbrannt sein soll, weiten sich die Proteste von Ostjerusalem ins Zentrum und in den Norden Israels aus. In mehreren von arabischen Israelis bewohnten Orten kommt es zu Zusammenstößen.

6. Juli: Die israelische Polizei nimmt sechs Israelis unter dem Verdacht der Beteiligung an der Entführung und Ermordung des 16-jährigen Palästinenser fest.

7. Juli: Als Antwort auf den andauernden Raketenbeschuss militanter Palästinenser aus dem Gazstreifen fliegt die israelische Armee in der Nacht erneut Luftangriffe auf den Gazastreifen. Laut palästinensischen Angaben kommen dabei neun Palästinenser ums Leben.

8./9. Juli: Nach neuerlichem Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen startet Israel eine Luftoffensive und trifft Vorbereitungen für eine mögliche Bodenoffensive. Die Hamas droht ihrerseits mit einer Eskalation der Gewalt. Ein Geschoß der Hamas schlägt knapp 120 Kilometer vom Gazastreifen entfernt ein.

10./11. Juli: Wenige Tage nach dem Beginn der Offensive steigt die Zahl der Getöteten im Gazastreifen nach palästinensischen Angaben auf über 100. Militante Palästinensergruppen nehmen erstmals den internationalen Flughafen Ben Gurion bei Tel Aviv ins Visier. Auch aus dem Libanon werden Raketen auf Israel abgefeuert. US-Präsident Barack Obama bietet sich als Vermittler an. Netanjahu erwägt einen zeitlich befristeten Einmarsch von Bodentruppen.

12. Juli: Politiker bemühen sich um eine Lösung des Gazakonflikts: Die USA fordern eine rasche Waffenruhe. Abbas dringt auf eine politische Lösung. Die Arabische Liga beruft für den 14. Juli eine Krisensitzung ein. Der Sonderbeauftragte des Nahost-Quartetts, Tony Blair, trifft zu politischen Gesprächen in Kairo ein.

13. Juli: Fünf Tage nach dem Beginn der israelischen Luftangriffe greift erstmals eine Kommandoeinheit am Boden ein und geht gegen Abschussrampen der Hamas-Milizen vor. Vier Soldaten werden bei Schusswechseln mit militanten Palästinensern verletzt, ehe sich die israelischen Elitetruppen wieder zurückziehen. Am Rande der Atomgespräche in Wien erkunden die Außenminister der USA, Großbritanniens, Frankreichs und Deutschlands Möglichkeiten einer Waffenruhe.

14. Juli: UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon appelliert erneut an beide Seiten, sich auf eine sofortige Waffenruhe zu verständigen. Ägypten stellt einen eigenen Vermittlungsplan vor.

15. Juli: Das israelische Sicherheitskabinett akzeptiert Dienstagfrüh den Kairoer Plan einer Waffenruhe. Die Hamas lehnt den Plan dagegen ab. Nachdem die Raketenangriffe aus dem Gazastreifen unvermindert andauern und das erste Todesopfer auf israelischer Seit zu beklagen ist, nimmt die israelische Luftwaffe ihre Angriffe wieder auf.

16. Juli: Israels Luftwaffe nimmt gezielt Wohnhäuser von Hamas-Führern unter Beschuss. Mittels Flugzetteln werden die Bewohner des nördlichen Gaza-Streifens von der israelischen Armee zum Verlassen ihrer Häuser aufgefordert.

17. Juli: Wenige Stunden vor einer humanitären Waffenruhe dringen 13 bewaffnete Palästinenser durch einen Tunnel nach Israel vor, die Luftwaffe beschießt das Kommando. Nach dem Ende der auf fünf Stunden befristeten Waffenruhe eskaliert die Lage wieder. Israel startet eine Bodenoffensive in dem dicht besiedelten Palästinensergebiet, um Tunnel und Raketenlager zu zerstören.

19. Juli: Die israelische Armee weitet ihre Bodenoffensive aus. Die Lage der Bevölkerung in Gazastreifen wird immer dramatischer.

20. Juli: Eine humanitäre Feuerpause zur Bergung von Toten in der Stadt Gaza bricht nach kurzer Zeit zusammen. Die israelische Bodenoffensive weitet sich zu einem Häuserkampf mit zahlreichen Toten auf beiden Seiten aus.

22. Juli: Die US-Luftfahrtbehörde FAA verbietet amerikanischen Fluggesellschaft vorübergehend, Tel Aviv anzufliegen. Auch europäische Unternehmen stellen für mehrere Tage ihre Flüge ein.

25. Juli: US-Außenminister John Kerry legt laut Medienberichten den Konfliktparteien einen Vorschlag über eine einwöchige Feuerpause vor, in der unter ägyptischer Vermittlung Gespräche über eine längerfristige Friedenslösung aufgenommen werden sollen. Israel lehnt vorerst ab.

26. Juli: Eine zwölfstündige humanitäre Waffenruhe tritt in Kraft. Israel und die Hamas hatten sich am Vortag darauf verständigt. Am Abend verlängert Israel die Waffenruhe einseitig auf zunächst vier, dann um 24 Stunden. Von der Hamas wird eine Verlängerung abgelehnt und Israel erneut mit Raketen beschossen.

27. Juli: Israel kündigt die am Vortag angebotene Waffenruhe wieder auf und nimmt die Kampfhandlungen im Gazastreifen wieder voll auf. Am Nachmittag erklärt die Hamas ihre Bereitschaft für eine verlängerte Feuerpause. Israel wirft Hamas vor, sich nicht an diese zu halten und lehnt das Angebot ab.

28. Juli: Der UNO-Sicherheitsrat fordert erneut in einer einstimmigen Erklärung eine sofortige Waffenruhe.

30. Juli: Nach dem Beschuss einer UNO-Schule im Gazastreifen mit 20 Toten hagelt es Kritik an Israel.

31. Juli: Israel weitet seine Offensive aus. Die Armee hat nach Medienberichten weitere 16.000 Reservisten mobilisiert.

1. August: In der Früh tritt eine dreitägige Feuerpause in Kraft. Diese wird jedoch offenbar gleich darauf von der Hamas gebrochen: Laut Armee wurde bei einem Angriff der Hamas ein israelischer Soldat entführt.

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