Israelische Politiker empört
Die Streichung zahlreicher Flüge nach Israel setzt das Land nun auch wirtschaftlich unter Druck. Viele Airlines stellten ihre Verbindungen zum internationalen Flughafen Ben Gurion bei Tel Aviv wegen des andauernden Raketenbeschusses aus dem Gazastreifen vorübergehend ein - und verlängerten nun die Maßnahme.
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Für Israel ist Ben Gurion das „Tor zur Welt“. Nachdem Raketenteile in der Nähe des Flughafens gefunden worden waren, hatten amerikanische und europäische Fluggesellschaften am Dienstag vorübergehend Flüge nach Tel Aviv eingestellt. Die meisten Flugstreichungen gelten mindestens bis einschließlich Donnerstag. Auch die US-Luftfahrtbehörde FAA verlängerte ihr Flugverbot am Mittwoch zuerst um 24 Stunden, nur um es Donnerstagfrüh wieder aufzuheben.
US-Luftfahrtbehörde verlängert Sperre
Die FAA hatte das Landeverbot in einem Schreiben an Piloten anfangs mit der „potenziell gefährlichen Situation“ durch den Gaza-Krieg argumentiert. Zuvor war eine Rakete aus dem Gazastreifen nahe dem Flughafen zwischen Jerusalem und Tel Aviv eingeschlagen. Trotz der Aufhebung des Landeverbots warnte die FAA Donnerstagfrüh vor einer „sehr wechselhaften Situation“ und anhaltenden Kämpfen im nahegelegenen Gazastreifen.
Inzwischen hat Israel den Militärflughafen Ovda in der Negev-Wüste nördlich von Eilat als Ausweichmöglichkeit für internationale Flüge geöffnet.
Keine AUA-Flüge bis mindestens Donnerstag
Die Lufthansa-Group - zu der mehrere Airlines, unter anderem auch die Austrian Airlines, gehören - und Airberlin strichen sämtliche Verbindungen von und nach Tel Aviv und boten betroffenen Passagieren Umbuchungen und Erstattungen an. Es gebe „keine ausreichend belastbaren, neuen Informationen“, die eine Wiederaufnahme des Flugbetriebs rechtfertigen würden, teilte die Lufthansa Group in Frankfurt am Main mit.
Für Donnerstag seien alle 20 Flüge aus Frankfurt, München, Köln, Zürich, Wien und Brüssel nach Tel Aviv annulliert worden. Zur Lufthansa Group gehören die Lufthansa, Germanwings, Austrian Airlines, Swiss und Brussels Airlines. Austrian Airlines will danach über die weitere Vorgangsweise entscheiden. Das Landeverbot der FAA hatte die israelische Politik empört.
Politische Hintergedanken?
Der israelische Luftfahrtexperte Efraim Kommissar sagte dem Sender Arutz 7, die USA wollten mit der Maßnahme Druck auf die Regierung in Jerusalem ausüben und den Bemühungen um eine Waffenruhe zwischen Israel und der im Gazastreifen herrschenden Hamas „Rückenwind verleihen“. Die US-Regierung bestritt eine solche Motivation. Es gehe einzig darum, amerikanische Bürger und Airlines zu schützen, sagte US-Außenminister John Kerry nach Angaben seines Ministeriums in einem Gespräch mit Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu.
Es ist das erste Mal seit 1991, dass ausländische Fluggesellschaften in größerer Zahl den Betrieb nach Israel einstellen. Damals hatte der irakische Diktator Saddam Hussein im Golfkrieg der USA und ihrer Verbündeten gegen die irakische Besetzung von Kuwait Scud-Raketen auf Israel abschießen lassen.
Wirtschaftlicher Ruf gefährdet
Israelische Medien warnten vor den wirtschaftlichen, aber auch psychologischen Folgen einer längeren Lähmung des Flugverkehrs. „Wenn die Aussetzung (der Flüge, Anm.) dauerhaft anhält, dann wird das eine unerträgliche Situation für die Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu schaffen“, schrieb die Tageszeitung „Haaretz“.
Gegenüber dem Webportal The Wire sagte Niv Elis, Wirtschaftsredakteur der „Jerusalem Post“, dass 30 Prozent aller Urlaubsbuchungen im August schon storniert wären. Der Tourismus spiele in der Wirtschaft des Landes zwar keine so große Rolle, schmerzhaft seien die Ausfälle aber schon. Ein richtiges Problem gebe es allerdings, wenn Israel in der Wirtschaftswelt den Ruf eines unsicheres Landes bekomme.
„Belohnung für den Terror“
Dementsprechend harsch reagierten israelische Politiker auf die Maßnahmen: „Die richtige Antwort ist nicht, Flüge zu streichen, sondern die Raketen (der Hamas) zu stoppen“, sagte Präsident Schimon Peres bei einem Treffen mit UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon in Jerusalem.
Israels Transportminister Israel Katz sagte, er habe dazu aufgerufen, diese Entscheidung rückgängig zu machen, berichtete der israelische Rundfunk. Abflüge und Landungen auf Ben Gurion seien vollkommen sicher. Die Streichung der Flüge sei eine „Belohnung für den Terror“ der radikalislamischen Hamas im Gazastreifen, sagte Katz nach Angaben des israelischen Rundfunks.
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