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Tränengaseinsatz nach Steinwürfen

Bei Protesten gegen die israelische Offensive im Gazastreifen ist es am Samstag in Paris zu schweren Ausschreitungen zwischen Demonstranten und der Polizei gekommen. Schauplatz der im Vorfeld von den Behörden verbotenen Veranstaltung war der zentrale Platz der Republik im Zentrum der französischen Hauptstadt.

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Ungeachtet eines Demonstrationsverbots versammelten sich rund 5.000 Menschen zu der zunächst friedlich verlaufenen Protestveranstaltung. Später kam es am Rande der Kundgebung allerdings zu schweren Zusammenstößen mit der Polizei. Als die Beamten mit Steinen beworfen wurden, setzten sie Tränengas ein und nahmen nach eigenen Angaben 69 Personen fest.

Ein Demonstrant wirft einen Stein

APA/EPA/Etienne Laurent

Nachdem bei der zunächst friedlichen Veranstaltung Steine flogen, eskalierte die Lage

Bereits zuvor waren rund 40 Menschen festgenommen worden, wie aus Polizeikreisen verlautete. Demnach hatten die Beamten die Anweisung, rasch und entschieden einzugreifen, sobald antisemitische Slogans gerufen werden. Die Polizei war mit einem starken Aufgebot präsent, nachdem es bereits in den vergangenen Wochen am Rande von propalästinensischen Demonstrationen antisemitische Ausschreitungen gegeben hatte.

Von Präfektur verboten

Die Demonstration war eigentlich von der Pariser Polizeipräfektur wegen der Gefahr der Störung der öffentlichen Ordnung verboten worden. Gegen Mittag hatte die Justiz das Verbot der Demonstration erneut bestätigt, nachdem die Organisatoren zuvor einen Eilantrag beim Pariser Verwaltungsgericht gegen das Verbot eingereicht hatten. Innenminister Bernard Cazeneuve forderte die Organisatoren daraufhin auf, ihren Aufruf zur Kundgebung zurückzuziehen. Diese lehnten jedoch ab und kritisierten das Demonstrationsverbot als Provokation.

Die Behörden hatten bereits am vergangenen Samstag und Sonntag zwei Demonstrationen im Pariser Stadtteil Barbes und in der Pariser Vorstadt Sarcelles wegen Sicherheitsbedenken verboten, woraufhin es an beiden Orten zu Ausschreitungen kam. In Sarcelles wurden Geschäfte geplündert, ein jüdischer Laden in Brand gesetzt und Israel-feindliche Parolen gerufen.

Genehmigte Demonstrationen in anderen Städten waren ohne Zwischenfälle verlaufen. Auch am Samstag gab es in Marseille und Nizza wieder propalästinensische Demonstrationen mit Tausenden Teilnehmern, die friedlich verliefen.

Gaza-Proteste vor dem Big Ben in London

APA/EPA/Andy Rain

Auch in London protestierten Tausende gegen die Gaza-Offensive

Tausende auch auf Londons Straßen

Auch in London wurde am Samstag gegen die israelische Militäroffensive im Gazastreifen protestiert, bei der in knapp drei Wochen mehr als 1.000 Palästinenser getötet wurden. Nach Angaben der britischen Polizei marschierten mindestens 10.000 Demonstranten von der israelischen Botschaft in Kensington vorbei am Büro des Premierministers David Cameron bis vor das Parlament in Westminister. Laut einem AFP-Fotografen war die Zahl womöglich noch deutlich höher.

„Stoppt Israels Staatsterror“, „Freiheit für Palästina“ und „Gaza - Endet die Belagerung“ stand auf den Schildern der Demonstranten. Als die Teilnehmer am Sitz der Regierung vorbeikamen, riefen sie: „Schande über dich, David Cameron“.

Gaza-Proteste in Wien

APA/Herbert P. Oczeret

Rund 550 Teilnehmer wurden bei zwei Protestveranstaltungen in Wien gezählt

Schreiduelle in Wien

Die Gaza-Offensive war auch in anderen Städten Europas Anlass der diesjährigen „Al-Kuds“-Proteste. In Deutschland gingen etwa in München, Berlin und Frankfurt Hunderte auf die Straßen. Rund 400 Teilnehmer zählte nach Polizeiangaben auch eine Pro-Gaza-Kundgebung und rund 150 eine Gegenveranstaltung in Wien. Am Begegnungsort beider Demonstrationszüge am Lugeck kam es zu heftigen Schreiduellen zwischen den beiden Teilnehmergruppen. Zwischenfälle und Auseinandersetzungen konnten von der Polizei verhindert werden.

Tote im Westjordanland

In vielen muslimischen Ländern kam unterdessen bereits am Vortag zu massiven „Al-Kuds“-Protesten. Mindestens sechs Todesopfer forderten nach Angaben der Rettungskräfte dabei Ausschreitungen bei einer Protestveranstaltung im Westjordanland. Tausende Menschen versammelten sich auch in der jordanischen Hauptstadt Amman zu Anti-Israel-Protesten. Im Libanon kamen Tausende zu einer Protestveranstaltung in einem Vorort von Beirut, bei der Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah der radikalislamischen Hamas seine „Unterstützung“ zusicherte.

Auch im Iran gingen Tausende Menschen nach dem Freitagsgebet auf die Straße, wie das Staatsfernsehen berichtete. In der Hauptstadt Teheran zogen die Demonstranten in neun Märschen zur Universität im Zentrum. Der iranische Präsident Hassan Rouhani rief die islamische Welt zum Widerstand gegen Israel auf.

Israel und die radikalislamische Hamas im Gazastreifen bekämpfen einander seit Anfang Juli. In dem Konflikt sind nach Angaben der Behörden im Gazastreifen bereits über 1.000 Palästinenser ums Leben gekommen. Auf israelischer Seite sind 40 Soldaten und drei Zivilisten getötet worden.

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